65,96 Prozent Dortmund

19.12.2010, 22:53 Uhr
65,96 Prozent Dortmund

© Zink

Auch Andreas Wolf hat nur einen Kopf, dafür aber zwei Arme und zwei Beine. Das linke zwar vorrangig, um in einem Fußballspiel nicht ständig umzufallen, ansonsten ist beim Kapitän des 1. FC Nürnberg aber anatomisch soweit alles in Ordnung.

Trotzdem musste er wohl erst 28 Jahre und 189 Tage alt und Vater eines Töchterchens namens Mila Angelina werden, um am Samstag zum ersten Mal ein Bundesliga-Tor mit, genau: dem Fuß zu schießen. Um 16.02 Uhr. Aus 4,65 Metern Entfernung. Und, jetzt kommt‘s: 81,0 Stundenkilometer schnell war die Kugel auf ihrem Weg ins Netz, wie die offizielle Schussenergiemessung ergab. Also tatsächlich schneller als ein Lkw mit einem Gesamtgewicht über 7,5 Tonnen auf einer deutschen Autobahn fahren darf. Wow.

Eine Statistik von vielen aus der gestern Abend beendeten Hinserie, die einen doch einigermaßen baff zurücklässt. Und vor allem ratlos. Was will uns die ganze Zahlenklauberei eigentlich sagen? Wolf hatte gegen Hannover 52 Ballkontakte. Aha. Und wussten Sie, dass sich, wenn man die Neulinge ausklammert, acht Erstligisten im Vergleich zur Abschlusstabelle 2009/2010 verschlechtert haben? Und acht verbessert? Der Wahnsinn.

Deshalb durfte gestern bei all den unvermeidlichen Rück- und Ausblicken selbstverständlich auch der Hinweis auf das sogenannte Herbstmeister-Orakel nicht fehlen. Der Sport-Informationsdienst hat nämlich dank knallharter Recherche herausgefunden, dass Borussia Dortmund 2011 deutscher Meister werden kann – und zwar sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von exakt 65,96 Prozent. 31 von 47 Vereinen, die in der Winterpause ganz oben standen, holten später auch die Schale. Na dann.

Kann schon sein – was aber, wenn der BVB auch die erste Rückrunden-Partie in Leverkusen verlieren sollte? Und danach zu Hause gegen Stuttgart (obwohl statistisch betrachtet eigentlich gar nicht möglich, weil der VfB wohl mit Bruno Labbadia anreisen wird).

Es könnte also eine Bruchlandung geben für Deutschlands Überflieger, wobei die Rückserie auch noch für ein paar andere Überraschungen gut sein dürfte. Absteigen muss neben Labbadias Stuttgartern auch noch Hannover, wie das Ya-Konan-Orakel prognostiziert. 17 weitere Niederlagen ohne ihren winter- und frühjahrsmüden Stürmer lassen 96 nach ganz unten absacken, obwohl auch der 1. FC Köln mit der Verpflichtung Volker Finkes weiter intensiv an einer zweitklassigen Zukunft arbeitet.

Und in Nürnberg wird Andreas Wolf zum Helden. Am drittletzten Spieltag sichert er seinem Club den Klassenverbleib, sein spätes 1:1 in Dortmund (mittlerweile 14 Punkte Rückstand auf Bayern München) reicht. Ein humorloser Abstauber, aus 5,97 Metern Entfernung, mit links. Mit links? Hauptsache drin.