Schwere Nachtkost mit Brahms

7.8.2019, 19:09 Uhr

Nun kann man fragen, ob die schwermütige zweite Sinfonie von Johannes Brahms wirklich das passende Stück für einen lauschigen Sommerabend ist. Sie aber ans Ende eines Abends zu setzen, wo der Einsatz von 14-Jährigen nach 22 Uhr schon gefährlich nah an das Kinderschutzgesetz heranreicht, erwies sich als höchst unglücklich.

Zumal auch die Werke zuvor nicht recht zündeten: Weder die drei Lieder von Hendrik Hofmeyr, die eigentlich für Miriam Makeba gedacht waren und nun von Asanda Lusaseni-Mvanage, genannt Msaki, vorgetragen wurden, noch die mächtig schwülstige sinfonische Fassung von "Porgy and Bess" rissen wirklich mit.

Mehr Einzelteile als ein Orchester

Alexander Shelley zeigte sich bei seiner ersten Nürnberg-Rückkehr seit 2017 sichtlich bemüht, sein Team zu motivieren und zu befeuern. Aber das gelang nur mit mäßigem Erfolg: Zu sehr diffundierten die einzelnen Instrumentalgruppen auseinander. Die 90 jungen Leute auf dem Podium mögen alles hervorragende Einzelmusiker sein, aber zu einem Orchester waren sie in der Probenphase zuvor noch nicht wirklich geronnen: Da müsste viel mehr aufeinander gehört werden. Führende Melodiestimmen wurden zu oft alleine gelassen, wo ein einfühlsamer Dialog gefragt gewesen wäre.

Das alles focht die Fans und Eltern aber nicht an: Das Publikum sparte nicht mit Applaus, auch zwischen den einzelnen Sätzen nicht, und Alexander Shelley gelingt es ja ohnehin immer mühelos, mit ein paar Worten die Zuhörer auf die Seite der Musiker zu ziehen. Insofern war es ein entspannter Abend unter Freunden, bei dem der künstlerische Ertrag nicht wirklich zählte.

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