Constant Djakpa: Ein Club-Profi auf Bewährung

19.4.2017, 05:57 Uhr
Großer Junge, kleiner Junge: Constant Djakpa hatte beim Stresstest gegen Aue seinen Spaß.

© Sportfoto Zink / DaMa Großer Junge, kleiner Junge: Constant Djakpa hatte beim Stresstest gegen Aue seinen Spaß.

Constant Djakpa bereitet Michael Köllner und dem ganzen Club derzeit viel Freude. Wie lange noch, wird erst beschlossen. Wer Nürnbergs Energie-Akteur am Dienstag in die Kabine schleichen sah, musste sich dennoch ein paar Sorgen machen. Der rechte Unterschenkel: dick bandagiert. Das linke Sprunggelenk: dick bandagiert. Und der Kopf tat ihm auch noch weh.

Schimpfe, Spaß und Schluss

Eher aus Versehen ist Djakpa im Training mit dem Kollegen Even Hovland zusammengestoßen. Der Kontakt zwischen Bauchmuskulatur und Schädel scheint äußerst schmerzhaft gewesen zu sein, allerdings nur für den Schädel. Während Hovland vor sich hinschmunzelte, krümmte sich Djakpa am Boden. Ein paar lustige Flüche später stand er wieder - und hielt natürlich durch bis zum Schluss.

Sein Vorgesetzter ließ am Dienstag vor allem die Wucht der Würzburger Kickers simulieren und hat dies auch in den nächsten Tagen vor. Am Sonntag (13.30 Uhr) im fränkischen Zweitliga-Derby erwartet Michael Köllner einen hochaggressiven, physisch starken Gegner, "da wird’s genauso rundgehen", verspricht Köllner.

Seinen linken Verteidiger kann er damit nicht mehr beeindrucken. Constant Djakpa hat in seiner Karriere schon viel erlebt. Erste Liga, Zweite Liga, Europapokal. Als ihn Bayer Leverkusen 2008 unter Vertrag nahm, lag bereits eine kleine Odyssee hinter dem damals 21-Jährigen; schon mit 19 hatte er die Elfenbeinküste verlassen, um sein Glück in Europa zu versuchen. Über Sagndal IL in Norwegen landete er eine Saison später bei Pandarii Targu Jiu in Rumänien. Was eher nach kleinem Fußball klingt, war für Djakpa trotzdem eine große Chance. Die er für sich auch zu nutzen verstand.

Neun Jahre später wiederholt sich seine Geschichte. Dem 1. FC Nürnberg ist Djakpa dafür ausgesprochen dankbar. Ein halbes Jahr wollte ihn niemand mehr haben. Ihn, den achtmaligen Nationalspieler, der noch bei der WM 2014 in Brasilien mit Weltstars wie Didier Drogba oder Yaya Touré täglich auf dem Feld stand und gegen Japan auch seinen Einsatz hatte. Ihn, der mit seiner Geschwindigkeit und technischen Eleganz schon in Leverkusen, Hannover und Frankfurt hin und wieder für Aufsehen gesorgt hatte. Ihn, den Musterprofi – der im Januar mit einer Anstellung über fünf Monate zufrieden sein musste.

"Constant ist 30 und hat kein Gramm Fett am Körper", schwärmt auch Köllner von seinem Ersatzmann, der längst unverzichtbar ist. Am Samstag gegen Aue zeigte Djakpa seine beste Leistung, seit er Ende Januar nach Nürnberg kam. Nach fast acht Monaten ohne Verein. "Jetzt kann er sich empfehlen", sagt Köllner. Für wen auch immer.

Beifall von der Haupttribüne

Das Fachblatt kicker berief Djakpa am Dienstag erstmals seit seiner Rückkehr in die Elf des Tages, so filigran und doch wild entschlossen wie am Samstag hat man ihn tatsächlich im Club-Trikot bisher nicht gesehen. Djakpa fand selbst in Bedrängnis zum Teil erstaunliche Lösungen auf seiner linken Abwehrseite. Als er einem Auer in höchster Not die Kugel elegant durch die Beine schob, gab es sogar Szenenapplaus von der Haupttribüne. Mehr kann ein Fußballer in Nürnberg eigentlich nicht erreichen.

Ob sich die Leute auch in der nächsten Runde noch an Djakpas Kunststücken erfreuen dürfen, "ist noch nicht final entschieden", sagt Andreas Bornemann, der für Personalfragen zuständige Sportvorstand. Für links hinten gibt es mittelfristig gleich ein paar Kandidaten und somit Konkurrenz. Laszlo Sepsi, auch Enrico Valentini, spätestens ab Oktober wieder Dennis Lippert, selbst Tim Leibold macht Fortschritte in seiner Reha in Donaustauf und soll deshalb zeitnah wieder in den normalen Trainingsbetrieb integriert werden. "Er ist endlich schmerzfrei", berichtet Köllner. Sogar mit Ball am Fuß.

Strahlen, Schmerzen, Strahlen

Schmerzfrei wird Djakpa am Dienstagabend nicht gewesen sein, dafür musste er einfach zu viel einstecken in der ersten Einheit der Woche. Seinem sonnigen Gemüt können aber selbst ein paar blaue Flecken nicht viel anhaben; auch am Mittwoch wird er seine Kollegen wieder anstrahlen, mit ihnen lachen. Auf dem Fußballplatz ist Djakpa manchmal noch ein großer Junge, der sich allerdings zu behaupten weiß. Selbst mit Brummschädel.

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