3:4 nach 3:0! Ice Tigers müssen noch einmal nach Bremerhaven

8.3.2019, 23:32 Uhr
Es dauerte lange, enorm lange, bis feststand, dass Nürnbergs beste Eishockeyspieler in Fischtown im entscheidenen Spiel drei noch einmal gefordert sind.

© Sportfoto Zink / ThHa Es dauerte lange, enorm lange, bis feststand, dass Nürnbergs beste Eishockeyspieler in Fischtown im entscheidenen Spiel drei noch einmal gefordert sind.

Am Mittwoch hatte sich Pavel Gross für Straubing entschieden. Natürlich kann es auch daran gelegen haben, dass der Cheftrainer der Adler Mannheim dieser Ice Tigers ein bisschen überdrüssig war. Wahrscheinlicher aber ist es, dass Nürnbergs einstiger Angstgegner auf die Eisbären Berlin als potenziellen Viertelfinalgegner gesetzt hatte. Am Freitag hatte Gross seinen vermeintlichen Fehler eingesehen. Auf der Haupttribüne der Arena Nürnberger Versicherung erlebte er am Freitagabend zusammen mit seinem Co-Trainer Mike Pellegrims, wie die Thomas Sabo Ice Tigers mit einem 3:4 (2:0, 0:0, 1:3, 0:0, 0:1) gegen die Fischtown Pinguins den zum Greifen nahen Einzug ins Viertelfinale verspielten - und vor 6803 Zuschauern einen neuen Weg fanden, ihre treuen Fans zu enttäuschen.

War Gross beeindruckt von der Mannschaft, die ab Mittwoch (19.30 Uhr) mit einem Sieg am Sonntag (14 Uhr) noch immer seine Adler herausfordern könnten? Wohl kaum. Die Ice Tigers meinten zunächst, sich der Aufgabe Bremerhaven denkbar minimalistisch entledigen zu können, gaben das Spiel nach einer vermeintlich komfortablen Führung aus der Hand, verschenkten eine 3:0-Führung im Schlussdrittel, überstanden mit viel Glück eine absurde erste Verlängerung, hatten Pech in der zweiten Verlängerung – und verloren letztlich hochverdient das zweitlängste Spiel der Klubgeschichte. Maxime Fortunus beendete um 23.33 Uhr ein, nunja, bemerkenswertes Eishockeyspiel.

Pföderl, Brown - perfekt! 

Ein Eishockeyspiel, der so begann, wie man sich das gewünscht hatte. Zwei frühe, eher dämliche Fouls nutzten Leo Pföderl (9. Minute) und Chris Brown (10.) perfekt aus. In 40 Sekunden konzentrierte Offensiv-Arbeit, das reichte an diesem Abend in einem intensiven, aber glücklicherweise niemals überharten Spiel. Nach den Eskalationen vom 3:1 am Mittwoch an der Nordseeküste hatte man befürchten müssen, dass die Teams Testosteron schwitzend übereinander herfallen. Bis auf ein paar härtere Checks gegen den Bremerhavener Provokateur Chad Nehring und Martin Stajnoch, der seine Sperre wegen des fatalen Checks gegen den Fischtown-Torjäger Jan Urbas verbüßt hatte, fiel nichts übertrieben Unfaires vor.

Nach den folgenreichen Strafbankaufenthalten beschränkten sich auch die Gäste darauf, gegen einen frühen Beginn des Sommers anzurennen. Bremerhaven stellte naturgemäß die aktivere Mannschaft. Wenn die meist kompakte Nürnberger Abwehr aber Schusschancen aus vielversprechenden Winkeln zuließ, war, wie schon am Mittwoch, stets ein souveräner Niklas Treutle zur Stelle. Das zweite Drittel verlief bei lediglich 6:5 Schüssen weitgehend ereignislos.

Das sollte sich im Schlussabschnitt schnell ändern: Brandon Segal vollendete kurz nach Ablauf eines Bremerhavener Power-Plays einen über Chris Brown perfekt vorgetragenen Konter (44.). Das hätte die Entscheidung gegen einen Gegner sein müssen, der nur noch mit drei Sturmreihen und vier gelernten Verteidigern antrat. War es aber nicht. In 16 Sekunden schlugen die Pinguins zurück – mit einfachen Mitteln: Zweimal brachten sie den Puck aufs Tor, Brock Hooton (45.) und Nehring (45.) nutzten die Nachschuss-Chancen. Und natürlich reagierten die Ice Tigers nervös, leisteten sich zur Unzeit einen Wechselfehler. Die Strafzeit war gerade abgelaufen, als Will Weber von der blauen Linie traf (52.). In weniger als acht Minuten ist es diesen Ice Tigers gelungen, eine perfekte Ausgangsposition zu verspielen. Und weil sie eine späte Strafe gegen Nehring nicht nutzen konnten, wurden sie mit der Verlängerung bestraft. Dass das Schlussdrittel mit 3:1 Toren und 11:3 Schüssen an die dezimierten Gäste ging, darf nicht unerwähnt bleiben.

Absurd, Ängstlich und Fortunus 

Auch nach der dritten Pause ließ sich Nürnberg in die Defensive drängen, kam erneut viel zu passiv aus der Kabine. Absurd wurde es aber erst ab der 67. Minute: Auf eine Spielverzögerung (Dupuis) folgten zwei unerlaubte Befreiungsschlägen, eine weitere Spielverzögerung (Bast) sowie Strafen gegen die völlig neben sich stehenden Dupuis und Acton. Mit Glück, Treutle und einen Oliver Mebus, der seine 2,06 Meter in jeden Schuss schmiss, überstanden die Ice Tigers diese Phase, kamen im Power-Play danach aber selbst kaum kontrolliert über die blaue Linie. Entweder hatte Nürnberg Angst oder keine Kraft mehr. Auch diese 20 Minuten gingen optisch klar an die Gäste.

Immerhin Pavel Gross hatte seinen Spaß. Der Mannheimer Trainer blieb, sah zwei Fouls von Shawn Lalonde in einem Wechsel, vier aufopferungsvolle Minuten Unterzahl, einen weiteren Stockschlag von Lalonde, einen Innenpfosten-Treffer von Acton (samt vorschneller Tor-Sirene) und den Siegtreffer von Maxime Fortunus (100.) - 46 Sekunden vor Ablauf der zweiten Verlängerung. Pavel Gross erhob sich und ging. Es ist auszuschließen, dass er am Sonntag (14 Uhr) auch in Bremerhaven zugegen sein wird.

Nürnberg: Treutle; Gilbert/Bender, Lalonde/Mebus, Jurcina/Stajnoch, Stephan – Pföderl/Dupuis/Reimer, Bast/Buck/Brown, Kislinger/Acton/Bassen, Mieszkowski/Weiß/Segal. - Tore: 1:0 Pföderl (8:33/5-3), 2:0 Brown (9:12/5-4), 3:0 Segal (43:05), 3:1 Hooton (44:15), 3:2 Nehring (44:31), 3:3 Weber (51:23). 3:4 Fortunus (99) - Schiedsrichter: Rantala/Rohatsch. - Zuschauer: 6803. - Strafminuten: 28 plus 10 (Mieszkowski) – 16. 

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