Racketlon: Erfolgreiches Talent im Schlägermehrkampf

6.8.2019, 15:00 Uhr
Racketlon: Erfolgreiches Talent im Schlägermehrkampf

© Foto: Roland Fengler

Eigentlich bräuchte Cornelius Ried eine Liste. Denn es ist gar nicht so leicht, seine ganzen Erfolge im Racketlon aufzuzählen – und dann auch noch in chronologischer Reihenfolge. Aber fangen wir von vorne an: Der 15-Jährige spielt Racketlon. "Das ist ein Schlägermehrkampf", sagt er. Übersetzt meint er: Die Sportler spielen erst einen Satz Tischtennis, dann Badminton, Squash und Tennis.

Die Punkte werden in jedem der vier Spiele bis 21 gezählt; hat ein Spieler 22 Punkte Vorsprung zum Gegner, fällt das Tennis-Match aus, weil der Sieger dann schon feststeht. So viel zu den Regeln. Und wie kommt man nun zu dieser Sportart? Der Regensburger Realschüler, der für die Racketlon Union Nürnberg spielt, schiebt das auf seinen Vater Christian Ried, Deutsch-, Geschichte- und Sportlehrer an seiner Schule und erfolgreicher Racketlon-Spieler. "Als Kind habe ich Fußball gespielt und danach mit Tischtennis angefangen", erzählt der 15-Jährige. Als sich sein Vater vor acht Jahren über einen bekannten Racketlon-Spieler in dem Sport versucht hatte, habe er auch mal mitgemacht.

Racketlon: Erfolgreiches Talent im Schlägermehrkampf

© Foto: Horst Linke

"Cornelius hatte 2015 eine Wild Card für die Weltmeisterschaft in England und war da ziemlich abgeschlagen. Ab da hat er dann mit dem regelmäßigen Training begonnen", erzählt Papa Ried. "Im Tischtennis war ich schon gut, das ist auch meine Hauptsportart, aber seit drei Jahren trainiere ich alle vier Sportarten intensiv", ergänzt der Sohn.

Starke Trainer

Dieser habe auch Glück, dass es so starke Trainer in Regensburg gibt, meint Christian Ried und erwähnt einen ehemaligen Weltranglistenspieler im Tischtennis und eine ehemalige Squash-Europameisterin, in deren Fußstapfen der 15-Jährige gerade im Racketlon tritt. "2018 und 2019 hatte ich sehr erfolgreiche Jahre. Dieses Jahr bin ich zweifacher Vize-Weltmeister im Doppel geworden, zudem holte ich Silber bei den Czech-Open in Prag", berichtet Ried. Er verfehlte in Tschechien ganz knapp den Titel, weil er sich beim Tennis verletzte und aufgeben musste.

Außerdem war Cornelius Ried eine Zeit lang Erster der Weltrangliste in der U13, erreichte bei der Weltmeisterschaft 2018 den 3. Platz bei den unter 16-Jährigen und schaffte in der Elite-A-Klasse im Doppel bei einem Wettkampf in Stuttgart sogar den 1. Platz. Gefreut hat den Schüler auch, dass er bereits zum zweiten Mal von der Stadt Nürnberg als Talent des Monats ausgezeichnet wurde – und dabei einen Scheck in Höhe von 500 Euro bekommen hat.

Doch bei all den Erfolgen: Reich wird man mit Racketlon nicht. Im Gegenteil. "Die Einzeltrainings, Schläger und Reisen kosten 5000 Euro im Jahr", hat Christian Ried ausgerechnet. "Zum Glück hat Cornelius den Sponsor Oliver-Sport für seine Badminton- und Squash-Schläger." Vergangenes Wochenende waren Vater und Sohn bei den German Open in Heidelberg, bei denen die beiden Teilnehmer zudem auch ein Startgeld von 300 Euro hinlegen mussten. "Leider war das nicht unser Turnier, weil wir Pech mit der starken Auslosung hatten", meint Christian Ried. Aber das zeige auch, wie schwierig es ist, Medaillen zu holen und werte die Erfolge bei Weltmeisterschaften auf.

Hartes Training

Auf diesem hohen Niveau ist natürlich viel Übung nötig: "Ich trainiere fünfmal die Woche nach der Schule. Zweimal Tischtennis, einmal Badminton, einmal Tennis, und am Wochenende gehen wir Squash spielen", erzählt der Jugendliche. Hinzu kommen noch Turniere in den Einzelsportarten und Arm- wie Bauch-Übungen im heimischen "Fitnessstudio" mit Hanteln.

Das klingt anstrengend, so anstrengend, dass der 15-Jährige vor zwei Jahren vom Gymnasium auf die Realschule wechselte, auf der er Schule und Sport viel besser vereinbaren kann. "Er macht das aber alles freiwillig, ich habe ihn nicht wie eine Tennis-Mutti dahingeschleift", sagt sein Vater und lacht dabei.

Dass er durch das Racketlon viel Zeit mit seinem Papa verbringt, findet der Schüler schon auch anstrengend. "Aber wenn ich im Hinterkopf behalte, dass ich eigentlich froh darüber bin, dass er mich begleitet, ist es nicht mehr so schlimm", sagt er. Einen Plan für die Zukunft hat der talentierte Sportler bereits geschmiedet.

Er möchte sein Abi machen, Sportwissenschaftler werden und am liebsten in die USA auswandern. Doch jetzt sind erst mal Ferien und ein weiteres Lieblingshobby angesagt: das Reisen. "Wir fliegen nach Kambodscha und Vietnam. Da möchte ich erst mal abschalten vom Sport und am Strand liegen", bevor mit dem neuen Schuljahr der stressige Alltag des Jugendlichen wieder beginnt.

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