Wie funktioniert Müllverbrennung?

6.8.2019, 12:02 Uhr
Wie funktioniert Müllverbrennung?

© Foto: Isabel-Marie Köppel

Als wir das riesige Gelände der Müllverbrennungsanlage (MVA) betreten erwartet uns der Betriebsleiter Gerold Wittek. Er möchte uns in Ruhe alle Fragen beantworten. Besonders interessiert uns der Umweltfaktor in Bezug auf Kunststoff.

"Wenn wir Plastik verbrennen, verbrennen wir eigentlich Erdöl", sagt Wittek. Es ist der Grundstoff von allen Kunststoffen. Wie auch bei anderen fossilen Brennstoffen (Kohle, Erdgas) wird dabei Kohlenstoffdioxid (CO2) erzeugt, welches in einer zu hohen Konzentration schädlich für die Erdatmosphäre ist. Jedoch erklärt uns Wittek, dass der Großteil (80 Prozent) des Erdöls, das wir verbrennen, in Form von Benzin und Heizöl verfeuert wird. Kunststoffe machen nur einen Anteil von fünf Prozent aus.

Dennoch ist es "das Allerbeste, erst gar nicht so viel Plastik zu verwenden", sagt der Experte. Schnell wird uns im Gespräch klar, dass die Menschen selbst das eigentliche Problem sind, weil sie nach wie vor in Plastik verpackte Produkte kaufen. Aber auch die Politik müsste mehr Einfluss nehmen, finden wir.

Neben Plastik ist uns das Thema Mülltrennung wichtig. Uns interessiert, warum man den Abfall überhaupt trennen muss? Wittek erklärt, dass es Stoffe gibt, die überhaupt nicht verbrannt werden müssen. Zum Beispiel wird Biomüll kompostiert. Andere Stoffe lassen sich aber auch recyceln: "Altpapier ist sogar ein sehr guter Rohstoff." Selbst der Pizzakarton mit Resten dürfe in die Papiertonne. "Das schafft die Wiederaufbereitung", klärt uns der Betriebsleiter auf.

Wie funktioniert Müllverbrennung?

© Isabel-Marie Köppel

Wir haben auch Teile aus unserem eigenen Müll in die MVA mitgebracht. Neben einer elektrischen Zahnbürste, einem Briefumschlag und mehreren Kassenzetteln fällt vor allem der viel genutzte Tetrapack auf. "Innen befindet sich zuerst eine Plastikfolie, damit er dicht ist. Danach folgt Aluminium für die Stabilität und dann Karton, damit man ihn schön bedrucken kann", erläutert Wittek. Somit sei der Tetrapack schwerer zu verwerten als zum Beispiel eine Plastikflasche, weil so viele Stoffe miteinander verbunden sind. Nach dem intensiven Gespräch führt uns der Betriebsleiter nun durch die Anlage.

"Wir zählen hier nicht in Stockwerken, sondern in Metern über der Erde", weist uns Wittek ein. Der erste Stopp auf unserem Rundgang ist die Anlieferungshalle. Hier stinkt es ausnahmsweise mal, da die Müllwägen dort ihren geladenen Abfall in den Müllbunker, einen tiefen Graben voller Unrat, hineinschütten. Dort sitzt auf 32 Metern über dem Boden der Kranführer, der den Müll in zwei Berge aufteilt, den er anschließend in die Verbrennung werfen muss. "Eine Woche brauche ich etwa für einen Haufen", sagt Aleksander Smoljanski. Seit eineinhalb Jahren bedient der Kranführer die riesige Kralle, die bis zu sechs Tonnen des Mülls greifen kann. Anschließend landet dieser in der Feuerung, wo ein rund 1000 Grad heißes Feuer lodert.

Die Wärmeenergie, die dabei entsteht, erhitzt Wasser. Der entstandene Dampf betreibt dann eine Turbine. Dadurch gewinnt man Strom. Zudem wird der Abdampf aus der Turbinenanlage ins Fernwärmenetz eingespeist. So hat das Verbrennen von Müll immerhin noch einen weiteren Nutzen.

Die Stoffe, die nicht verbrannt werden konnten wie etwa Metall, werden nach der Feuerung abgeleitet und wiederverwertet. Die Asche aus der MVA nennt man übrigens Schlacke. Das bei der Feuerung entstandene Abgas muss nun von giftigen Stoffen gereinigt werden. Nachdem es durch vier verschiedene Reinigungsstufen gelaufen ist, wird das Gas durch den rund 100 Meter hohen Kamin nach draußen geleitet.

Abfall in Zahlen:

In der Müllverbrennungsanlage (MVA) landet der Abfall von etwa 800 000 Menschen aus ganz Nürnberg, dem Nürnberger Land sowie Schwabach, Fürth und dem zugehörigen Landkreis. Pro Woche (Montag bis Freitag) kommen ungefähr 5000 Tonnen Müll in der Verbrennungsanlage an.

Pro Kopf produziert jeder aus dem oben genannten Einzugsgebiet im Jahr um die 250 Kilogramm Restmüll. Im gelben Sack landen pro Person nur 21 Kilo jährlich. Somit ist der Restmüll die am meisten entstehende Müllart.

Ein Müllwagen kann je nach Größe um die sieben bis zehn Tonnen fassen. 

Im Jahr 2017 wurde von der MVA circa 391 000 000 Kilowattstunden elektrische Energie erzeugt. Damit könnte man theoretisch ungefähr 20 Milliarden Kaffeetassen kochen.

Mit einer Höhe von 32 Metern und einer Länge von 64 Metern kann der Müllbunker etwa 10 000 Tonnen Abfall fassen.

Der Müll wird mit rund 1000 Grad im Kesselhaus verbrannt.

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