Vor Rückkehr in den Wildpark

Wankelmütiger Club: Valentini fordert mehr "Arschloch-Mentalität"

Uli Digmayer

Sportredaktion

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28.9.2022, 05:53 Uhr

Als die Saison gerade begonnen hatte und es so aussah, als würde Enrico Valentini beim 1. FC Nürnberg auch nach dem Wechsel von Kilian Fischer zum VfL Wolfsburg nur eine Reservistenrolle bleiben, da strahlte der Ex-Kapitän eine fast schon trotzige Gelassenheit aus.

„Ich bin komplett entspannt, fühle mich gut, trainiere gut“, hatte Valentini damals betont und gebeten, seine persönliche Situation doch bitteschön nicht zu dramatisieren. „Wenn ich zu Hause in den Spiegel schaue, weiß ich, dass ich meine Arbeit gemacht habe. Man kann in meinem Alter die Dinge anders einordnen. Es ist nur Fußball.“

Zurück in der Startelf

Was nicht heiße sollte, dass es dem 33-jährigen Familienvater im Herbst seiner Profikarriere am nötigen Ehrgeiz mangele. Valentini machte also einfach weiter seine Arbeit, stand in neun von zehn Pflichtspielen auf dem Platz und scheint aktuell auch das interne Duell mit Neuzugang Jan Gyamerah für sich entschieden zu haben. In vier der letzten fünf Partien zählte der Rechtsverteidiger zur Startelf. Auch andernfalls hätte Trainer Robert Klauß aber keinen Stunk befürchten müssen, verweist Valentini doch auf seine Vorbildfunktion gerade für jüngere Spieler: „Letztlich geht es um den Verein und die Mannschaft und nicht um mich.“

Wieder Stammkraft: Ex-Kapitän Enrico Valentini hat sich die rechte Abwehrseite zurückerobert.

Wieder Stammkraft: Ex-Kapitän Enrico Valentini hat sich die rechte Abwehrseite zurückerobert. © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Dass dieser Verein und diese Mannschaft sich momentan etwas schwertun, die gestiegenen Erwartungen zu erfüllen, räumt Valentini ehrlich ein. Als „wankelmütig“ bezeichnet er die Auftritte des Tabellendreizehnten, „es ist ein Auf und Ab in allen Belangen“. Gerade das 0:2 in Darmstadt hatte den Routinier extrem verärgert, „weil unsere Trainingswoche vorher sehr gut war und ich das so nicht erwartet hatte“. Valentini haderte mit den vermeidbaren Gegentoren, noch mehr aber damit, „dass wir nach vorne zu wenig gemacht haben. Da müssen wir ein bisschen mehr Arschloch-Mentalität reinkriegen“.

Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

Zu sehen sein soll das am Sonntag (13.30 Uhr) an alter Wirkungsstätte. „Es ist für mich immer etwas Besonderes, nach Karlsruhe zurückzukehren. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und viele sehr gute Menschen kennengelernt“, freut sich Valentini auf den Besuch im Wildparkstadion, wo er von 2014 bis 2017 auflief und 2015 in einer dramatischen Relegation gegen den Hamburger SV den Bundesliga-Aufstieg verpasst hatte.

Ähnlich wie Darmstadt sei auch der KSC „von den Typen und der Erfahrung her eine Männermannschaft. Die wissen, was sie zu tun haben, wenn es brenzlig wird. Da gilt es dagegenzuhalten“, mahnt Valentini, dessen Vertrag im Sommer 2023 ausläuft. Nervös macht ihn die ungeklärte berufliche Zukunft freilich nicht: „Ich lasse das komplett auf mich zukommen und bin da völlig offen. Was passiert, weiß nur Gott. Darauf vertraue ich.“ Eine Einstellung, die sich ja bereits bestens bewährt hat.


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