4:5 in Bochum! Auch Salli spendet keinen Trost

16.9.2016, 20:22 Uhr
Salli traf in Bochum doppelt, der FCN insgesamt viermal. Am Ende stand man trotzdem als Verlierer da!

© Sportfoto Zink / DaMa Salli traf in Bochum doppelt, der FCN insgesamt viermal. Am Ende stand man trotzdem als Verlierer da!

In Anbetracht der jüngsten Erfahrungen lasen sich die Zahlen immer noch recht beeindruckend. Über 1000 Anhänger wollten am Freitagabend ihren Club in Bochum erleben, hinzu kamen noch ein paar Hundert aus dem benachbarten Gelsenkirchen, um die Nürnberger Freunde zu unterstützen. Der missglückte Saisonstart hat viele Fans offenbar nicht abgeschreckt, und auch diejenigen, die den weiten Weg bis an die Castroper Straße zurückgelegt hatten, dürften die Reise nicht bereut haben.

Nach einem vor allem in der ersten Halbzeit vogelwilden 4:5 (3:3) beim VfL kommt der 1. FC Nürnberg nach fünf Spieltagen immer noch nur auf magere zwei Punkte, immerhin war ihm das Bemühen diesmal nicht abzusprechen. Pünktlich zum Herbstanfang befindet sich der Verein trotzdem mal wieder mitten in der Krise.

Mit der Familie unterwegs

Am Tag zuvor hatte Alois Schwartz, der Nürnberger Trainer, seine Spieler noch einmal an die mitgereisten Fans erinnert und natürlich auch an die vielen anderen, die nicht mit nach Bochum gekommen waren, aber regelmäßig den Weg ins Frankenstadion finden oder den Fußballern am Valznerweiher Mut zusprechen. "Das zeigt mir", sagte Schwartz, "dass wir eine Familie sind, die auch in schlechten Zeiten zusammenhält". Beachtlich findet es der prominenteste Sommer-Neuzugang, dass die Fans die Mannschaft zuletzt "trotzdem" so leidenschaftlich unterstützten - er meinte: trotz des holprigen Auftritts im Pokalwettbewerb, trotz des 1:6 in Braunschweigs und trotz der Leistung beim 1:2 gegen 1860 München, die am Montag wieder einmal nur phasenweise überzeugte.

Mehr Konstanz hatte sich Schwartz von seiner Mannschaft gewünscht, Ausdruck fand diese in Bochum aber zunächst nur darin, dass sich seine Abwehr erneut reichlich schläfrig präsentierte. 0:1 stand es bereits nach vier Minuten, weil Laszlo Sepsi eine Flanke unterlief, Tom Weilandt den Ball unbedrängt in die Mitte bringen durfte und Miso Brecko gegen Kevin Stöger zu spät kam.

Dass Thorsten Kirschbaum nur drei Minuten später den Ball schon wieder aus seinem Tor holen musste, hatte dann zwar erneut mit dem im Ruhrstadion völlig orientierungslosen Sepsi zu tun, vor allem aber damit, dass Schiedsrichter Lasse Koslowski bei seinem Zweitliga-Debüt die Schwalbe von Thomas Eisfeld nicht erkannte. Den Elfmeter zum 2:0 verwandelte Felix Bastians, nach sieben Minuten drohte sich ein ähnliches Debakel wie in Braunschweig anzubahnen. Dass es nach 49 Minuten dann aber die Bochumer Anhänger waren, die beide Mannschaften und besonders die Unparteiischen mit lauten Pfiffen in die Kabine verabschiedeten, sagte viel aus über eine Partie, die in der ersten Halbzeit zum anarchischen Spektakel geworden war.

Bulthuis, Pfosten, 2:3!

Weil die Mannschaft von Gertjan Verbeek, dem ehemaligen Clubtrainer, nichts mit der schönen Führung anzufangen wussten, versuchten sich die Gäste ihrerseits an einem Offensivspiel und wurden schon bald belohnt: Der auffällige Egar Salli beförderte einen Schuss von Tim Leibold artistisch über die Linie (18.). Auch in der Folgezeit hatte der 1. FC Nürnberg mehr vom Spiel, den nächsten Treffer erzielten aber wieder die Bochumer, weil sich Sepsi erneut von Weilandt düpieren ließ und Peniel Mlapa freistehend in der Mitte Kirschbaum per Kopf verladen durfte (27.). Dass sich der Club auch von diesem Rückschlag erholte, durfte als Neuheit in dieser Spielzeit erkannt werden; fast alle von Kevin Möhwald, der für den gesperrten Guido Burgstaller ins Team gerückt war, getretenen Ecken und Freistöße brachten Gefahr, folgerichtig war es eine solche Standartsituation, die den nächsten Anschlusstreffer brachte (34.). Möhwald flankte auf Dave Bulthuis: 2:3.

Danach war aber immer noch nicht Pause. Weil Bochums Anthony Losilla in der Nachspielzeit den eingewechselten Cedric Teuchert - Enis Alushi hatte verletzt Platz macht - im Strafraum zu Fall brachte und Salli den fälligen Elfmeter zum 3:3 verwandelte (45.+2), ging es mit einem Pfeifkonzert und erstaunlicherweise einem Unentschieden in die Kabine.

Mlapa wiederholt sich

Unter der Woche hatte Alois Schwartz an seine Spieler appelliert und mehr Leidenschaft gefordert; abzusprechen war ihnen das Bemühen tatsächlich nicht, in der Abwehr leisteten sich die Nürnberger aber auch in Bochum und auch in der zweiten Halbzeit weiter haarsträubende Fehler. In der 55. Minute war es wieder der frühere Nürnberger Mlapa, der völlig freistehend das 4:3 für Bochum erzielen durfte, zuvor hatte schon Bastians noch ein wenig ungedeckter den Pfosten getroffen.

Anschließend übten sich beide Mannschaften ein wenig mehr in Seriosität, das Tempo der ersten Halbzeit konnten oder wollten sie nicht mehr aufrechterhalten, Profit zogen daraus aber nur die Gastgeber. Kurz vor Schluss vergab Tim Matavz die große Chance zum Ausgleich, Bochums Nils Quaschner erhöhte in der 89. Minute auf 5:3, das Spektakel war entschieden, aber noch nicht vorbei. Der eingewechselte Shawn Parker traf zum 4:5 (90.+2), dann war endgültig Schluss. Die Frage wird nun sein, wie lange "die Familie" weiter zusammenhält, am Dienstag trifft man sich mit der Spielvereinigung Greuther Fürth zum Derby.

+++ Der Live-Ticker zum Nachgranteln  +++

VfL Bochum: Riemann - Celozzi (77. Gyamerah), Dawidowicz, Bastians, Perthel - Losilla, Stiepermann - Weilandt, Eisfeld 89. Wurtz), Stöger - Mlapa (70. Quaschner)

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Mühl (75. Hovland), Bulthuis, Sepsi - Behrens, Alushi (39. Teuchert) - Salli, Möhwald (63. Parker), Leibold - Matavz

Tore: 1:0  Stöger (4.), 2:0 Bastians (7., Foulelfmeter), 2:1 Salli (18.), 3:1 Mlapa (27.), 3:2 Bulthuis (34.), 3:3 Salli (45. +2, Foulelfmeter ), 4:3 Mlapa (55.), 5:3 Quaschner (89.), 5:4 Parker (90. +2)  | Gelbe Karten: Dawidowicz, Weilandt  / Kischbaum, Behrens, Teuchert, Parker | Schiedsrichter: Koslowski (Berlin) | Zuschauer: .16.050.

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