NN-Rockbühne: Strand-Pop-Feeling statt Novemberregen

27.11.2017, 08:00 Uhr
NN-Rockbühne: Strand-Pop-Feeling statt Novemberregen

© Christian Deckelmann

The Mimics sind die Sieger der von den Nürnberger Nachrichten ausgerichteten Rockbühne, ohne dass sie in der Vorrunde dabei waren. Wie reimt sich das zusammen? Des Rätsels Lösung: Angetreten waren die Neumarkter in der zweiten Vorrunde unter dem, zugegeben, ziemlich beliebigen Bandnamen Art.

Doch als ihnen just nach dem Showcase-Auftritt der Leadgitarrist abhanden kam, beschlossen Justus Walter (Gitarre, Gesang), Andreas Haubner (Bass, Gesang) und Ferdinand Dunkes (Schlagzeug, Gesang), zu dritt weiterzumachen – unter neuem Namen.

Und das ist auch schon die ganze Geschichte hinter The Mimics, die Pop Rock spielen und mit Nachdruck auf der Suche nach einem eigenen Sound sind. Und das sehr überzeugend. "Diese Nacht ist noch jung", ruft Justus Walter dem Publikum im Hirsch entgegen. "Also lasst uns die Fieberträume gemeinsam wegtanzen . . ." Und das Versprechen wird prompt eingelöst: The Mimics überzeugen nicht nur mit ihrem satten dreistimmigen Gesang, sondern vor allem auch durch ihre bereits erwähnte Lässigkeit, was dem ganzen Auftritt eine ungemeine Leichtigkeit verleiht.

Musikalisch irgendwo zwischen den Beatles, den Red Hot Chili Peppers und den Kings Of Leon unterwegs, stellt sich im Hirsch tatsächlich das im Presseinfo versprochene "sonnige Strand-Pop-Feeling" ein: Irgendwann sind The Mimics fast schon beim Calypso angelangt, und man wippt begeistert mit und wartet nur darauf, dass einem einer ein kühles Mixgetränk mit Kirsche und Schirmchen in die Hand drückt. Sehr fein.

NN-Rockbühne: Strand-Pop-Feeling statt Novemberregen

© Christian Deckelmann

Riesenfreude auch im Camp der Pawn Painters: Das Quintett aus Schrobenhausen, das mit einem eigenen Fanbus zum Finale der NN-Rockbühne angereist war, landet auf dem 2. Platz und darf beim nächstjährigen "Taubertal Festival" in Rothenburg an- und auftreten. Und genau dort wollten Simon Mennes (Gesang), Felix Kreitmeier und Dominik Weber (Gitarren), Jakob Schmidt (Bass) und Fabian Wiltschko (Schlagzeug) von Anfang an hin.

NN-Rockbühne: Strand-Pop-Feeling statt Novemberregen

© Christian Deckelmann

"Deep Melodic Trash Soul" nennt die Band ihren Sound, der vor allem eines ist: sehr eigen. Die Pawn Painters spielen im weitesten Sinne grungigen Alternative Rock, wirken dabei jedoch immer wieder wie eine Indie-Band.

Und: Die fünf sind ganz beieinander, erscheinen auf der Bühne vom Fleck weg wie eine Einheit, bei der man das Gefühl hat, dass die Musiker vor allem für sich selbst spielen. Das Ergebnis überzeugt im Hirsch musikalisch wie optisch.

Nicht gereicht hat es diesmal für die beiden harten Bands im Finale-Aufgebot. Was nicht daran liegt, dass Metalbands generell keine Chance hätten bei der NN-Rockbühne – wie immer wieder kolportiert wird. Sondern es ist schlicht dem Fakt geschuldet, dass sowohl Drown The Sun als auch Torrential Rain generischen Metalcore spielen, der sich nullkommanull von dem unterscheidet, was gerade achtzigtausend andere Bands machen.

Was an der Qualität der beiden Kapellen freilich nichts rüttelt: Vor allem Torrential Rain brauchen weder technisch noch von ihrer Bühnenshow her den Vergleich mit irgendeiner anderen Genre-Kapelle fürchten. Die Nürnberger sind dank neuem zweiten Gitarristen jetzt wieder zu viert. Dieser spielt übrigens im Hirsch, als sei er schon immer dabei. Und Torrential Rain kann man auf die Bühne eines jeden modernen Metal-Festivals stellen: Vor heimischem Fachpublikum werden sie mit ihren kurzen, kompakten Songs immer punkten.

NN-Rockbühne: Strand-Pop-Feeling statt Novemberregen

© Christian Deckelmann

Drown The Sun, ebenfalls aus Nürnberg, hingegen gefallen in der Finalnacht im Hirsch interessanterweise dann am besten, als sie für ihren letzten Song den gemeinen Metalcore-Groove über Bord kippen und eine lupenreine, geradlinig durchgeknüppelte Thrash-Metal-Nummer im Stil von The Haunted auspacken. Das ist zwar auch kein Genre, in dem es noch einen Blumentopf in Sachen Originalität zu gewinnen gibt, aber irgendwie steht der moderne melodische Thrash-Sound den fünf Nürnbergern.

Vor allem in Sachen Bühnenshow ist bei Drown The Sun jedoch noch Luft nach oben: Sei es bei den Ansagen oder auch angesichts der Tatsache, dass beim Showcase im Hirsch (jeder der vier Gruppen stehen 35 Minuten Spielzeit zur Verfügung) irgendwann die halbe Band auf der Bühne hockt(!) beziehungsweise auf selbiger herumkrabbelt.

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