92:98! Falcons verlieren in der Verlängerung die Nerven

29.2.2020, 22:11 Uhr
Jackson Kent hatte in Quakenbrück die Collegejacke wieder abgelegt, allerdings reichten auch seine 19 Punkte nicht zum Sieg.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / WoZi Jackson Kent hatte in Quakenbrück die Collegejacke wieder abgelegt, allerdings reichten auch seine 19 Punkte nicht zum Sieg.

Wer die Pressemitteilungen der Falcons regelmäßig verfolgt, könnte meinen, dass Nürnbergs beste Basketballer fast immer als Außenseiter in ihre Spiele gehen. Ralph Junge hat eine Routine entwickelt, stets die Stärken des Gegners zu loben, vor dem Auswärtsspiel in Quakenbrück war das nicht anders. "Artland ist eine Mannschaft, die an einem guten Tag gegen jedes Team in der Liga mithalten und gewinnen kann", ließ sich Nürnbergs Cheftrainer zitieren, als Beleg diente ihm der einigermaßen verrückte Saisonverlauf der Dragons.

Tatsächlich hatten die Artland Dragons vor dem Spiel am Samstagabend zumindest in der eigenen Halle immer wieder gezeigt, dass sie auch gegen die besseren Teams der Liga als Sieger vom Parkett gehen können. Ein Abstiegskandidat sind sie darüber dennoch geblieben, weshalb die Partie gegen die Falcons schon eines von nicht mehr ganz so vielen Endspielen gewesen sein könnte.

Nach dem 98:92 (18:21, 17:20, 26:24, 22:18, 15:9)-Heimsieg bleibt Quakenbrück ein Abstiegskandidat, hat sich aber etwas Luft verschafft, während die Falcons in den letzten Wochen der Hauptrunde noch intensiv um ihren Playoff-Platz kämpfen müssen.

Schröder ist auf den Punkt bereit

Den besseren Start erwischten die Gäste. Vor allem Sebastian Schröder schien auf den Punkt bereit zu sein, er erzielte sechs der ersten acht Nürnberger Punkte. Vor allem aus der Distanz waren die Falcons zunächst sehr treffsicher. Fünf der ersten zehn Versuche landeten im Ziel, auch weil Experte Jackson Kent nach seiner Handverletzung rechtzeitig nach der Länderspielpause wieder fit geworden war. Absetzen konnte er sich mit seinen Kollegen aber noch nicht.

"Sie spielen sehr physisch", hatte Junge vorab gewarnt, offenbar war das nicht bei all seinen Spielern angekommen. 22:8 betrug Mitte des zweiten Viertels die Rebound-Bilanz - für die Artland Dragons. Während sich mit Chase Griffin und Duane Wilson die Topscorer beider Mannschaften früh mit zwei Fouls auf die Bank verabschiedeten, verlegte sich das Spiel nach und nach unter die Körbe. Profitieren konnten davon in erster Linie die Dragons um den ehemaligen Nürnberger Robert Oehle, der nach dem Seitenwechsel beweisen durfte, warum er einer der besten Center der Liga ist.

Dienstkleidung statt Collegejacke

Hin und her wechselte die Führung, aus der Kabine kamen die Falcons mit sechs Punkten Vorsprung (41:35), aber der war bald wieder aufgebraucht. Moritz Sanders und Jonathan Maier sammelten beim Versuch, Oehle zu stoppen, fleißig Fouls, Maier bekam wegen zu laut vorgetragener Beschwerden sogar ein technisches aufgebrummt. Erst als sich kurz vor Ende des dritten Abschnitts das Spiel wieder in die Randbezirke des Feldes verlagerte, lief es wieder besser für die Falcons. Matthew Meredith und Kent trafen zwei Dreier, beim Stand von 65:61 ging es aus Sicht der Gäste in den Schlussabschnitt.

Bei den Gastgebern machte sich das Fehlen von Point Guard Pierre Bland bemerkbar, bei den Gästen, dass Kent die Collegejacke nach wochenlanger Verletzungspause wieder gegen die offizielle Dienstkleidung getauscht hatte. Während Wilson einen miserablen Abend erwischte (zwei Punkte, fünf Fouls), sprang Kent mit 19 Punkte ein. Wobei alle Mannschaftsteile etwas dazu beitrugen, dass es lange Zeit so aussah, als könnten die Falcons ihren Playoff-Platz weiter zementieren.

Sanders muss aus der Halle

Dass es anders kam, lag daran, dass Schröder 30 Sekunden vor Schluss die Entscheidung an der Freiwurflinie verpasste und Jannes Hundt genau dort das Spiel in die Overtime schickte: 83:83.

In der Verlängerung wurde ein physisches und emotionales Spiel dann noch etwas physischer und emotionaler. Sanders musste nach seinem fünften Foul und einer Beschwerde am Kampfrichtertisch die Halle verlassen, wenig später war auch Oehles Arbeitstag nach 21 Zählern und zwölf Rebounds vorzeitig beendet. Entscheidender aber war, dass Quakenbrücks Hundt (24 Punkte, neun Assists) die Nerven behielt und seine Mannschaft so zu einem 98:92-Sieg führte. An diesem Abend konnten die Artland Dragons nicht nur sehr lange sehr gut mithalten.

Nürnberg: Kent 19 Punkte, Haukohl 14, Maier 13, Sanders 12, Schröder 9, Pongo 6, Meredith 5, Daubner 5, Feuerpfeil 4, Lee 3, Wilson 2.

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