Freud und Leid

Ein Uzun reicht nicht: Effektive Hertha frustriert spielfreudigen Club

Georgios Tsakiridis

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30.3.2024, 22:42 Uhr
Can Uzun glänzt erneut mit einem Doppelpack - dennoch reicht es nur für einen Punkt.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Can Uzun glänzt erneut mit einem Doppelpack - dennoch reicht es nur für einen Punkt.

Beim 0:2 gegen Tabellenführer St. Pauli war die Mannschaft von Cristian Fiél chancenlos und verbuchte fast keine Offensivaktionen. Das soll sich heute ändern. Dafür rücken Gyamerah (nach abgesessener Gelbsperre), Okunuki und Schleimer für Valentini, Wekesser und Andersson, der erstmals seit seinem Winter-Wechsel nur auf der Bank sitzt, in die Startelf. Rund 45.000 Zuschauer haben den Weg nach Charlottenburg-Wilmersdorf gefunden, darunter über 5.000 Anhänger aus Nürnberg.

Das Traditionsduell beginnt mit einer wilden Anfangsphase, Abtasten Fehlanzeige. Der FCN lässt die Kugel immer besser laufen. In Minute 14 schlägt ein alter Bekannter zu: Jens Castrop legt im Halbfeld auf Can Uzun, der dreht auf und trifft per Linksschuss abgefälscht ins rechte untere Eck. Und es wird noch besser aus Club-Sicht. Nach einer guten halben Stunde beschert ein bitterer Patzer von Dardai dem FCN den zweiten Treffer: Bei einem Nürnberger Vorstoß grätscht der Innenverteidiger unglücklich in die Füße von Schleimer, der frei vor Gersbeck cool bleibt und den Keeper zum 2:0 tunnelt.

Immer wieder Uzun

Drei Minuten später die nächste Großchance für den Club: Nach einer Reihe von Pässen kommt Uzun an den Ball und zwingt Gersbeck aus rund 16 Metern im rechten Eck zur Parade. Dann werden die Gäste unkonzentriert und die Hertha schlägt eiskalt zu. Reese flankt gefühlvoll an den zweiten Pfosten, wo Winkler ins rechte Eck köpft. Klaus ist noch dran, fischt den Ball aber erst hinter der Torlinie raus - nur noch 2:1 aus Clubsicht. Nach vier Minuten Zuschlag pfeift Schiedsrichter Alexander Sather zur Pause, die knappe Gäste-Führung ist verdient.

Die Zweite Hälfte beginnt mit einem Paukenschlag: Can Uzun dribbelt in den Berliner Strafraum, wo er mehrere Gegenspieler überragend aussteigen lässt und trifft aus spitzem Winkel ins kurze Eck zum 3:1. Bei einem weiteren Nürnberger Konter legt Schleimer in den freien Raum auf den durchstartenden Uzun, der einen Haken schlägt mit seinem gefühlvollen Abschluss an Gersbeck hängenbleibt. Nach 54 Minuten macht plötzlich Berlin ernst. Kenny flankt perfekt auf den Kopf von Tabakovic. Der Mittelstürmer steigt höher als Jeltsch und köpft ins rechte Eck zum erneuten Anschluss ein.

Folgenreiches Foul

Nur 60 Sekunden später geht es drunter und drüber - Elfmeter für Hertha! Brown steigt ungestüm gegen Kenny ein. Tabakovic lässt sich nicht zweimal bitten und netzt zum 3:3 Ausgleich ein. Der Club schwimmt, Hertha ist am Drücker. Nach 65 Minuten reagiert Cristian Fiél: Wekesser kommt für den einmal mehr unauffälligen und glücklosen Goller. Die Ballbesitzphasen wechseln immer wieder. Keine Mannschaft hat spürbar Oberwasser. Sechs Minuten Nachspielzeit bringen nichts Zählbares mehr ein, weil Gersbeck herausragend einen Hungbo-Schuss pariert.

Hertha BSC und der 1. FC Nürnberg trennen sich in einem furiosen Zweitliga-Topspiel - das seinen Namen definitiv verdient hat - leistungsgerecht mit 3:3. Es war mehr drin, zahlreiche Konterchancen blieben ungenutzt, die Gastgeber dagegen präsentieren sich abgezockt. Jetzt ist Aufarbeitung angesagt. Am kommenden Samstag empfängt der Club den Tabellenzweiten aus Kiel - die Aufgabe wird nicht leichter.

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