Angriff in Fürth: Stefaniak will einfach nur spielen

23.1.2020, 15:57 Uhr
Angriff in Fürth: Stefaniak will einfach nur spielen

© Sportfoto Zink / WoZi

Der Bart ist ab, dafür werden die Haare auf dem Kopf länger. Marvin Stefaniak bindet sie sich im Training mit einem Gummi zusammen wie Pebbles von der Familie Feuerstein. Neuer Look, neue Ziele? Der 24-Jährige verneint und liefert eine unromantische Begründung: "Ich habe gehört, dass im Bart mehr Bakterien sind als an anderen Körperstellen. Also habe ich ihn abgenommen."

+++ Trainingslager-Fazit: Gedämpfte Euphorie beim Kleeblatt +++

Nein, andere Ziele als vergangenen Sommer habe er nicht. Auch keine anderen als den Sommer davor und davor. Marvin Stefaniak, den sie auf dem Platz "Marv" rufen, will einfach nur wieder Stammspieler sein. So wie von 2013 bis 2017 in Dresden, als er in 66 Partien in jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt war. Am Ende stand der Zweitliga-Aufstieg.

"Marvin, wie du trainierst, das ist Weltklasse" 

Der VfL Wolfsburg blätterte wohl zwei Millionen Euro für den ehemaligen Juniorennationalspieler hin. Da er sich jedoch sofort verletzte, kam er erst gar nicht in den Kader des Erstligisten, der ihn schon ein halbes Jahr später zum Club verlieh. Nach der Aufstiegsfeier ging es zurück, nächster Angriff. "Komm, Marvin, versuch noch mal alles reinzuschmeißen", spricht er seine damalige Ansage an sich selbst nach. Kollegen sagen ihm: "Marvin, wie du trainierst, das ist Weltklasse." Prompt reißt bei einem Hackentrick ein Muskelbündel im Oberschenkel. "Also ging es im Sommer wieder einen Schritt zurück", sagt Stefaniak über seine zweijährige Leihe zur SpVgg Greuther Fürth, "um den alten Marvin wieder zurückzuholen."

Zum Saisonstart steht er zweimal in der Startelf. Es folgt: eine Bindehautentzündung. "Die Mannschaft hat gut gespielt und ich musste mich wieder hinten anstellen, das akzeptiere ich." Er wird zur Teilzeitkraft. "Die Hinrunde lief für mich durchwachsen. Ich habe Spiele bekommen, einen Assist gemacht. Aber das ist nicht mein Anspruch, ich möchte der Mannschaft weiterhelfen, mehr Spiele von Anfang an machen."

Flanken beim Kleeblatt: Eine Lücke für den Vorbereiter  

Auch in Fürth können die Beobachter erkennen, dass sein linker Fuß gut geschult ist. Sein Problem sind nicht die Standards, sondern seine falschen Entscheidungen während der Spielzüge, die auch im Trainingslager zu beobachten waren. Er streitet das gar nicht ab: "Ich habe die letzten zwei Jahre viel erlebt, wie der Profifußball auch laufen kann. Wenn man nicht genug Selbstvertrauen hat, gelingen solche Dinge nicht."

 

Mit dem Verkauf von Tobias Mohr nach Heidenheim hat sich links vorne eine Lücke in der Stammformation für einen Flankengeber geöffnet. Manager Rachid Azzouzi und Trainer Stefan Leitl warten in dieser Wintervorbereitung auf den Durchbruch des Edeltechnikers. Bei Stefaniaks Vita auch nicht verwunderlich. Doch er bittet um eine faire Sichtweise: "Ich glaube, ich habe die Messlatte nach oben gelegt. Alle um mich herum erwarten mehr von mir. Die sagen: du musst uns weiterhelfen, du bist ja von Wolfsburg runtergegangen." Das aber lasse er nicht gelten. "Der Mensch kann sich ändern, Fußball kann sich ändern. Das hat mich als Typ schon ein bisschen verändert."

Fürther Stimmungsmacher: Cordula Grün am Laubenweg 

Der offensive Mittelfeldspieler weiß, was die Stunde geschlagen hat: "Wenn es läuft, dann läuft es. Wenn es nicht läuft, dann musst du dich da selbst rausziehen." In Dresden unter dem damaligen Trainer Uwe Neuhaus sei er "der Dresdner Junge" gewesen, "da konnte ich der Marvin sein, der ich sein wollte". Was er nicht sagt: In Fürth kann er das anscheinend bisher nicht. Selbst der Marvin, der bei der Saisoneröffnungsfeier auf der Bühne stand und alle mit dem Hit "Cordula Grün" am Mikrofon begeisterte, ist wohl nicht der eigentliche Marvin. Rampensau, Tattoos, lange Haare – ist er ein Party-Typ? "Nee, gar nicht", antwortet er, "ich war auch noch nie auf Mallorca." Mit 18, 19 sei er gerne ausgegangen, "aber seit ich Frau und Kind habe, bin ich lieber zu Hause". Es wird Zeit, dass Fürth den wahren Marvin kennenlernt. "Dafür gibt es ja eine Rückrunde", sagt er, "ich fühle mich wohl hier." Es klingt kämpferisch. 

 

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