Christian Nowak: Mit 40 noch in der zweiten Volleyball-Bundesliga

23.6.2019, 07:30 Uhr
Christian Nowak: Mit 40 noch in der zweiten Volleyball-Bundesliga

© Güner Santemiz

Christian Nowak sieht aus, wie man sich einen Volleyballspieler vorstellt: Glatte zwei Meter groß, Hände wie Radkappen, athletische Figur. Sein Hemd hat er in die Hose gesteckt – trotzdem ist nicht einmal ein Bauchansatz zu sehen. 25 Jahre Leistungssport haben den Körper des fast 40-Jährigen geformt. "Früher habe ich alles dem Volleyball untergeordnet", berichtet der Hüne.

Schon im Kindesalter zeigt sich, dass er Talent hat. Anfang der neunziger Jahre holen die Trainer den gebürtigen Bielefelder ins Volleyball-Internat nach Frankfurt. Eine gute Entscheidung. Schließlich schafft es Nowak, alle Kader der Jugendnationalmannschaft zu durchlaufen – von der "U 14" bis zur "U 21". Doch statt direkt in der höchsten deutschen Spielklasse anzutreten, geht er einen Schritt zurück und unterschreibt beim damaligen Drittligisten FT 1844 Freiburg.

Reich wird im Volleyball kaum jemand

"Ich hatte kurz nach dem Abi eine schwere Knieverletzung. Da hab ich gemerkt, dass ich auch noch was Vernünftiges machen sollte." Das sei in Freiburg möglich gewesen, der Verein habe ihm einen BWL-Studienplatz verschafft. 2004 verschlägt es ihn doch noch in die erste Bundesliga. Die SG Eltmann wird auf ihn aufmerksam, holt den Mittelblocker nach Unterfranken. 14 Jahre verbringt Nowak dort, sechs Spielzeiten davon in der ersten Bundesliga – Europapokal-Teilnahme inklusive.

"Ich war dort fast schon so was wie eine Instanz, alle im Verein kannten mich", berichtet er. Erst 2018 wechselt er zum mittelfränkischen Ligakonkurrenten nach Schwaig. Zehn Jahre ist Nowak da schon berufstätig, arbeitet als Projektleiter bei einer mittelständischen Firma. Vom Volleyball leben können die Wenigsten: "Ich habe schon bei meinem Berufseinstieg mehr verdient als jemals mit Volleyball." Um Leistungssport und Beruf zu verbinden, braucht es viel Disziplin. Vor allem wenn, wie bei Nowak, noch vier Kinder hinzukommen. "Ich weiß gar nicht genau, wie ich das schaffe. Ich bin diese Belastung halt immer gewohnt gewesen", sagt er mit einem Schulterzucken.

Außerdem unterstütze ihn seine Frau enorm und die Kinder kämen immer gerne mit, wenn der Papa auf dem Feld steht. "Das ist schon süß, wenn man dann spürt, die Kinder sind ein bisschen stolz. Ich freue mich auch, dass sie mich noch auf hohem Niveau spielen gesehen haben." Mit Ende 30 noch auf Top-Level konkurrenzfähig sein zu können, bedeutet harte Arbeit. "Das Schöne am Alter ist aber, dass man weiß, welche Übungen einem guttun." Nowak hat die Erfahrung gemacht, dass weniger manchmal mehr sein kann. "Am Freitag vor einem Spiel trainiere ich zum Beispiel schon lange nicht mehr. Da bin ich am Samstag sonst einfach platt."

"Es wird immer schwerer, noch mitzuhalten"

Der Sport ist über die Jahre schneller geworden, die Ballwechsel länger. Nowak ist trotzdem noch da. Ratschläge an junge Spieler fallen dennoch nicht immer auf fruchtbaren Boden. "Der Wille, Tipps anzunehmen ist heute manchmal nicht mehr so da", kritisiert er. Dabei sei das eigentlich ungeheuer wichtig. Genau wie die Bereitschaft, seine eigenen Grenzen austesten zu wollen: "Es reicht nicht, besser sein zu wollen als dieser oder jener Spieler. Man muss sich eher fragen: Was ist das Maximum, das ich aus mir rausholen kann?"

Ob Nowak selbst noch einmal alles aus sich herausholen will, hat er noch nicht endgültig entschieden. "Vor zwei Jahren hätte ich noch eine ziemlich große Klappe gehabt und gesagt, in der zweiten Liga kann ich auf meiner Position mit jedem mithalten. Ich spüre aber, dass das immer schwerer wird." Seiner Frau habe er eigentlich versprochen, dass die Zeit der vielen Trainingseinheiten und langen Auswärtsfahrten jetzt vorbei ist. Ob er sich daran auch wirklich hält, scheint aber noch nicht ganz sicher.

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