Nachtschicht für den Ex-Nürnberger
"Schwieriger als gegen die USA": Mexiko-Meister Uwe Wolf warnt Deutschland
17.10.2023, 19:16 UhrSergio Zarate hatte seinen Club-Kumpel 1995 ins Land der Kakteen gelost. Dorthin also, wo der kernige Defensivspezialist mit Maurizio Gaudino und Bernd Schuster zwei weiteren Legionären aus Deutschland begegnen sollte. "Die beiden waren mit Sicherheit die besseren Fußballer", gesteht Wolf ein. "Aber ich bin Meister geworden", fügt er lachend hinzu.
Tischnachbar von Thomas Tuchel
Über Mexikos Nationalmannschaft kann "El Lobo", vor Ort immer noch gut vernetzt, fachkundig Auskunft geben. Und in Mexiko über die DFB-Auswahl. Nicht umsonst wurde der Fußballehrer, der während der Ausbildung Tischnachbar von Thomas Tuchel war und zuletzt die Regionalligisten aus Aalen und Buchbach erfolgreich coachte, unlängst auch von ESPN angerufen. Wie Deutschland selbst schied Deutschlands Testspielgegner im Winter bei der Wüsten-WM in Katar in der Gruppenphase aus. Nach einer dramatischen Last-Minute-Entscheidung in der Staffel C. Mexiko habe über die Jahre hinweg bei Weltturnieren immer eine gute Mannschaft gehabt, betont der gute Freund von Spaniens früherem Starstürmer Emilio Butragueno. Und Mexiko habe sich stetig weiterentwickelt.
Wenn man wie Wolf unlängst das 2:0 gegen Ghana geschaut hat, konnte man mit Blick auf die Startelf erneut feststellen, dass in dieser zehn Spieler bei starken Klubs in Europa aktiv sind. "Daran siehst du, dass eine gute Qualität da ist", folgert der Mann, der für den Club knapp 90 Bundesliga-Spiele bestritt. Eine Qualität, die auch in der heimischen Liga ausgebildet und ausgeprägt wird. "Als ich damals aus Deutschland gekommen bin, dachte man ja, man wäre der Nabel der Fußballwelt und wir hätten den Fußball erfunden", erinnert sich Wolf. Dabei wäre der Übergang von der Mann- auf die Raumdeckung, der im deutschen Profi-Betrieb Mitte der 90er noch lief, in Mexiko bereits vollzogen gewesen. Auch Nachwuchsleistungszentren und größere Trainerstäbe waren bereits etabliert.
"Dass andere Länder nachgezogen haben, hat sich auch in der Folge bestätigt", sagt der Pfälzer. Wie schwierig es ist, gegen Mexiko zu spielen, ergänzt der ehemalige Löwen-Coach? Habe sich aus deutscher Perspektive ja bei der WM 2018 gezeigt, als der Weltmeister das Auftaktspiel gegen "El Tri" in Russland mit 0:1 verlor. Eine Niederlage, von der sich Deutschland gefühlt nie mehr richtig erholt hat. Eine Niederlage, die immer noch nachwirkt. Mexikos Siegtorschützen, Hirving Lozano, der inzwischen zur PSV Eindhoven zurückgekehrt ist, trifft man bei der angestrebten Revanche wieder. Auch die Auseinandersetzung im WM-Achtelfinale 1998 in Frankreich war für die DFB-Elf beim 2:1 äußert anstrengend geraten.
Die just absolvierte Kraftprobe mit den USA - das 3:1 am Samstag - bewertet Wolf "als ordentliches Spiel" mit dem ein oder anderen Makel. "In der ersten Hälfte musste man sich erst finden. Wenn der Gegner mit Geschwindigkeit auf unsere letzte Kette zukam, hatten wir Probleme", analysiert Wolf. Und weiß, dass Mexiko ebenfalls sehr zielstrebig und mit viel Vehemenz in die Tiefe spielen kann.
"Wenn ein neuer Trainer kommt, ..."
"Die zweite Halbzeit war hingegen richtig gut." Überbewerten möchte der 56-Jährige die im zweiten Durchgang ansprechende Leistung beim Nagelsmann-Einstand aber nicht. "Wenn ein neuer Trainer kommt, sind immer alle motiviert", rezitiert der Vollblutcoach, der vor dem Bundestrainer den Nachwuchs des TSV 1860 München und der TSG Hoffenheim betreute, ein Naturgesetz der Branche.
"Das, was man im ersten Spiel an guten Dingen gezeigt hat, muss das Fundament sein", sagt Wolf. Und klingt wie Julian Nagelsmann. "Das musst du in den nächsten Partien immer wieder bestätigen. Damit man bei der EM 2024 entsprechend eingespielt auf dem Höhepunkt ist." Eine weitere Sache hält "El Lobo", der nach der fabelhaften Buchbach-Rettung wohl bald wieder als Trainer arbeiten wird, vor der Begegnung mit Mexiko (2 Uhr/MEZ, ARD) in Philadelphia dennoch fest. "Das Spiel wird schwieriger als gegen die USA."
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