Hecking und Duah im Gespräch

Der Club vor dem Elfmeter: "Sag‘ mir, was ich tun soll, ich krieg‘ keinen Ball“

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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27.2.2023, 13:00 Uhr
Stürmer unter sich: Kwadwo Duah und Dieter Hecking.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, NNZ Stürmer unter sich: Kwadwo Duah und Dieter Hecking.

Der Stürmer wusste ungefähr zehn Minuten vor Schluss einfach nicht mehr weiter und suchte das Gespräch mit einem Ex-Stürmer. Also steckten Kwadwo Duah und Dieter Hecking an der Seitenlinie kurz ihre Köpfe zusammen, um gemeinsam einen Plan auszutüfteln oder so etwas ähnliches. Kurz darauf sah man Duah salutierend vor der Trainerbank.

Es müsste sein 19. Ballkontakt am Samstagnachmittag gewesen sein, nach dem Schlusspfiff stand der Schweizer bei 20, darunter drei Torschüsse und eine Torschussvorlage; der pfeilschnelle Duah, das ist sein größtes Talent, kann aus wenig viel machen. Wenn er von seinen Kollegen hin und wieder auch mal angespielt wird.

Weil das gegen den SV Sandhausen bis dahin ausgesprochen selten passiert war, brauchte Duah dringend moralischen Beistand. „Es ging einfach darum, dass er (…) bei mir stand und fragte: Was soll ich tun? Sag‘ mir, was ich tun soll, ich krieg‘ keinen Ball“, so rezitierte Hecking am Sonntagabend im Bayerischen Fernsehen die Unterhaltung mit seinem wahrscheinlich wichtigsten Spieler.

Vier Aktionen in der Schlussphase

„Ich hab‘ gesagt: Du kriegst noch einen Ball und den machst du rein.“ Duah bekam den Ball in der Schlussphase sogar öfter; erst scheiterte er mit seinem Linksschuss an Sandhausen Torwart Drewes, wenig später holte er nach Steilpass von Erik Shuranov den Elfmeter heraus. Dritte Aktion: der souverän verwandelte Strafstoß. Vierte Aktion: ein Kopfballtor nach Freistoßflanke von Johannes Geis.

Dass das 2:0 wegen Abseits nicht zählte, konnten Hecking und Duah hinterher verschmerzen. „Irgendwo hab‘ ich da anscheinend den Glauben an ihn und er hat es zurückgegeben“, meinte Hecking, der ja auch noch Sportvorstand ist und deshalb jetzt bereits planen muss, wer ab dem 1. Juli der nächste Trainer des 1. FC Nürnberg werden könnte.

„Was im Sommer ist, werden wir jetzt parallel laufen lassen“, kündigte Hecking an, „wir werden Gespräche führen und dann hoffentlich eine gute Entscheidung für den Club finden.“ Bereits deutlich früher soll seine Elf mit ihren Auftritten auch wieder für gute Unterhaltung sorgen, wovon am Samstag nicht wirklich die Rede sein konnte.

"Geht hinten los"

Bei allem Druck, „ein bisschen mehr Fußball hätte ich mir trotzdem gewünscht“, so Ex-Stürmer Hecking, der explizit seine Stürmer in Schutz und seine Verteidiger in die Pflicht nahm. „Ich höre immer nur: Die Stürmer treffen nicht. Für mich geht das Offensivspiel hinten los, je langsamer wir da spielen, desto schwieriger wird’s, nach vorn zu spielen.“

Also bitte mehr vertikal als horizontal und vor allem mehr Risikobereitschaft, um insbesondere Kwadwo Duah besser einzubinden. Sieben der erst 18 Saisontreffer hat der Sommer-Zugang erzielt und seinem Club damit alleine schon elf Punkte geholt.

Sollten die Gespräche mit seinem Trainer künftig ähnlich motivierend sein wie am Samstag, dürften es in nächster Zeit noch ein paar mehr werden.

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