1:1 gegen Dresden

Nur Nürnberger trifft traumhaft: Club-Trainer Klauß vermisst die Gier auf Tore

Uli Digmayer

Sportredaktion

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20.3.2022, 18:50 Uhr

Dafür, dass sich Robert Klauß, wie er ja gerne behauptet, eher selten für Tabellenstände interessiert, war der Trainer des 1. FC Nürnberg am Sonntagnachmittag gleich erstaunlich gut informiert. „Wir haben einen Punkt auf Paderborn gut gemacht, die hinter uns stehen. Wir haben einen Punkt auf Darmstadt gut gemacht und auf Schalke zwei verloren. Das ist die Situation", rechnete Klauß nach dem enttäuschenden 1:1 (1:1) gegen Dynamo Dresden vor und vermittelte dabei den Eindruck, mit eben dieser Situation ganz gut leben zu können.

13 Punkte aus den letzten fünf Spielen, das sei doch "eine sehr ordentliche Bilanz", befand Klauß, "dass man mal unentschieden spielt, kommt vor. Zumal Dresden kein einfacher Gegner ist". Zumindest eine knappe halbe Stunde lang hatte Dresden nicht unbedingt viel dafür getan, diesen Ruf zu bestätigen. Wäre ein extrem spiel- und kombinationsfreudiger Club mit 3:0 oder gar 4:0 in Führung gelegen, die überrollt wirkenden Sachsen hätten sich kaum beschweren dürfen. "Wir haben viel von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Der einzige Makel war, dass wir den Sack nicht zumachen. Da hat uns auch die Gier gefehlt, unbedingt das Tor machen zu wollen", analysierte Klauß, man hätte das Spiel einfach "frühzeitig killen müssen".

Auch dieser Kopfball von Taylan Duman fand nicht den Weg ins Dresdner Tor.

Auch dieser Kopfball von Taylan Duman fand nicht den Weg ins Dresdner Tor. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Angesprochen fühlen durfte sich unter anderem Taylan Duman. Sein Kopfball nach einem von Dynamo-Keeper Kevin Broll bravourös abgewehrten Volleyschuss von Tim Handwerker jedenfalls gehörte zu den drei, vier Großchancen, die der Club in seiner furiosen Sturm- und Drangphase fast schon fahrlässig vergeben hatte. "Ich glaube, ich bin schon zum Jubeln abgekippt. Ich dachte, der ist sicher drin", räumte Duman zerknirscht sein.

Wirklich drin war er zuvor immerhin bei Fabian Nürnberger. "Ich habe den Ball bekommen, beim ersten Mal abgekappt, wusste dann aber nicht wohin mit dem Ball und habe deshalb nochmal abgekappt. Dann war der letzte Ausweg, einfach draufzuhalten. Und den treffe ich dann gut“, schilderte der 22-Jährige seinen kleinen Geniestreich aus der zwölften Minute.

Daferner sorgt für Denkprozess

Weil die im Abschluss weitaus glückloseren Kollegen Pascal Köpke, Lukas Schleimer und eben Duman, stets stark in Szene gesetzt vom wie aufgedreht wirbelnden Mats Möller Daehli, ihre hochkarätigen Möglichkeiten ungenutzt ließen, sollte es das einzige Nürnberger Erfolgserlebnis an diesem sonnigen Nachmittag bleiben. Der nach dem ersten sehenswerten Angriff der Gäste aus heiterem Himmel gefallene Ausgleich durch Christoph Daferner kurz vor der Pause reichte aus, um einen bis dato dominanten Club nachhaltig aus dem Konzept zu bringen. "Man hat schon gemerkt, dass uns das beschäftigt hat", sagte Torhüter Christian Mathenia, auch Nürnberger räumte ein: "Wenn du nach so vielen Chancen das 1:1 kassierst, dann macht das schon etwas mit einem." Oder wie es sein Trainer formulierte: "Wir haben angefangen nachzudenken."

Neben diesem lähmenden Denkprozess hatte aber auch Gästetrainer Guerino Capretti mit einem taktischen Schachzug dazu beigetragen, dass es in der zweiten Halbzeit für den FCN nicht mehr so lief. Nachdem Dresden "in den ersten 20 Minuten ganz schön unter die Räder gekommen" war, wie Capretti ehrlich eingestand, stellte er auf ein 5-3-2-System um, um das "Zentrum dicht zu kriegen". Was dem tapferen Aufsteiger dann bis auf eine wilde Schlussphase, in der beide Mannschaften noch Chancen zum Siegtreffer hatten, auch gut gelang. "Die zweite Hälfte hat uns gehört", betonte Capretti, Kollege Klauß fand das Remis am Ende ebenfalls "in Ordnung", zumal seine Mannschaft "so ein Spiel vor ein paar Wochen wohl noch verloren hätte".

Dass sie es auch nicht gewonnen hat und die schöne Serie von vier Siegen in Folge nun just wieder gegen eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller gerissen ist, wollte deshalb niemand dramatisieren. „Wir spielen eine gute Runde und haben eine super Entwicklung genommen", stellte Mathenia vor dem Gang in die Länderspielpause noch schnell klar: "Ich kann nur für mich sprechen: Ich genieße die Situation." Wie die genau aussieht, hatte zuvor sein Trainer ja schon im Detail erläutert.


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