Die Langstrecke ist ihr Ding

13.8.2018, 17:10 Uhr
Die Langstrecke ist ihr Ding

© Foto: Mirko Seifert

Die Schwimmsaison und das Schuljahr sind vorbei, endlich Ferien! Endlich Zeit, um das nachzuholen, wofür Antonia Berger die vergangenen elf Monate keine oder nur kaum Zeit hatte: Schlafen, Urlaub, Freunde treffen. Wer der 16-Jährigen zuhört, wenn sie über ihren Alltag spricht, kommt nicht nur einmal ins Staunen.

Wir sitzen bei ihr zu Hause in Moosbach bei Feucht im Garten und unterhalten uns über ihr Hobby, das sie mittlerweile als Leistungssport betreibt: schwimmen.

Seit dem gerade abgelaufenen Schuljahr geht Antonia in die Sportklasse der Lothar-von-Faber-Fachoberschule in Nürnberg und trainiert zweimal pro Woche zusammen mit den Schülern der Bertolt-Brecht-Sportschule, bevor an diesen Tagen ihr Unterricht um 11.30 Uhr beginnt.

24 Stunden Training

"Nach dem Aufwärmen schwimmen wir verschiedene Serien wie sechs Mal 400 Meter, acht Mal 50 Meter. Außerdem üben wir Schwimmtechniken, Abschlag, einarmig schwimmen, Sprints und lange Strecken", berichtet die Jugendliche mit den langen blonden Haaren. Doch damit nicht genug, Mutter Sylvia fordert ihre Tochter auf, zu erzählen, wie viele Kilometer sie am Tag so im Wasser zusammenbekommt.

"Ich habe heuer acht Mal pro Woche jeweils drei Stunden trainiert. Pro Einheit kommen sechs bis sieben Kilometer zusammen", sagt die 16-Jährige und meint, dass es in der 12. Klasse noch eine Trainingseinheit mehr wird. Dann sind es in der Woche 27 Stunden Training. Diese Zahl muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen als Normalsportler.

Da wundert es nicht, wenn Antonia sagt, dass sie nicht so viel Freizeit hat. Denn zur Schule geht sie von morgens bis zum frühen Nachmittag – oder länger. "Hausaufgaben und Lernen ist ab 21 Uhr an der Reihe, wenn ich vom Schwimmen zu Hause bin." Die Schülerin gesteht, dass sie froh ist, wenn sie nachts mal siebeneinhalb Stunden schlafen kann; meist sind es weniger.

Die Langstrecke ist ihr Ding

© Foto: privat

Doch in der Schule kommt sie trotzdem gut mit. "Immerhin habe ich es auf die FOS geschafft", sagt sie. Und die Schule gibt ihr auch den nötigen Freiraum, wenn sie wegen der Wettkämpfe öfter mal schulfrei braucht. "Allerdings muss sich Antonia den verpassten Unterrichtsstoff selbst von ihren Mitschülern organisieren.

Und an Wettkampf-Wochenenden kam auch schon die eine oder andere Mail, dass Antonia am Montag eine Schulaufgabe nachschreiben soll", sagt ihre Mama, die früher auch Profischwimmerin war, kopfschüttelnd. Durch sie kam Antonia übrigens zum Schwimmen, genauso wie ihre drei älteren Brüder, die aber anders als die 16-Jährige kein Profikarriere verfolgten. Die Schülerin machte mit drei Jahren schon ihr Seepferdchen und denkt nicht daran, mit dem Schwimmen aufzuhören wie ihre Geschwister.

"Ich hatte voriges Jahr eine Phase, in der es nicht so gut lief. Da wollte ich aufhören", erzählt Antonia. "Aber da ich es mein ganzes Leben mache, war es nicht so leicht, und ich dachte mir, dass es dieses Jahr besser wird." Und so war es auch.

Erste Goldmedaille

Bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften wurde die Fachoberschülerin Jahrgangsmeisterin, zweimal Vizemeisterin und einmal Dritte. Außerdem startete sie bei den deutschen Freiwassermeisterschafen in Mölln. "Auf der Fünf-Kilometer-Strecke bin ich Vierte geworden, aber bei den 7,5 Kilometern haben mich die anderen Schwimmer nach der Hälfte abgehängt, da ich darauf nicht vorbereitet war", erzählt Antonia, deren Trainer jedoch überzeugt ist, dass lange Strecken genau ihr Ding sind.

Doch jetzt hat die Jugendliche sich ihren Urlaub verdient, denn das nächste anstrengende Trainingslager steht schon im Herbst bevor: Dann geht es für drei Wochen ins Höhentraining nach Flagstaff am Grand Canyon, wo die Schwimmer unter erschwerten Bedingungen ihre Ausdauer trainieren.

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