Zwölftklässler werden zu Thriller-Autoren

8.1.2019, 10:00 Uhr
Zwölftklässler werden zu Thriller-Autoren

© Foto: Tobias Bischof

Liam lebt in einem Jugendheim. Er ist verhaltensauffällig, hat kaum Freunde und ist ständig auf Ärger aus. Zudem leidet er an migräneartigen Kopfschmerzen und hat Angst davor, die Kontrolle zu verlieren. Das äußert sich vor allem in Albträumen: Liam ist dann alleine im Raum, er hört und sieht nichts – und er kann auch nichts dagegen tun.

Liam ist einer von fünf Jugendlichen, deren Geschichten in "Scary Dreams – du schläfst keine night mehr" (habt ihr das Wortspiel mit dem Nightmare/Albtraum gecheckt?) erzählt werden. Die jungen Leute wissen allerdings nicht, dass sie durch ihre Albträume über schlimme Ängste miteinander verbunden sind. Das finden sie erst im Lauf der Story heraus.

Das 180-seitige Werk wurde von fünf Schülern des Laurentius-Gymnasiums in Neuendettelsau verfasst. Die Vorgabe des Lehrers Wolfgang Fischer für sein zwölfköpfiges P-Seminar lautete: "Wir schreiben ein Buch. Wenn das klappt, bringen wir es raus", erinnert sich Felina Held (17).

Verschiedene Schreibstile

Die Zwölftklässlerin hat die Geschichte von Liam geschrieben. "Jeder von uns Autoren hat aus der Sicht eines der fünf Charaktere erzählt, am Ende sollte es aber eine Handlung ergeben", erzählt sie. Das sei nicht leicht gewesen. Vor allem die Verständigung untereinander führte dazu, dass sich alles in die Länge zog. Und dann hat jeder einen eigenen Schreibstil, der angepasst werden muss, weil sich die Protagonisten später in der Geschichte begegnen.

Doch wie kam es eigentlich zu der Idee, einen Mystery Thriller zu schreiben? "Wir waren völlig frei im Inhalt, und bei einem Brainstorming dachten wir zuerst an Gedichte und Kurzgeschichten, weil das einfacher zu koordinieren ist", sagt Felina. "Allerdings fanden wir eine Handlung in Romanform cooler."

Und da ein Schüler bereits etwas verfasst hatte, und das von den anderen für gut befunden wurde, wollte man diese Geschichte weiterverfolgen – bis schließlich ein fast 180-seitiges Werk herauskam.

Finanzierung und Vermarktung

Die sieben restlichen P-Seminarteilnehmer, die keine so kreative Ader an sich feststellten wie die jungen Autoren, durften sich auf anderen Feldern austoben: Die Finanzierung des Drucks und die Vermarktung des Buches sollten auch sichergestellt sein. Die Finanzabteilung kümmerte sich um Sponsoren und plante, wie viel Geld benötigt wird, um 150 Exemplare drucken zu lassen.

"Wir hatten Glück, dass uns der relativ neu gegründete Verlag der Diakonie entgegenkam. Dieser möchte verschiedene Sachen rausbringen, und da kam ihm der Jugendroman gelegen", erzählt Felina. "Mit 800 Euro für 150 Exemplare kam unsere Erstauflage dennoch teurer als wir gedacht hatten. Aber wir konnten genügend Sponsoren aus der Region finden, die im Buch erwähnt werden."

Kurz vor den Weihnachtsferien hielten die Gymnasiasten ihr Erstlingswerk stolz in den Händen, bei dessen Entstehen die Schüler auch viel gelernt haben. "Meine Freundin und ich waren der Vorstand, der zu vielen Sitzungen aufrief. Dabei lernte ich, offen zu reden, zu organisieren und zu koordinieren", meint die 17-Jährige. Zudem sei es nicht immer einfach gewesen, den Überblick zu behalten: "Vor allem wenn nicht jeder mithilft."

Um für das Buch zu werben, wurden auch Lesungen geplant – vor den 8. bis 11. Klassen im eigenen Gymnasium und zwei weitere in anderen Schulen. "Hannes oder Felix übernehmen das Vorlesen" – und lösen hoffentlich bei den Schülern keine Albträume aus!

Wer Interesse an dem Buch hat, kann es beim Verlag unter Tel. 0 98 74 / 8 25 90 bestellen.

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