Aussetzer am Schachbrett

9.9.2015, 09:25 Uhr
Aussetzer am Schachbrett

© Foto: Udo Güldner

Großmeister (GM) Leonid Milov vom SC Noris Tarrasch Nürnberg ist der tragische Held des Pyramide-Cups. Was vielen Amateuren ständig passiert, das erlebte nun auch der Schachprofi aus der Ukraine, der für den Traditionsverein am Oberliga-Spitzenbrett sitzt. Beim wohl entscheidenden Duell um den Turniersieg gegen seinen russischen GM-Kollegen Egor Krivoborodov (SC Garching) fasste Milov, wohl noch ganz in Gedanken an die bereits gewonnene Stellung, die falsche Figur an.

Weil es die „Berührt-Geführt-Regel“ gibt, und er dann einen Verlustzug machen musste, gab Milov damit nicht nur ein Match ab, sondern auch die alleinige Führung. „So etwas ist mir noch nie passiert.“

Nutznießer des Aussetzers war GM Vyacheslav Ikonnikov (SF Bad Mergentheim), der als Setzlisten-Zweiter zu den Favoriten gezählt worden war. Er blieb nicht nur unbesiegt, sondern häufte in sieben Runden stolze sechs Punkte an. Ein Kunststück, das nur noch Philipp Wenninger (SC Erlangen) gelingen wollte. Der spielte bei der Neuauflage des Cups die Rolle, die im Vorjahr Jonas Hacker (SG Speyer-Schwegenheim) ausgefüllt hatte.

Als Favoritenschreck punktete er sich mit Siegen gegen FIDE-Meister Johannes Dorst (SK Marburg) und den Spitzenmann GM Vitaly Kunin (Freibauer Mörlenbach) ganz nach vorne. Auch der frisch gekürte Bayerische Meister Eduard Miller (SC Erlangen) überzeugte mit druckvollem Offensivspiel und Platz neun.

„Das Turnier ist viel stärker besetzt als beim letzten Mal“, erklärte Wolfgang Fiedler, Turnierleiter und Hauptschiedsrichter vom Veranstalter Schachklub Zirndorf. Nicht nur wegen der Großmeister wie Aloyzas Kveinys (Litauen), sondern auch wegen der Internationalen Meister (IM) wie Michael Fedorowsky (FC Bayern München).

„Viele Amateure aus der Region nutzen das Turnier, um sich für die kommende Saison warm zu spielen“, so Hans-Jürgen Zeitler. Der Vertreter des Hauptsponsors spielt selbst Schach beim SK 1911 Nürnberg und kam in der Auftaktrunde sogar zu einem Einsatz, damit FM Gerald Löw (TSV Bindlach) bei ungerader Teilnehmerzahl einen Gegner bekam. Der Cup scheint indes ein Schachturnier für Familien zu sein. So spielten nicht nur die Brüder Malte und Helge Colpe (Hamburger SK) und FM Oskar und Thomas Hirn (SC NT Nürnberg/TuS Fürstenfeldbruck), Vater und Sohn Thomas und Maximilian Bildt (SK Zirndorf) und Andreas und Samuel Weber (SC Flörsheim), sondern auch die Ehepaare IM Christian und WFM Doreen Troyke (Erfurter SK) und die in der Region bekannten Ursula und Werner Dreiseitel (SG 1882 Fürth).

Die Lokalmatadoren waren diesmal im Feld der 124 Teilnehmer – ein Viertel mehr als im Vorjahr – stark vertreten: 41. Maximilian Bildt (SK Zirndorf), 55. Carsten Lange (SK Zirndorf), 65. Gunther Hörmann (TSV Cadolzburg), 88. Thomas Bildt (SK Zirndorf), 89. Hans Gerl (SK Zirndorf), 94. Günther Birkmann (SK Zirndorf), 97. Peter Weißmann (SK Zirndorf), 103. Ursula Dreiseitel (SG 1882 Fürth) und 118. Werner Dreiseitel (SG 1882 Fürth).

„Im nächsten Jahr dürften wir die Obergrenze von 150 Spielern wohl knacken“, so Hubert Seibold, Vorsitzender des SK Zirndorf.

Alle Partien des Turniers, Fotos und die Ergebnisse im Internet unter www.pyramidencup-zdf.de Eine Reportage über den Pyramide-Cup lesen Sie in der Donnerstagsausgabe.

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