19 Jahre führt Stefan Pröll das Tennis Center Schwadermühle

27.3.2020, 12:32 Uhr
19 Jahre führt Stefan Pröll das Tennis Center Schwadermühle

© Foto: Markus Eigler

Ortstermin Cadolzburg, 10.15 Uhr am 16. März. Ununterbrochen klingelt bei Stefan Pröll das Telefon. Der 52-Jährige ist Inhaber des Tennis Center Schwadermühle. Soeben hat Ministerpräsident Markus Söder wegen des Coronavirus den Notstand für Bayern ausgerufen. Unsicherheit herrscht, die meistgestellte Frage ist: Können wir überhaupt noch spielen? Die Antwort ist klar: In Bayern kommt das öffentliche Leben zum Erliegen. Noch bevor später die Ausgangsbeschränkung folgt, sperrt Pröll die Schwadermühle zu, der Spielbetrieb ist eingestellt.

"Jetzt geht es um Existenzen" – dieser Satz war in den vergangenen Tagen häufig zu hören. Es mutet in den Ohren der Amateursportler seltsam an, wenn Präsidenten von Champions-League-Vereinen, Klubs mit einem Jahresumsatz von bis zu einer halben Milliarde Euro, in diesen Kategorien sprechen, während es bei einigen Vereinen oder Sportstättenbetreibern tatsächlich ums Ganze geht.

Auch Stefan Pröll macht sich seine Gedanken: "Was passiert, wenn wir noch in Wochen oder Monaten keinen Spielbetrieb anbieten können?" Die unbefriedigende Antwort im Moment lautet: Niemand weiß es.

Doch der gebürtige Fürther lässt sich von Panik nicht anstecken. Es wäre auch kontraproduktiv, wenn man seit knapp 20 Jahren eine Tennishalle betreibt. "In diesem Job muss man tennisverrückt sein", erzählt Pröll. "Du bist von Montag bis Sonntag, von früh bis spät in der Halle, ohne Leidenschaft funktioniert das nicht."

Die Leidenschaft für das Tennis hat den Mann, der neben dem Sportpark Ronhof aufgewachsen und glühender Anhänger der SpVgg ist, früh gepackt. "Mit zwölf Jahren auf Mallorca", habe er zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand gehalten. Der Vater, Gründungsmitglied der Tennisabteilung beim Tuspo Fürth, war da prägend. Was ihn am Tennis so begeistert? "Es ist ein Wettkampfsport, bei dem du alleine auf dem Platz stehst und dich direkt mit deinem Gegner misst. Du bist auf dich gestellt."

Die schönste Zeit, das waren für Pröll wie für die ganze Tennisszene die Jahre des Becker- und Graf-Booms in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Von 1990 bis 2000 spielte Pröll für den TC Forchheim in der Regionalliga. Für das kleine Forchheim war die Teilnahme an der Regionalliga ohne Profis ein großer Erfolg – das schweißt zusammen. Bis heute haben sich die Freundschaften aus dieser Zeit erhalten, erzählt Pröll.

Danach folgten Engagements beim Kleeblatt Fürth und dem TV Fürth 1860 – bis es vor vier Jahren zum TSV Burgfarrnbach ging. Sportlich war das für den 52-Jährigen meist erfolgreich, sein Spiel, so heißt es, passe zu einem Hallenbesitzer.

In Bayern ein Name

"Ich spiele offensiv und gehe schnell auf die Punkte. Da kommt mir der schnelle Hallenbelag besser entgegen als Sand", sagt er und lacht. Das große Vorbild neben Roger Federer ist John McEnroe, "einfach ein geiler Typ, emotional, der hat alles gespielt und war vielseitig." Zwischen den Zeilen hört man, dass Pröll als Jugendlicher ebenso emotional auf dem Platz werden konnte.

Es hat dem Erfolg nicht geschadet. Die mittelfränkische und die bayerische Meisterschaft in der Altersklasse Ü 50 hat Pröll in den vergangenen Jahren mehrmals gewonnen, doch wichtiger sind ihm die Aktivitäten, die rund um die Schwadermühle passieren – und auf die Bedeutung seines Teams hinzuweisen. Ohne die Unterstützung seiner Familie, macht Pröll deutlich, würde es auch mit der Schwadermühle nicht laufen.

Eine Nacht- und Nebelaktion sei es 2001 gewesen, als Pröll das Tennis Center übernommen hatte. Es gab erhebliche Zweifel, ob die Halle, die damals im Besitz einer Bank zu einer Belastung hätte werden können, heute noch existieren würde.

Eine Überlegung des Tennislehrers damals: "Wo gehen die Trainer hin, wenn es keine Halle mehr gibt? Wir waren und sind untereinander befreundet. Mir war klar: Die Halle darf nicht weg."

So kam der Fürther zu seinem Traumjob – und hat in Cadolzburg neue Turniere etabliert. Neun Jahre lang war die Schwadermühle Gastgeber eines Jugendturniers des Tennisweltverbands ITF. Das Turnier ist vergangenes Jahr in die neue Tennis-Base nach Oberhaching umgezogen, stattdessen richtet Pröll nun ein Senioren-Turnier aus (wie berichtet).

Auch hier hat er Unterstützung. Tobias Eichner ist Oberschiedsrichter beim Deutschen Tennis Bund (DTB) und Leiter des Turniers. Die beiden haben große Pläne, wie es mit Turnieren weitergehen soll. Das Seniorenturnier hat der DTB bereits von der Stufe S7 auf S3 hochgestuft, damit einher gehen mehr Ranglistenpunkte für die Teilnehmer und somit bessere Spieler. Und auch im Sommer findet auf der Anlage des TSV Burgfarrnbach erstmals dieser Wettbewerb statt, dazu kommt ein ITF-Juniorenturnier.

Wenn, ja wenn das Coronavirus nicht noch viel weitreichendere Folgen für die Gesellschaft hat und der Sport gänzlich zur Nebensache wird.