Identität und Glaubensbekenntnis

Aufstieg, Geld und Islam: Ex-Club-Profi Robert Bauer ist in Saudi-Arabien angekommen

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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17.9.2023, 12:23 Uhr
Überraschte Kingsley Coman damals auch mit Vehemenz in der Vorwärtsbewegung: Robert Bauer.

© Sportfoto Zink / DaMa Überraschte Kingsley Coman damals auch mit Vehemenz in der Vorwärtsbewegung: Robert Bauer.

Die Bundesliga war sein großes Ziel. Mit dem FC Ingolstadt war Robert Bauer bereits in Deutschlands Eliteklasse aufgestiegen. Und kam schnell in dieser an. Mit regelmäßigen Einsätzen bei den Schanzern empfahl er sich bei der wohlsituierten Konkurrenz, wechselte nach Bremen, wo der spätere Club-Profi ebenfalls Stammspieler war. Als Robert Bauer in der Folge eines Trainerwechsels beim SV Werder nicht mehr spielen durfte, kam das Angebot aus Nürnberg gerade recht. "Ich bin froh, wieder eine faire Chance zu bekommen", sagte Bauer im Sommer 2018, als er beim just unter Michael Köllner in die Bundesliga aufgestiegen Club wieder erstklassige Einsatzmöglichkeiten erhielt.

Auffällig beim Achtungserfolg

22 Mal kam der gelernte Rechtsverteidiger während Nürnbergs Erstliga-Abenteuer fortan zum Zug. Es hätten mehr Einsätze sein können, wäre er nicht teilweise verletzt gewesen. Es hätten auch weniger Einsätze sein können, wären Aufstiegsheld und Publikumsliebling Enrico Valentini auf rechts und Aufstiegsheld und Publikumsliebling Tim Leibold auf links nicht ebenfalls zum Teil verletzt gewesen. Im Saisonfinish, in dem der Club den Abstieg nicht mehr abwenden konnte, zählte der Olympia-Finalist von Rio mit den auffällig bemalten Armen gleichwohl zu den auffälligeren Akteuren. Besonders beim Achtungserfolg gegen die Bayern, als man dem Branchenprimus in Nürnberg ein 1:1 abtrotzen konnte, gefiel Robert Bauer als Kingsley Coman gehörig nervender und auch im Vorwärtsgang agiler Rechtsverteidiger.

Nach dem Abstieg mit dem Club verließ der Außenbahn-Spezialist seine Wunschdestination. Er wechselte zu Arsenal. Nicht nach England, sondern nach Tula. In die russische Eliteklasse. Als Kind deutschstämmiger Aussiedler aus Kasachstan hatte sich der gebürtige Pforzheimer schon während seiner Zeit in Nürnberg mit angenehm großer Auch-Selbst-Reflexion mit dem Thema Identität beschäftigt. Und mit dem Thema Politik. Als Kind habe Deutschlands späterer Juniorennationalspieler, der erst im Kindergarten Deutsch lernte, nie Ausländerfeindlichkeit erfahren. Den Aufstieg der AfD auch in Pforzheim nahm Bauer im August 2018 folglich mit Sorge wahr. "Es hat sich ein bisschen was gedreht, es gibt dort jetzt die Probleme, die es auch im Rest Deutschlands gibt", sagte er damals.

Nach einem Aufenthalt beim belgischen Erstligisten VV Sint-Truidense, den mit dem Ex-HSV-Coach Bernd Hollerbach damals ein (Unter-)Franke trainierte, spielt Robert Bauer seit Sommer dort, wo viele Fußballprofis ihre neue Lieblingsdestination sehen. In der saudischen Liga. Dort spielt der inzwischen 28-Jährige regelmäßig mit oder gegen Superstars.

"Das Geld ist natürlich ein großer Pluspunkt"

Der Arbeitgeber Bauers in der Saudi Pro League ist der Al-Tai FC. Als einen Grund für das Engagement in der mit Petrodollars nach oben gehypten Wüstenliga, in der neben Robert Bauer auch Cristiano Ronaldo, Roberto Firmino oder Sadio Mané ihre Petrodollars kassieren, führte der Ex-Nürnberger im Sportbuzzer-Interview unlängst an, dass seine Frau in Dubai aufgewachsen ist. Ihre Familie lebe dort noch immer. Und man sei so jetzt näher dran an ihr. "Das Geld ist natürlich noch ein großer Pluspunkt", schob Robert Bauer im Gespräch mit dem Sportportal des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) hinterher. Und sagte damit etwas, was sehr ehrlich war.

"...und die Wärme des Islams gespürt habe"

Mit seiner Frau, so erklärt es Robert Bauer auf Instagram, hängt derweil auch zusammen, dass er zum Islam konvertiert ist. Die Entscheidung dazu hat Bauer also schon vor einiger Zeit getroffen, womöglich im Club-Trikot. "Ich habe das Glaubensbekenntnis vor vielen Jahren schon gesprochen, als wir geheiratet haben. Aber ich wusste nicht viel darüber. Über die Jahre hinweg habe ich mehr und mehr über die Religion gelernt. Und nun, nachdem ich nach Saudi-Arabien gekommen bin und die Wärme des Islam gespürt habe, wollte ich mein Glaubensbekenntnis erneuern, den Koran lesen, lernen und die Religion auch praktizieren." So äußert sich? Der Ex-Nürnberger in einem Instagram-Post.

Im Heimspiel gegen Abha, das der Al-Tai FC Anfang September mit 1:0 gewann, führte Robert Bauer sein Team als Kapitän aufs Feld. Er ist, inzwischen meist Innenverteidiger, in Saudi-Arabien angekommen.

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