Abturn in Überzahl: Schwartz' Ex ohrfeigt den FCN

3.12.2016, 14:51 Uhr
Der Anfang vom Ende! Andrew Wooten, gebürtiger Bamberger und Sandhausens Torgarant, brachte die Kurpfälzer in Nürnberg in Front.

© Sportfoto Zink / WoZi Der Anfang vom Ende! Andrew Wooten, gebürtiger Bamberger und Sandhausens Torgarant, brachte die Kurpfälzer in Nürnberg in Front.

Auch gefühlt 138 Flanken konnten die Niederlage des 1. FC Nürnberg gegen den SV Sandhausen nicht verhindern. Trotz Übergewicht hieß es am Ende aus Club-Sicht 1:3. Die Kehrwende nach der Stuttgart-Schlappe? Sie fiel flach.  

Serie mal andersrum!

Nach der Serie ist vor der Serie, ungefähr so hat das Alois Schwartz am Donnerstag auf der Pressekonferenz gesagt. Bei näherer Betrachtung wechseln sich beim 1. FC Nürnberg ja ständig irgendwelche Serien ab; auf sechs Spiele ohne Sieg zum Auftakt der Saison folgten sieben ohne Niederlage, ehe es am Montag in Stuttgart mal wieder so weit war.

Im Heimspiel gegen den SV Sandhausen galt es also, die negative Serie nicht länger werden zu lassen und stattdessen eine neue, ungleich schönere, zu beginnen – nicht wegen der eigentlich bedeutungslosen Statistik, sondern um den Abstand zur Spitze nicht ausufern zu lassen. Nach dem phasenweise peinlichen 1:3 (0:1) ist der Club aber endgültig im Mittelmaß gefangen.

Nach flotter Anfangsphase der Gastgeber nutzten die Gäste gleich mehrere Missverständnisse und Stellungsfehler im Nürnberger Abwehrverbund zur Führung durch Wooten aus (28.); selbst mit dem Platzverweis für Kulovits kurz vor der Pause nach wiederholter Regelüberschreitung konnte der Club nicht viel anfangen; Klingmann erzielte mit einem abgefälschten Schuss das 0:2 (55.), Lukasik nach einem Konter sogar das 0:3 (76.). Burgstallers sehenswerter Anschlusstreffer (82.) kam zu spät.

Mangels fitter Alternativen ließ Trainer Schwartz seine Anfangsformation fast unverändert, lediglich Brecko rückte nach abgessener Gelb-Sperre wieder für den jungen Kammerbauer auf die Rechtsverteidigerposition. Kollege Sepsi eröffnete die Begegnung in der zweiten Minute mit einem Traumpass auf Burgstaller, der im Strafraum von Gordon abgedrängt wurde. Die optische Überlegenheit brachte nicht viel ein, trotzdem hätte der Club in der zwölften Minute eigentlich in Führung gehen müssen. Weder Möhwald noch Kempe brachten den Ball allerdings am überragenden Torwart Knaller vorbei.

Wooten macht den FCN wütend

Der SV Sandhausen erwies sich vor allem dank seiner Defensivstärke als der erwartet schwere Gegner. Dass Schwartz' Ex-Mannschaft aber auch richtig gut Fußball spielen kann, zeigte sie nach knapp einer halben Stunde – wobei sich die Nürnberger äußerst ungeschickt anstellten. Ein Missverständnis zwischen Sepsi und Salli tief in der anderen Platzhälfte eröffnete Kuhn plötzlich viel Raum für einen Konter. Da ihn selbst Bulthuis mit einer wohl verfrühten Grätsche nahe der Seitenlinie nicht aufhalten konnte, nutzte Kuhn seine Freiheiten mit einem präzisen Querpass auf Wooten – das 0:1 (28.).

Der überraschende Rückstand schien den nicht besonders kreativen Club erheblich zu beeindrucken; immer wieder sollten Flanken zum Erfolg führen, was die langen Innenverteidiger des SV Sandhausen aber vor wenig Probleme stellte. Also probierte es Burgstaller kurz vor der Pause mal mit einem sehenswerten Solo, dem Kulovits ein jähes Ende setzte; seine zweite Gelbe Karte hatte eine Rote zur Folge und aus Nürnberger Sicht eigentlich wunderbare Voraussetzungen für die zweite Halbzeit.

Bulthuis fälscht ab: Und wieder klingelt's!

Mit einem Mann mehr und neuem Mut gingen sie die Aufholjagd an, die aber nicht lange dauern sollte. Burgstaller prüfte Knaller, dessen Kollege auf der anderen Seite ein paar Minuten später die Welt nicht mehr verstand. Klingmann haute einfach mal drauf, Bulthuis fälschte unhaltbar ab - das 0:2 (55.).

Zwischen Pfeifkonzert und Galgenhumor 

Als Kister wenig später fast das 0:3 nachgelegt hätte, platzte vielen Zuschauern endgültig der Kragen. Auch mit den eingewechselten Offensivkräften Matavz und Teuchert blieb der Club harmlos, die Zuschauer pfiffen auf ihre Elf, die sich gegen zehn Sandhäuser noch das 0:3 einfing (Lukasik, 76.) - und jetzt zweimal in Folge verloren hat. Einige Fans in der Nordkurve stimmten das berühmte Europapokal-Lied an. Und: "Deutscher Meister wird nur der FCN". Die nächste Serie könnte eine äußerst unangenehme werden – daran dürfte auch Burgstallers Traumtor acht Minuten vor Schluss nicht mehr viel ändern.

+++ Hier geht's zum Live-Ticker +++

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Hovland, Bulthuis, Sepsi - Behrens (63. Teuchert), Petrak - Kempe, Möhwald, Salli (46. Matavz) - Burgstaller

SV Sandhausen: Knaller - Klingmann, Gordon, Kister, Roßbach - Linsmayer, Kulovits - Kuhn (66. Karl), Vollmann (46. Lukasik) - Wooten, Höler (88. Sukuta-Pasu)

Tore: 0:1 Wooten (28.), 0:2 Klingmann (55.), 0:3 Lukasik (76.), 1:3 Burgstaller (82.) | Gelbe Karten: Salli, Behrens  - Linsmayer, Höler  | Gelb-Rote Karte: Kulovits Schiedsrichter: Thomsen (Kleve) | Zuschauer: 25.250.

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