So gelingt Abiturienten der Weg zum Wunschfach

3.7.2019, 08:00 Uhr
So gelingt Abiturienten der Weg zum Wunschfach

© Jens Kalaene/dpa

Doch diejenigen, die ab Oktober ein besonders begehrtes Fach studieren wollen, sind schon wieder im Stress: Sie haben gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken, was sie studieren wollen. Denn für zulassungsbeschränkte Fächer, also solche mit Numerus clausus (NC), müssen sie sich bis spätestens Montag, 15. Juli, bewerben.

An der Uni Erlangen-Nürnberg (FAU) glaubt man nicht, dass diese kurze Bewerbungsfrist für NC-Fächer den Abiturienten Probleme bereitet. "Diejenigen, die diese Fächer studieren wollen, wissen das ja und stellen sich frühzeitig darauf ein", teilt die FAU-Pressestelle mit. Die Termine sind jedes Jahr gleich.

Dennoch stellt der NC Studierwillige in manchen Fächern vor Herausforderungen. Besonders schwierig ist der Zugang im Fach Medizin: Hier galt im vergangenen Jahr in fast allen Bundesländern ein NC von 1,0. Die Plätze werden zentral von der Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Die Aufnahme im Fach Psychologie hingegen regelt jede Universität selbst. An der FAU lag der Numerus clausus 2018 dafür bei 1,6, an der Nachbaruni Bamberg bei 1,4. Auch viele wirtschaftswissenschaftliche Fächer sind begehrt und zulassungsbeschränkt.

Die Studienanwärter wissen zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung aber noch gar nicht, wie hoch der NC für sie sein wird. Denn das entscheidet sich jedes Jahr neu: Wenn nur eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen zur Verfügung steht, lässt die Uni die Bewerber mit den besten Noten zu. Die schlechteste Note, bis zu der Kandidaten angenommen werden, ergibt dann den NC-Wert. Der Vorjahreswert bietet eine Orientierung.

Alternativen auch ohne NC

Die FAU vergibt nur 25 Prozent der Studienplätze in einem NC-Fach anhand der Abinote, weitere zehn Prozent nach der Zahl der Wartesemester, die seit dem Schulabschluss vergangenen sind. Für die übrigen 65 Prozent kommt das Hochschulauswahlverfahren zum Einsatz, bei dem die Uni die Kriterien selbst wählt. So rechnen manche etwa für ein Medizinstudium an, wenn jemand bereits eine Ausbildung zum Krankenpfleger oder Rettungssanitäter gemacht hat.

Fällt die Abinote schlechter aus als erwartet, müssen sich Studierwillige unter Umständen umorientieren. Dabei muss es aber nicht unbedingt eine fachliche Umorientierung sein, manchmal genügt auch eine räumliche. "Es gibt Fächer mit einem bundesweiten Numerus clausus und Fächer mit einem örtlichen NC", erklärt die Erlanger Studien- und Berufsberaterin Heidi Zinser. "Wenn man bereit ist, sein Wunschfach an einem anderen Standort zu studieren, kann man den NC unter Umständen umgehen."

So hätten im Jahr 2018 über 40 Prozent der Studienfächer an bayerischen Universitäten und Hochschulen eine Zulassungsbeschränkung gehabt, an der Uni Hamburg sogar 70 Prozent. In Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hatten dagegen nur rund 20 Prozent der Studienfächer einen NC.

"Das hat nichts mit dem Schwierigkeitsgrad des Studiengangs zu tun", sagt Zinser. "Sondern nur mit der Anzahl der Bewerber und der angebotenen Studienplätze." Auch der Schritt ins Ausland kann eine Option sein: Seit Jahren schon zieht es viele deutsche Abiturienten zum NC-freien Medizinstudium ins Nachbarland Österreich.

Wenn man lieber in der Heimat bleiben will, aber der Abischnitt für das Wunschfach nicht reicht, könne man sich nach vergleichbaren Alternativen ohne Beschränkung umsehen. "Für Wirtschaftswissenschaften gab es an der FAU vergangenes Jahr einen NC", sagt Zinser. "Das Fach Ökonomie ist so ähnlich, hatte aber keinen NC."

Für die meisten zulassungsfreien Studiengänge ist eine Bewerbung ganz unabhängig vom Notendurchschnitt noch bis Ende September möglich. Nur manche verlangen eine Voranmeldung oder eine Eignungsprüfung. Den Abiturienten stehen also viele Wege offen. Sie müssen sich allerdings informieren und Angebote zur Beratung nutzen. Allerdings beobachtet Zinser immer wieder, dass sich Schulabgänger nicht rechtzeitig mit der Frage beschäftigen, was ihnen wirklich liegt.

Sie erinnert sich an den Fall einer jungen Frau, die nach je zwei Semestern Jura und Ökonomie erneut über einen Fachwechsel nachdachte. Sie hatte sich im Vorfeld nicht mit ihrem Berufswunsch auseinandergesetzt, war unsicher in ihrer Wahl und hatte kein Ziel vor Augen. Deshalb empfiehlt die Studienberaterin Gymnasiasten, bereits einige Zeit vor dem Abitur Praktika zu machen, um ihre eigenen Fähigkeiten und Neigungen besser einschätzen zu können.

Manche Abiturienten kommen dann auch zu dem Ergebnis, dass sie erst einmal gar nicht studieren, sondern lieber eine Ausbildung oder Freiwilligendienst machen wollen. Danach können sie immer noch an die Uni gehen – und haben in der Zeit vielleicht genügend Wartesemester gesammelt, um für ihr Wunschfach zugelassen zu werden.

Einen offiziellen Überblick über das bundesweite Angebot an Studiengängen bietet die Plattform www.studienwahl.de.

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