FCN, 1860 - und jetzt Generalprobe

Köllner beim Club: Löwen-Dompteur freut sich auf Heimkehr

16.7.2021, 20:38 Uhr

Bier mit den Fans, Bier mit den Spielern: Ex-Club-Coach Michael Köllner, der am Samstag in die Noris kommt, weiß, dass man den Anhängern und den fußballspielenden Akteuren nah sein muss. © Daniel Maurer/dpa

Auch Michael Köllner ist nicht perfekt. Selbst bei seiner Bierauswahl unterlaufen ihm hin und wieder Fehler, wobei er am 22. Mai vor dem Ingolstädter Sportpark einfach nur froh war, den angestauten Frust runterspülen zu können. Mit welcher Marke auch immer.

Dass er bei seiner Megafon-Rede vor den Löwen-Fans nicht etwa eine Flasche des vereinseigenen Sponsors in der linken Hand hielt, sondern einer anderen Münchner Brauerei, sorgte intern vorübergehend für etwas Aufregung. Köllner hatte sich bei den Ultras am Zaun bedient. Wie man das eben so macht, wenn Zusammenhalt gefragt ist.

Die seinerzeit knapp verpasste Relegation um den Zweitliga-Aufstieg hat der TSV 1860 München, am Samstag für ein Testspiel um 13 Uhr zu Gast beim 1. FC Nürnberg (Spielbericht und Bilder bei nordbayern.de), zügig abgehakt. Seit November 2019 werden die "Blauen" bereits von Köllner betreut, der etwa zehn Monate zuvor vom seinerzeit akut abstiegsgefährdeten Club beurlaubt worden war. Knapp zwei Jahre, nachdem er den Posten hatte übernehmen dürfen.

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"Grundsätzlich freue ich mich sehr auf das Max-Morlock-Stadion"

Der überwiegende Rest ist eigentlich eine schöne Geschichte. Klassenverbleib, Aufstieg - wenn die Umstände der damaligen Trennung nicht so kompliziert gewesen wären. Köllner klingt, als habe er den Verantwortlichen beim 1. FC Nürnberg verziehen. Um den Hals fallen wird er trotzdem nur ein paar alten Bekannten, wenn überhaupt. "Grundsätzlich freue ich mich sehr auf das Max-Morlock-Stadion", sagt Köllner, "auf ein Spiel vor Zuschauern, vom Verein sind ja nicht mehr so viele da."

Immerhin sechs der neun Aufsichtsräte, die sich seinerzeit erst vom Sportvorstand Andreas Bornemann trennen mussten, um auch auf der Position des Trainers eine Veränderung bewirken zu können. Enrico Valentini und Christian Mathenia, den einen oder anderen wie Fabian Nürnberger oder Linus Rosenlöcher aus seiner Zeit im Nachwuchsleistungszentrum, als dessen Sportlicher Leiter er einst geholt worden war.

Daumendrücken bis zur letzten Minute

"Der Club wird immer einer meiner Herzensvereine bleiben, das wird sich nicht ändern", sagt Köllner vor seiner Rückkehr auf Zeit, wobei er noch ziemlich regelmäßig in die Stadt kommt, Freunde treffen. Seine "tolle Zeit" in Nürnberg, alles in allem ziemlich genau drei Jahre, wirkt bis heute nach. Lässt ihn nicht los: "Ich verfolge alle Spiele, drücke der Mannschaft von der ersten bis zur letzten Minute die Daumen."

Dass er jetzt wieder für einen großen Traditionsverein arbeiten darf, weiß der Oberpfälzer sehr zu schätzen, auch wenn es in der dritten Liga bestimmt nicht einfacher ist. Seine Aufgabe besteht jetzt erneut darin, mit deutlich weniger Geld eine Gruppe zu formen, die oben mitspielen kann. Im vergangenen Sommer sei der Umbruch gewaltig gewesen, erzählt Köllner. 18 Abgänge, überwiegend kompensiert mit Talenten aus der eigenen Jugend. Jetzt konnten sie den Stamm halten und gezielt verstärken, unter anderem mit dem Ex-Nürnberger Kevin Goden.

Traditionelle Verbundenheit: "Aufwachsen, leben und irgendwann sterben"

Drei 18-Jährige stehen außerdem im Aufgebot und sogar ein 17-Jähriger, es braucht eben alles seine Zeit. Das Sehnsuchtsziel Aufstieg nach mittlerweile vier Jahren Drittklassigkeit ist trotzdem präsenter denn je, wenngleich sich Köllner offiziell nicht mit möglichen Tabellenkonstellationen im Mai 2022 beschäftigt. Druck hat er auch so. Er ist ja beim TSV 1860 angestellt.

Vom Ex-Club unterscheiden sich die Löwen letztlich "nur in den Vereinsfarben und im Stadion, ansonsten habe ich wenig ausgemacht", sagt Köllner, die Erwartungshaltung übersteigt an beiden Standorten gerne mal die Möglichkeiten. "Aber das macht diese Vereine auch einfach aus: Dass die Menschen mit ihrem Verein aufwachsen, leben und irgendwann sterben."

Für immer: Köllner möchte ihnen das gute Gefühl geben, dass seine Fußballer zumindest alles versuchen, um so erfolgreich wie möglich zu sein. "Die Leute haben einfach Spaß mit uns, hoffentlich auch in der neuen Saison", hofft Köllner. 11.500 Dauerkarten zeugen von großem Vertrauen, "mit unserer Mannschaft kann sich jeder Fan 100-prozentig identifizieren". Selbst in schweren Stunden, wie kürzlich in Ingolstadt.

Danach griff Köllner ein paar Mal mehr zur Lederhose des Bier-Sponsors, um sein kleines Versehen wieder gutzumachen. Und natürlich zur richtigen Flasche, um auf sein Glück anzustoßen. „Es ist einfach etwas Besonderes, Trainer von 1860 oder von Nürnberg zu sein“, sagt er noch, „es ist ja auch eine Ehre, dass man in so einem Verein arbeiten darf.“


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