Fischer oder Valentini - wer spielt in Hannover?

Club-Coach Klauß: Der Kapitän ist wichtig, aber...

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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9.3.2022, 17:56 Uhr
Auf und davon: Kilian Fischer (rechts) im Laufduell mit dem Hamburger Miro Muheim.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Auf und davon: Kilian Fischer (rechts) im Laufduell mit dem Hamburger Miro Muheim.

Kilian Fischer ist nicht nur Fußballspieler, er ist auch Trainer. Die B-Lizenz hat er bereits erworben in jungen Jahren und kann gerade jetzt von Robert Klauß sehr viel lernen. Zum Beispiel, wie man eine äußerst knifflige Personalentscheidung möglichst geräuschlos trifft.

"Schön, freut mich, dass wir das jetzt so haben", sagte sein Chef deshalb am Mittwochmittag nach einer fast perfekten Einheit in Trainingslager-Atmosphäre. Blauer Himmel, angenehme Temperaturen, zwischendurch ging sogar der Rasensprenger ein paar Mal an. Fast wie im Süden. Für Fischer scheint die Sonne derzeit sowieso unentwegt: Weil er seinem Club endlich eine Hilfe sein kann.

Im vergangenen Sommer, als er von Drittligist Türkgücü München zum 1. FC Nürnberg wechselte, hatten sie seine mittelfristigen Perspektiven klar abgesteckt. "Irgendwann wird die Situation da sein, dass wir dich brauchen", so hat es ihm Klauß in etwa erklärt. Jetzt ist oder besser war die Situation da, zweimal sogar; weil Enrico Valentini wegen einer Corona-Infektion passen musste, erhielt Fischer seine Chancen. Und nutzte sie.

Zehn Jahre bei 1860

Vor allem am Samstagabend gefiel er mit schnörkelloser Arbeitsverrichtung, schob auf seiner rechten und sogar auf der linken Seite kräftig an. Auf Höhe der Mittellinie hatte er sich in der Anfangsphase den Ball erstritten und war danach einfach allen Hamburgern davongerannt, seine Hereingabe ließ Pascal Köpke aus fünf Metern allerdings ungenutzt.

Es wäre Fischers erster Scorerpunkt gewesen in einer Runde, die er zunächst überwiegend von der Bank aus verfolgen musste. Neun meist späte Einwechslungen standen bis Ende Februar in seiner persönlichen Statistik, obwohl er nicht auf eine Position festgelegt ist. Bei Türkgücü hat er hauptsächlich im Mittelfeld seinen Dienst verrichtet; wenn Not am Mann war, auch rechts oder links hinten, so wie für den 1. FC Nürnberg im Test gegen 1860 München im Juli.

Ziemlich genau sein halbes Leben hat Fischer selbst das Trikot der "Löwen" getragen, war fast allen Jugendmannschaften sogar der Kapitän. Trotzdem ließen sie ihn ziehen im Sommer 2020, ohne nennenswerte Versuche, Fischer vielleicht noch umzustimmen. Ein bisschen mehr Wertschätzung hätte er sich schon gewünscht von seiner Jugendliebe, die ihn links liegen ließ und höchstens in der zweiten Mannschaft hätte brauchen können. Und somit weit weg vom professionellen Fußball.

"Das darf nicht der Fall sein"

Mittlerweile ist der 21-Jährige genau da angekommen und muss jetzt auch nicht fürchten, seinen Platz räumen zu müssen, nur weil Valentini wieder da ist. "Natürlich haben wir den Vale gerne auf dem Platz, ist ja logisch, er ist unser Kapitän, der emotional sehr viel gibt, wir brauchen ihn", schwärmt Klauß, "dass er der Kapitän ist, heißt aber nicht, dass er mehr spielt als andere Spieler, das darf nicht der Fall sein."

Das klingt mindestens nach einem indirekten Zweikampf; wer daraus als Sieger hervorgeht und am Sonntag in Hannover nominiert wird, ist ziemlich offen. Schon das ist ein großer Erfolg für Fischer, der, sofern eingesetzt, in der zweiten Liga noch ungeschlagen ist und somit auch als Glücksbringer durchgehen würde.

"Das Tempo ist natürlich deutlich höher", sagt Fischer, "ganz gut" sei es deshalb gewesen, "dass ich mich erst ein bisschen anpassen konnte". Um irgendwann zu bleiben. Jetzt? "Ich hätte kein Problem damit, mich wieder hinten anzustellen", sagt der Fußballspieler Fischer. Der Trainer Fischer würde es wohl geringfügig anders sehen.

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