Club-Idol Mintal: Lockruf aus den USA

5.1.2011, 07:44 Uhr
Club-Idol Mintal: Lockruf aus den USA

© Wolfgang Zink

Sportdirektor Martin Bader bestätigte in der Türkei einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach der 2008 gegründete US-Klub Philadelphia Union Nürnbergs Edelreservisten im Visier habe: "Es gibt eine lose Anfrage." Ob aus dem zarten Flirt eine echte Liaison wird, liegt nun allein an Mintal. "Er muss prüfen, ob das Angebot für ihn sportlich und finanziell reizvoll ist. Wenn Marek das für sein Seelenheil unbedingt braucht, müssen wir uns wohl zusammensetzen. Wir werden aber nicht die Initiative ergreifen", sagt Bader. Mit Toronto FC soll zudem ein weiterer Verein aus der Major League Soccer (MLS), die längst nicht mehr nur als lukratives Auffangbecken für alternde Stars gilt, interessiert sein.

Mintal selbst gab sich gestern wortkarg und wollte die Spekulationen um seine Zukunft nicht kommentieren. Es ist jedoch längst kein Geheimnis, dass sich der Mann, der wie kein anderer die jüngere Club-Historie geprägt hat, mit seiner aktuellen Rolle als Bank-Maskottchen kaum arrangieren kann. Das weiß auch Trainer Dieter Hecking: "Natürlich ist Marek unzufrieden, weil er wenig Spielanteile hat." Genauer gesagt 47 Minuten in sechs Joker-Einsätzen. An dieser tristen Situation wird sich auch wenig ändern, weil im zentralen Mittelfeld inzwischen die flinken Youngster Ilkay Gündogan und Mehmet Ekici klar die Nase vorn haben. "Sie bringen einfach eine andere Qualität in unser Spiel", erklärt Hecking, und wer nur ab und an das Training verfolgt, muss ihm zweifellos Recht geben.

Selbst beim täglichen Üben sind Tore des "Phantoms" eine Rarität geworden, irgendwie scheinen dem einstigen Goalgetter (66 Treffer in 169 Liga-Spielen) Handlungsschnelligkeit und Killerinstinkt abhanden gekommen zu sein. Dass Mintals auslaufender Vertrag im Sommer nach acht Jahren nicht mehr verlängert wird, steht längst fest. "Das würde keinen Sinn machen", sagt Bader, der mit dem Publikumsliebling "ehrlich umgehen" möchte. "Für Marek als Mensch tut es mir leid", betont auch Hecking, "aber Mitleid ist in der Bundesliga nun mal fehl am Platze."

Dennoch möchte man in Nürnberg auf den verdienstvollen Kicker nur ungern verzichten. "Marek genießt bei uns nach wie vor eine sehr hohe Wertschätzung", sagt Bader und verweist auf Mintals exponierte Stellung in der internen Hierarchie. Der Routinier sei "ein Anker für die jungen Spieler und ein Ansprechpartner für den Trainer und die Vereinsführung." Hecking hofft ebenfalls, dass ihm Mintal noch ein halbes Jahr als Spieler erhalten bleibt, "weil er für die Mannschaft ein wichtiger Bezugspunkt ist". Auch nach seiner aktiven Karriere stehen dem Pokalsieger am Valznerweiher alle Türen offen, gerne möchte man ihn als Jugendtrainer in das Nachwuchsleistungszentrum integrieren - ein Job-Angebot, das keinesfalls als gönnerhafte Geste zu verstehen ist. "Wir sind überzeugt, dass der Verein davon nur profitieren kann", betont Bader.

Allerdings scheint dieses Alternative bei Mintal derzeit auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Mit 33 Jahren fühlt sich der konditionell topfitte Musterprofi längst nicht reif für die "Rente", er möchte endlich wieder Fußball spielen - wenn nicht in Nürnberg, dann eben anderswo. Ob Mintal tatsächlich das Abenteuer Amerika wagt, bleibt abzuwarten. Der zweifache Vater gilt als fürsorglicher, bodenständiger Familienmensch, der in Franken heimisch geworden ist und dem stets auch die Nähe zur Slowakei wichtig war. Zudem würde sich ein winterlicher Wechsel in die USA relativ kompliziert gestalten, weil dort nicht der Verein, sondern die MLS Transfers tätigt und die Gehälter streng reguliert sind (Salary Cap).

Bei den Ablösemodalitäten würde der Club seiner ausrangierten Legende wohl keine Steine in den Weg legen, "wir wollen aber auch keinesfalls den Eindruck erwecken, dass wir ihn loswerden wollen", betont Bader, der natürlich um die emotionale Brisanz dieser besonderen Personalie weiß. Für viele Fans bleibt Mintal eben unantastbar. Was bald vielleicht sogar wörtlich zu nehmen ist.

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