Alt-Bekannter auf Besuch: Pinola auf Reha in Nürnberg

24.12.2016, 06:00 Uhr
287 Spiele machte Javier Pinola von 2005 bis 2015 für den 1. FC Nürnberg.

© Hans Böller 287 Spiele machte Javier Pinola von 2005 bis 2015 für den 1. FC Nürnberg.

Im nächsten Jahr, das ist der Plan, werden sie das Fest in Nürnberg verbringen, wo der Fußballprofi Javier Pinola "zehn einmalig schöne Jahre" erlebt hat, wie er sagt, und wo noch immer das Haus der Familie steht.

Gerade war er wieder zu Besuch, er hat beim 1.FC Nürnberg viele alte Bekannte getroffen. Pinola fühlt sich – auch eineinhalb Jahre nach seinem unfreiwilligen Abschied – noch immer sehr wohl beim Club. "Ich hätte Nürnberg nie, niemals verlassen", sagt er, obwohl dieses vermeintliche Ende der Karriere einen besonderen Neustart beim Club Atletico Rosario Central bedeutete – bis zum 12. Mai dieses Jahres, als sich Javier Pinola im Viertelfinal-Hinspiel der Copa Libertadores, der südamerikanischen Champions League, gegen Nacional Medellin aus Kolumbien das Schienbein brach.

Deswegen war er im Advent in Nürnberg, zur Reha am Valznerweiher, "in bewährten Händen", wie er sagt – und hat die Hoffnung mitgenommen, im Jahr 2017 wieder angreifen zu können. Es war schließlich eine besondere Erfolgsgeschichte: Der in Nürnberg für nicht mehr gut genug für die 2. Liga ausgemusterte Javier Pinola wurde mit Rosario Dritter der argentinischen Meisterschaft, stand im Pokalfinale – und schaffte, nach neun Jahren, die Rückkehr in die Nationalmannschaft, im WM-Qualifikationsspiel gegen Bolivien (2:0) feierte er an der Seite von Weltstars wie Lionel Messi, Gonzalo Higuain und Angel di Maria ein sehr geglücktes Comeback. "Pinola besteht sein besonderes Examen glänzend", notierte die Zeitung Ovacion.

"Es war wie ein Märchen", sagt Pinola, "manchmal habe ich wirklich gedacht, ich träume." Für die Copa America war er gesetzt – dann brach das Bein, das jähe Ende dieses besonderen Fußball-Märchens. "Ja, das habe ich mich schon gefragt", sagt Pinola: "Warum ich, und warum jetzt." Aber man trifft im Fränkischen auf einen aufgeräumten Pinola, der keinen Augenblick hadert. "Ich hatte diese wunderbaren Jahre in Nürnberg, dann diesen superschönen Start mit Rosario – und jetzt eben diese Verletzung, es gehört dazu, zum Fußball und zum Leben."

"Ruhig bleiben", das habe er sich schon am Tag nach der Operation gesagt, heute will Pinola "mit positiven Gedanken nach vorne schauen" – "wieder richtig das Laufen lernen", wie er lächelnd sagt, und dann noch einmal angreifen. Nicht aufgeben: Dafür stand Javier Pinola in guten und in schlechten Zeiten mit seinem Herzens-Club, die Narbe, die seine Ausmusterung im Mai 2015 hinterließ, ist schmerzlicher als die am rechten Bein. Aber dem Club bleibt er treu, Nürnberg-Trikots haben alle drei Kinder: die Söhne Luciano, zehn Jahre alt, und Juan Ignacio, sieben, und die 2014 noch in Nürnberg geborene Tochter Augustina.

Mit den Buben, die im FCN-Kindergarten das Kicken lernten und heute ebenfalls für Rosario spielen – im populären Hallenwettbewerb –, schaut der Papa gerne dem Club zu, auch zu Hause in Argentinien, "eigentlich jedes Spiel", sagt Pinola. Auch das schmerzt gelegentlich, der in der Relegation gegen Frankfurt verpasste Wiederaufstieg stellte den langjährigen Publikumsliebling vor Rätsel:

"Es hat wehgetan, zu sehen, wie chancenlos sie waren, und ich habe mich gefragt: Warum verteidigen sie nur, warum stehen sie nur hinten, warum versuchen sie nicht mehr?"

"Ich hoffe eben immer, dass Burgi einen guten Tag hat", sagt Pinola, Guido Burgstaller, der Torjäger, mit dem er noch gemeinsam gespielt und den er sehr zu schätzen gelernt hat – "ansonsten sieht man, wie schwer sie sich tun in der zweiten Liga, es wird eine schwierige Saison bleiben".

Pino könnte den nächsten Pino suchen

Manchmal, erzählt Pinola, fragen ihn das die beiden Söhne: "Papa, warum spielst du nicht mehr beim Club? Was ist passiert? Warum sind wir nicht mehr beim Club?" Es gibt Momente, da sich der Papa das selbst noch fragt. Aber Javier Pinola, der im Februar 34 Jahre alt wird, will auch da nach vorne schauen. Mindestens bis 2018, so lange läuft sein Vertrag bei Rosario Central, will er Fußball spielen – und, wenn es geht, auch dem 1.FC Nürnberg helfen.

"Es gibt so viele Talente in Argentinien", sagt er, "vielleicht auch für den Club", eine solche Zusammenarbeit, sagt er, würde ihn sehr interessieren, nur: "Da müsste der Club auch auf mich zukommen." Die Gelegenheit sollte sich ergeben: Pinola wird wiederkommen, irgendwann vielleicht sogar für immer. Nürnberg, sagt er vor dem Rückflug nach Rosario, "ist für uns eine Heimat."

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