Club-Stürmer Palacios hat das "Torgefühl" wieder entdeckt

8.11.2018, 05:49 Uhr
Federico Palacios ist zwar nicht der Größte und nicht der Breiteste, trotzdem ist er aber wertvoll für den Club.

© Sportfoto Zink / WoZi Federico Palacios ist zwar nicht der Größte und nicht der Breiteste, trotzdem ist er aber wertvoll für den Club.

Als Federico Palacios Anfang Januar zu seiner neuen Mannschaft stieß, wollte er sich zunächst vergewissern, was er den Journalisten überhaupt erzählen darf und was nicht. Der junge Mann hatte es schließlich extrem restriktiv erlebt bei RB Leipzig, wo sich ein paar Funktionäre unter der Woche die Öffentlichkeitsarbeit teilen.

Beim 1. FC Nürnberg hingegen gilt zum Glück die Meinungs- und Redefreiheit, erst recht für erwachsene Menschen wie ihn. Gerne bleibt er nach dem Training noch ein paar Minuten stehen, wenn sich jemand mit ihm unterhalten möchte. So wie am Mittwochvormittag.

Federico Palacios, das sollte man wissen, ist ein ruhiger, eher introvertierter Typ, der sich nicht ständig in die Schlagzeilen plappern muss. Was er sagt, ist wohlüberlegt und nur selten spektakulär. Die meisten seiner Sätze klingen vorgestanzt, wie in der Leipziger Interviewschule gelernt.

Seine beste Zeit hatte er allerdings davor, zwischen Juli 2010 und Januar 2014, beim VfL Wolfsburg. Damals war er so gut, dass der FC Bayern bereit gewesen wäre, einen Haufen Geld für ihn zu bezahlen. In 92 Spielen für die B- und A-Jugend des Werksklubs erzielte er 82 Tore, die Fachwelt staunte über den kleinen Wirbelwind, der hin und wieder auch in den deutschen U-Nationalteams auffiel.

Wie so oft, wenn alles auf eine große Karriere hindeutet, ist der berühmte Knick aber nicht mehr weit. In Leipzig schoben sie ihn früh in die Regionalliga-Vertretung ab, obwohl sich Federico Palacios eigentlich nicht viel vorzuwerfen hatte. Außer vielleicht, seinen Beruf mitunter nicht ernsthaft genug ausgeübt zu haben.

Bis zu seinem Premierentreffer im Profi-Fußball sollte es noch etwas dauern; erst beim 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf erzielte er unlängst den Endstand, im zarten Alter von 23, Palacios sei ein "wichtiger Impuls" gewesen, lobte der Trainer hinterher, besonders wegen seines hohen Tempos. Beim Pokalauftritt in Rostock legte er in der Verlängerung gleich nach, diesmal allerdings nicht im Vollsprint, sondern mit feiner Technik. "Natürlich bin ich nicht der Größte und nicht der Breiteste, das werde ich nie werden", sagt Palacios, "die letzten Spiele haben aber gezeigt, dass ich es auch kann." Oder besser: trotzdem.

Keine Frage, Palacios ist im Kommen. "Ich fühle mich gut, das sieht man auch auf dem Platz", sagt der Flügelflitzer, "in Rostock und in Augsburg konnte ich noch ein bisschen Schwung reinbringen". Seine Bescheidenheit ehrt ihn, Michael Köllner wollte damit aber nicht zufrieden sein. So wie sich Palacios gerade präsentiert, "ist es schwer, an ihm vorbeizukommen. Man kann jeden bringen, das ist eine Top-Situation, auch wenn die Spieler vielleicht keinen großen Namen haben."


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"Es ist mir gelungen, das zu zeigen, was ich auch draufhabe, wenn ich selbstbewusst spiele", ergänzt Palacios nach der Vormittagseinheit am Mittwoch, an der auch Mikael Ishak wieder teilnahm. Seine Innenbandzerrung ist so weit ausgeheilt, dass er zumindest wieder weite Pässe schlagen kann. Ob er im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (Samstag, 15.30 Uhr) zur Verfügung steht, werden die nächsten Tage zeigen. Sollte Ishak noch fehlen, gäbe es ausreichend Alternativen.

Unter anderem Palacios, der sich auch in der Mitte wohlfühlt, aber vor allem körperlich lange an der Umstellung von Jugend- auf Männerfußball zu knabbern hatte. Die persönlichen Erfolgserlebnisse in jüngster Zeit haben ihn wieder ein Stück wachsen lassen; "Tore sind für jeden Offensivspieler wichtig, wenn man einfach mal wieder knipst", sagt Palacios, "es ist natürlich schön, wieder die Torgefühle zu haben wie früher." Als er in Wolfsburg aus dem Jubeln fast nicht mehr herauskam.

82 Treffer in 92 Spielen - gegen so eine Quote hätten sie auch beim 1. FC Nürnberg nicht viel einzuwenden.

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