Beliebtes Chaos beim Schwimmen im Kanal

1.8.2015, 11:00 Uhr
Beliebtes Chaos beim Schwimmen im Kanal

© Foto: Klaus-Dieter Schreiter

Am Sonntag um 9 Uhr fällt der Startschuss, Böller knallen am Kanal. Dann stürzen sich die Athleten rund 500 Meter südlich der Dechsendorfer Kanalbrücke ins kühle Nass. Allerdings nicht alle zusammen. Zunächst beginnen die Triathleten, die auf die Kurzdistanz gehen. Doch alleine das sind 300 Sportler.

Männer und Frauen schwimmen dabei gleichzeitig die 1,5 Kilometer. Während sich die Spitzensportler absetzen, muss der Rest mit dem Platz im Main-Donau-Kanal klarkommen. „Das ist immer ein Hauen und Stechen“, sagt Triathlon-Organisatorin Ulrike Rabenstein. Vor allem Frauen haben es schwer, werden unter Wasser gedrückt. Was hilft? Augen zu und durch.

Bereits um 9.05 Uhr starten die Mitteldistanz-Athleten. Sie schwimmen zwei Kilometer, direkt von der Dechsendorfer Kanalbrücke Richtung Süden bis zum Wendepunkt nach dem Membacher Steg und wieder zurück. „Viele fragen uns, warum wir die beiden Startgruppen so dicht aufeinander losschicken“, sagt Rabenstein. Die Schnellsten auf der Mitteldistanz holen so meist die etwas langsameren Schwimmer auf der kurzen Distanz ein, was für noch mehr Durcheinander sorgt.

„Aber wir können das nicht weiter entzerren“, sagt die Organisatorin. Grund ist der Kanal selbst. Zweieinhalb Stunden ist er für die Schifffahrt gesperrt. „Länger geht es nicht. Wir können schon froh sein, dass wir diese Möglichkeit überhaupt haben.“ Wie eng der Zeitplan getaktet ist, hat man im vergangenen Jahr wieder gesehen. Kurz vor der Sperrung des Kanals hat die Strecke noch ein Schiff passiert und das Wasser so aufgewirbelt, dass die Schwimmer anschließend Probleme bekamen.

Neopren — ja oder nein?

Im Wasser erkennt man die Athleten übrigens an den Farben ihrer Bademützen. Die Kurzdistanzler haben blau-weiße Kappen, die erste Startgruppe auf der Mitteldistanz rot-gelbe und die zweite Startgruppe schwarz. Farben außerhalb dieses Spektrums sind den Favoriten vorbehalten. Ob die Sportler mit oder ohne Neoprenanzug ins Wasser dürfen, entscheiden die Wettkampfrichter Sonntagfrüh. „Das hängt von der Wassertemperatur ab“, sagt Rabenstein. Viele Breitensportler setzen auf den Neo, weil er sie über Wasser hält und so das Schwimmen erleichtert. Sollte es im Kanal aber zu warm sein, besteht die Gefahr einer Überhitzung der Athleten. Dann herrscht Neo-Verbot.

Nach dem Schwimmen geht es für die Teilnehmer in die Wechselzone. Dort finden sie ihr Fahrrad – und stellen es nach den 40 beziehungsweise 80 Kilometern Radfahren auch wieder dort ab. Eine zusätzliche Wechselzone zwischen Rad und Laufen wäre für die Organisatoren in Erlangen schlichtweg nicht zu schaffen. „Wir bräuchten doppelt so viele Helfer“, sagt Rabenstein. Schon jetzt sind dort 40 bis 50 Helfer allein in dieser Zone unterwegs.

So allerdings kann es passieren, dass die letzten Schwimmer von der Mitteldistanz gerade erst aufs Rad wechseln, während die Schnellsten auf der Kurzdistanz bereits ihr Fahrrad abstellen und aufs Laufen umsteigen. „Diese Kollisionen in der Doppelwechselzone müssen wir hinnehmen“, sagt Rabenstein.

Wirklich zu stören scheint es die Athleten ohnehin nicht. Erlangen ist bei den Triathleten sehr beliebt, die 800 Startplätze sind immer ganz schnell voll. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Rabenstein. Und die Zuschauer sind auch in Scharen am Start, rund 10 000 tummeln sich am Kanal, an der Radstrecke und im Ziel, dem Sportgelände des TV 48 Erlangen am Kosbacher Weg. Die ersten Sportler werden dort übrigens nach ihren elf Kilometern Laufen ab 11 Uhr erwartet, die Mitteldistanzler nach ihrer 20-Kilometer-Strecke um 12.40 Uhr. Im Kanal jedoch herrscht um diese Zeit wieder alltägliche Ruhe.

 

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