Fürther Schauspieler auf dem Weg zum großen Ziel

19.1.2016, 10:00 Uhr
Boris Keil in einer Szene aus dem Kurzfilm "Herr Schleyer war im Urlaub".

© redeyepictures Boris Keil in einer Szene aus dem Kurzfilm "Herr Schleyer war im Urlaub".

Boris Keil hat etwas getan, was Jugendliche in diesem Alter selten tun: Er hat mit 16 Jahren auf seine Mutter gehört, auf den Rat eines Erwachsenen vertraut. Damals hatte der Fürther nur ein Ziel: Comedian werden. Oliver Pocher hatte es ihm besonders angetan, genauso wie Stefan Raab. Doch Mama Keil war von den Zukunftsplänen des Sohnes nicht überzeugt - und riet ihm, es doch mal am Theater zu versuchen. Boris ist dem Rat gefolgt – bis heute.

Am Helene-Lange-Gymnasium in Fürth wagte er seine ersten schauspielerischen Schritte in der Theatergruppe. Am Stadttheater war er Mitglied des Jugendclubs, half als Techniker aus und bekam so weitere Einblicke in die Welt der Schauspielerei.

Nach dem Abitur 2011 entschied er sich, in Praktika am Stadttheater und Kulturforum in Fürth den Betrieb noch näher kennenzulernen - doch der nächste Schritt blieb ihm zunächst verwehrt.

Alle Bewerbungen an Schauspielschulen liefen ins Leere, bis ihm Kollegen vom Hamburger Schauspielstudio Frese erzählten. Bewerbung im August, Aufnahmeprüfung, Umzug: Plötzlich ging alles ganz schnell. Seit September 2013 lebt und studiert Boris nun in Hamburg, „und wenn ich heute darauf zurückblicke, war es ein Glücksfall, wie es gelaufen ist“.

Praxisnahes Studium

Die Nürnberger Schauspielschule sei keine Option gewesen, er suchte nach Luftveränderung, wollte raus aus Franken. 480 Euro muss er monatlich für sein Studium an der privaten Einrichtung berappen, mit Bafög und etwas Unterstützung der Eltern sei das aber kein Problem, versichert er.

Wie so ein Studium aussieht? Enorm praxisnah vor allem. 23 Wochenstunden hat der 26-Jährige, für Theatertheorie sind lediglich 90 Minuten vorgesehen. „Ansonsten haben wir Einheiten zur Körpersprache, zur Sprecherziehung, wir singen im Chor, haben Akrobatik und vieles mehr.“

Doch das ist noch längst nicht alles. Boris arbeitet auch privat weiter an seinem Gesang, seiner Sprechtechnik, an neuen Rollen und lernt Texte. Immer wieder steht er auch in studentischen Produktionen auf der Bühne, dreht Kurzfilme, sammelt Erfahrungen und verdient ein bisschen Geld damit.

Eine Lieblingsfigur hat er dabei jedoch nie gehabt. Denn: „Jede Rolle macht Spaß. Theaterspielen ist, wie als Kind sich mit Lego-Steinen seine eigene Welt zu erschaffen. Ich versuche, mich in jede Rolle hineinzuversetzen und einen neuen Menschen entstehen zu lassen.“

Ziel: Stadttheater Fürth

In gut einem halben Jahr soll vorerst Schluss mit all dem sein, nach drei Jahren will Boris sein Studium zum „staatlich anerkannten Schauspieler“ beenden. Und dann? Soll es auf eine russische Schule nach St. Petersburg gehen, Boris will in neue Welten eintauchen.

„Die Russen spielen etwas anders Theater als die Deutschen. Wenn die Partnerin bei einer Liebesszene aus dem Mund riecht, sagt man ihr das zum Beispiel auch auf der Bühne“, erzählt er, man kann das schelmische Grinsen beinahe durch den Telefonhörer spüren.

2017, gestählt von der Petersburger Improvisationskunst, peilt Boris dann ein Engagement am Fürther Stadttheater an. Nach Stationen in Hamburg und St. Petersburg soll es zurück zu den Anfängen gehen. Oder, um es mit seinen Worten zu sagen: dorthin, wo er groß geworden ist.

Wenn er dann wirklich groß ist, groß in der Theater-Szene, hegt er einen noch viel größeren Plan: „Mein Traum sind eine eigene Schule und ein eigenes Theater.“ Seine Mutter wäre sicher stolz auf ihn.

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