Trainer-Rauswurf

Beleidigungen, Lügen, Drohungen: Warum Ex-Club-Profi Uwe Wolf in Aalen gehen muss

Uli Digmayer

Sportredaktion

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19.2.2022, 06:00 Uhr
Beleidigungen, Lügen, Drohungen: Warum Ex-Club-Profi Uwe Wolf in Aalen gehen muss

© Sportfoto Zink / Melanie Zink via www.imago-images.de, NN

Noch vor wenigen Wochen wirkte Uwe Wolf mit sich und der Welt wieder im Reinen. Der frühere Abwehrspieler, der von 1989 bis 1994 für den 1. FC Nürnberg 81 Mal in der Bundesliga aufgelaufen war und dabei als rustikaler, impulsiver und stets leidenschaftlich zu Werke gehender "ehrlicher Arbeiter" in guter Erinnerung geblieben ist, hatte den vielleicht schwersten Kampf seines Lebens gewonnen und eine schwere Depression überwunden.

Mit der Erkrankung, wohl ausgelöst durch private Probleme und eine schmerzhafte Entlassung bei Wacker Burghausen, war Wolf bemerkenswert offen umgegangen. Und der 54-Jährige schien bereit zu sein für einen Neubeginn, nach einem Intermezzo als Trainer beim Kreisligisten SV Mehring trat er im März 2021 beim VfR Aalen die Nachfolge von Roland Seitz an. Das Engagement an der idyllischen Ostalb endete nach nur elf Monaten nun aber mit großem Getöse: Am Donnerstag wurde Wolf mit sofortiger Wirkung freigestellt.

"Pöbeleien gegenüber Sponsoren"

Ein normales Berufsrisiko und für Wolf, der auch schon den TSV 1860 München und Hessen Kassel betreute, keine wirklich neue Erfahrung. Als weniger branchenüblich darf gelten, wie der schwäbische Regionalligist die Demission begründete. "Die Verantwortlichen fühlten sich aufgrund zahlreicher sowohl interner als auch externer Vorfälle zu diesem Schritt gezwungen", heißt es im offiziellen Statement auf der Vereinshomepage. Und jene Verantwortlichen scheuten sich auch nicht, die skandalös klingenden Vorwürfe in einer im deutschen Fußball selten erlebten Deutlichkeit zu konkretisieren.

Sieben Punkte umfasst das Sündenregister, das sich eher liest wie die Anklageschrift gegen einen notorischen Kleinkriminellen. So soll Wolf Mitarbeiter bedroht, Präsidiumsmitglieder beleidigt und mehrfach "klare Anweisungen von Geschäftsleitung und Gremien" missachtet haben. Dazu kommen "Pöbeleien (und Lügen) gegenüber Sponsoren", "vereinsschädigende Falschaussagen" und "bewusste mediale Irreführung".

Zudem seien gegen den aus Neustadt an der Weinstraße stammenden Trainer sechs laufende Verfahren bei der Regionalliga Südwest anhängig, etwa wegen Nötigung zur Falschaussage. Erst kürzlich war Wolf für zwei Partien gesperrt und mit einer Geldstrafe belegt worden, weil er sich nicht an einen Innenraumverweis gehalten hatte.

Eigentlich der beste Trainer

Die abschließende Floskel, der VfR wünsche Wolf "für seinen weiteren Weg alles Gute", klang nach dieser öffentlichen Generalabrechnung nur noch wie blanker Hohn. Wolf selbst, so scheint es, kann seinen Rauswurf beim Tabellenzehnten nicht wirklich verstehen: "Ich muss erst einmal durchatmen", sagte der Mann, den sie in seiner Zeit als Profi in Mexiko "El Lobo" nannten, den "Stuttgarter Nachrichten", "so einen guten Trainer wie mich haben die noch nie gehabt." Nicht nur renommierte Vorgänger wie Ralph Hasenhüttl, Jürgen Kohler oder Stefan Ruthenbeck dürften das etwas anders sehen.

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