Baldige Rückkehr? Golfer sehnen sich nach dem Grün

11.4.2020, 12:13 Uhr
Baldige Rückkehr? Golfer sehnen sich nach dem Grün

Das Grün liegt herrlich da, so gut wie sonst nie zu dieser Jahreszeit. Es drängt alle nach einem mit lediglich ein paar langweiligen Putts auf der Matte im Büro viel zu langen Winter ohne Golf auf den Platz. Diese ondulierte Fläche, sauber und adrett gemäht gleicht einem perfekt gewobenen Teppich aus kurzen Halmen, das Gras ist lediglich ein paar Millimeter lang. Im Normalfall markiert die Fahne im Loch das Ziel, hier wollen sie alle hin, die da ein paar Hundert Meter entfernt am Abschlag stehen und darauf hoffen, den ersten Ball nicht gleich in die Wicken zu schlagen. Aber was ist schon normal in diesen Tagen?

Kaum eine sportlich affine Gruppe, und ja, dazu zählen auch die gerne belächelten Golfer, gibt sich gerade in den sozialen Netzwerken den Träumen von einer wie auch immer gearteten Rückkehr auf die 18 Löcher des Heimatplatzes hin. Endlich mal wieder den Driver aus der Tasche ziehen, einen eleganten Chip als Annäherung zur Fahne platzieren und ein schnurgerader Putt zum Par ins Loch nageln. Das Höchste der Gefühle.

Auf Facebook präsentierten zunächst nicht wenige Golfer ihre Puttingmatten im heimischen Wohnzimmer – auch hier zumeist mit Polohemd und gebügelter Chino adrett gekleidet, wahrscheinlich, um dem schmerzlich vermissten Gefühl auf dem Platz ganz nahe zu kommen. Viele Golflehrer haben sich inzwischen in Ermangelung sonstiger Einkünfte auf Privatstunden per Handy spezialisiert, einige Kollegen offerieren unentgeltlich den Weg zum perfekten Schwung, nur, um im Gespräch zu bleiben.

"Die Angst geht um"

Allesamt Kompensationsübungen – und immer wieder muss Claus Kobold um Geduld, Demut und Einsicht werben. "Der Deutsche Golf Verband blickt genauso wie die Verantwortlichen auf den Golfanlagen mit Sorge auf behördliche Verbote zur Nutzung der Golfplätze", sagt der DGV-Präsident, "aber wir haben dafür größtes Verständnis und tragen diese Last aktuell uneingeschränkt."

Das war Ende März "aktuell", seitdem ist die Angst der Golfplatzbetreiber und der in der Mehrzahl als Verein geführten Klubs vor den wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise nicht kleiner geworden. Die Kosten laufen weiter, Angestellte müssen auch in Kurzarbeit bezahlt werden, die Gastronomie und der kleine Golfladen verdienen keinen Cent, Gastspieler, die ansonsten über das Greenfee einen großen Posten in der Bilanz generieren, gibt es derzeit nicht. "Die Angst geht um", hat auch Kobold längst registriert und nun auch reagiert.

Bislang sprachen sich die Golfer selbst Mut zu, entwickelten Ideen, an welchen Defiziten sie zu Hause am besten feilen könnten und rissen notgedrungen einen Witz nach dem anderen. Beispiel gefällig? "Wenn du dich nach der Krise entscheiden müsstest zwischen einem Dinner mit deiner Frau oder eine Runde Golf...auf welchem Platz würdest du spielen?" Die Not ist groß.

Ausgehregeln sind einhaltbar

Tatsächlich muss man kein Virologe sein, um das wachsende Unverständnis der Golfer über den Allgemein-Ausschluss erklären und nachvollziehen zu können. Golf wird unter freiem Himmel gespielt, die zumeist weitläufigen Anlagen umfassen viele Hektar, der Abstand zwischen den Spielgruppen beträgt etliche Meter, und mit einer Regelung, nur zu zweit mit dem Partner und zusätzlichem Mundschutz zu spielen, wären alle derzeit geltenden Maximen erfüllt. Nur, dürften etwa Tennisspieler diesen Anspruch nicht auch verfolgen?

Auf eine "Lex Golf" zielte Kobold deshalb nicht ab, als er sich unlängst an politische Entscheidungsträger im Bund und auf Länderebene wandte. Deutschlands oberster Golfer formulierte in seinem Brief ganz allgemein vom "Nutzen von Individualsport im Freien", was auch dieser Tage sicher unstrittig ist und nicht minder sicher Golf einschließt. Die leidgeprüfte Gemeinschaft atmet durch. Der DGV-Boss sprach von "hoffnungsvollen Rückmeldungen" der Entscheidungsträger auf sein Schreiben. Konkret dürfte das jedoch erst nach dem 19. April werden – und selbst dann stellt sich die Frage, ob nicht jede Ausnahme die gesundheitlich gebotenen Regularien über die Maßen aufweicht. Der Traum vom satten Grün hin oder her.

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