Laura Zakel aus Nürnberg ist Landesschülersprecherin

10.7.2019, 10:50 Uhr
Laura Zakel aus Nürnberg ist Landesschülersprecherin

© Fotomontage: Redaktionsservice

Vor 150 fremden Menschen zu stehen und zu reden - dazu braucht es Mut und Selbstbewusstsein. Beides hat Laura bewiesen. Sie war gerade 13 Jahre alt, als sie in Ansbach vor Schülersprechern eine kleine Rede hielt. Die jetzt 14-jährige Schülerin vom Förderzentrum Jean-Paul-Platz in Nürnberg hat ihre Sache offensichtlich gut gemacht: Nach der Ansprache wurde sie zur Bezirksschülersprecherin gewählt.

"Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen und Wünsche meiner Mitschüler durchzusetzen", sagt sie. Klassensprecherin ist sie schon seit Jahren und mittlerweile sogar Stellvertreterin für den Landesschüllerrat (LSR). Damit gibt die Nürnbergerin über 54 000 Förderschülern in Bayern eine Stimme – und ist ziemlich viel unterwegs.

Auf ihrem Programm standen bisher: Vorträge, ein Extra-Coaching für Förderschüler, ein Einweisungs-Seminar über die Aufgaben des LSR, ein Rhetorikworkshop, eine Info-Veranstaltung zum Thema Ausbildung – und immer ist Lauras Lehrerin Hella Kählig dabei. Alleine darf die Jugendliche natürlich noch nicht reisen. "Manchmal hat sie es sich nicht zugetraut", sagt die Lehrerin. "Aber Laura ist fleißig, offen, durchsetzungsstark und sehr interessiert. Sie hat sich reingefuchst."

Was Laura treibt, ist ihr zentrales Anliegen: Sie will Vorurteile gegenüber Förderschülern abbauen und für sie Chancengleichheit im Beruf erreichen. Wer von der Förderschule kommt, sagt sie, hat es oft schwerer. Aber: "Wir sind nicht dumm. Wir sind vielleicht ein wenig langsamer, aber deshalb nicht weniger wertvoll." In praktischen Dingen sind Förderschüler anderen Schülern vielleicht sogar überlegen. Denn die Zeit in Betrieben ist wesentlicher Bestandteil des Bildungsprinzips.

Genau diesen Denkanstoß hat die Siebtklässlerin auch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mitgeteilt, das war im Februar. Die zwölf Landesschülersprecher (im Artikel unten wird die Struktur der Schülermitverantwortung, kurz SMV, erläutert) wurden zu einem Frühstück ins Kultusministerium nach München eingeladen. Laura bat Piazolo darum – was auch in einem Antrag formuliert wurde –, der SMV einen staatlichen Zuschuss zu genehmigen.

Der Grund: Eltern von Förderschülern verfügen in der Regel über knappe finanzielle Mittel, deshalb haben die Schüler kaum Möglichkeiten, Geld einzunehmen. In Lauras Förderzentrum verkaufen die Klassensprecher beispielsweise jedes Jahr selbst gestaltete Weihnachtskarten, um ein dreitägiges Klassensprechertraining zu finanzieren. Die Karten werden aber vor allem von Lehrern gekauft. Damit werden Förderschüler im Vergleich zu besser situierten Schülern generell benachteiligt.

Laura Zakel aus Nürnberg ist Landesschülersprecherin

© Foto: Kathrin Walther

Kein Zweifel: Lauras große Stärke ist es, Probleme zu erkennen, nach Lösungen zu suchen – und sich dann auch zu kümmern. Kaum im Landesschülerrat, hat sie per Mail Kontakt zu allen mittelfränkischen Förderschulen aufgenommen, um die Basis für eine bessere Vernetzung zu schaffen. Die 14-Jährige hat außerdem ihre Mitschüler aufgerufen, sich in Praktika von ihrer besten Seite zu zeigen. Nur so würden auch Arbeitgeber den mit Vorurteilen besetzten Begriff "Förderschüler" neu, nämlich positiv, besetzen. Laura ist selbstkritisch: Es liege auch an den Schülern, ihr Image zu verbessern.

Etwas ganz Wichtiges hat Laura neben der demokratischen Arbeit als Landesschülersprecherin bereits gelernt: Auch sie selbst hatte Vorurteile, nämlich Gymnasiasten gegenüber. Wichtigtuer und Angeber seien das, dachte die Förderschülerin. Um dann in der Landesschülerkonferenz zu erfahren: Die sind ja total nett und umgänglich. Und: Sie nehmen Laura und ihre Anliegen ernst. Hierarchien gibt es im Landesschülerrat nicht. "Wir wollen alle was verändern, das verbindet uns", sagt Laura.

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