Das Kleeblatt fährt zu seinem Aufstiegshelden

7.10.2013, 06:59 Uhr
Das Kleeblatt fährt zu seinem Aufstiegshelden

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Vergangenen Montag war Mirko Reichel mal wieder im Ronhof. Der treue Mirko. Er sah das Kleeblatt 4:0 gegen Dynamo Dresden gewinnen, und er muss die frische Aufbruchstimmung gespürt haben, die den Verein nur wenige Monate nach der Bruchlandung in der Fußball-Bundesliga erfasst hat. In seinem Blick lag Wehmut.

Der Mensch Reichel konnte nicht so schnell regenerieren wie die Spielvereinigung. Als Kapitän und Co-Trainer hatte sich der inzwischen 42-Jährige stets dermaßen loyal gegenüber dem Verein und seinen Vorgesetzten gezeigt, dass er quasi mit ihnen verschmolz. Sie hätten sofort „zusammengepasst wie Deckel und Topf“, sagt Reichel über seine Zusammenarbeit mit Mike Büskens. Als im vergangenen Februar der Druck im Topf zu groß und Büskens als Cheftrainer gefeuert wurde, muss es Reichel innerlich zerrissen haben. Aus Solidarität kehrte er dem Kleeblatt ebenfalls den Rücken. Danach beendete der gelernte Bergbau-Elektriker ein Engagement bei seinem Heimatverein Erzgebirge Aue, kaum dass es begonnen hatte. Reichels Akku war leer, momentan nimmt er sich eine Auszeit vom Fußballgeschäft.

Der Mann, mit dem Mirko Reichel bei der Spielvereinigung drei Jahre durch dick und dünn gegangen ist, steht dagegen schon wieder nahezu täglich im Scheinwerferlicht, und er sieht dabei nicht gut aus. Mike Büskens, den Menschen, die ihn gut kennen, als integeren, lockeren Kumpeltyp beschreiben, der eine Mannschaft wie kaum ein Zweiter emotionalisieren und zusammenschweißen kann, zeigt in Fernsehinterviews wieder sein Krisengesicht. Nach Misserfolgen hat er schon in Fürth mitunter beleidigt ins erstbeste Mikrofon geknurrt. Ein paar Frust-Kilo scheint der Schokoladenfreund auch mit sich herumzuschleppen. Kaum ein anderer Trainer leidet so körperlich mit seiner Elf wie Mike Büskens. Düsseldorf ist nach vier sieglosen Wochen in die Abstiegszone abgerutscht. Damit hatte niemand gerechnet.

„Wunderschöne Jahre“

Büskens, vor 45 Jahren in der Stadt geboren, war zu Saisonbeginn geradezu euphorisch empfangen worden wie ein verlorener Sohn. Ausgesprochen oder nicht — sein Auftrag lautet, die im Mai gemeinsam mit dem Kleeblatt abgestiegene Fortuna schnellstmöglich wieder an die Fleischtöpfe der Ersten Liga zu führen. Trotz des Abstiegs verbuchte Düsseldorf in der vergangenen Saison einen Rekordgewinn, die ganz mageren Jahre sind endlich vorbei. Heute Abend sehnen sich rund 30.000 Fans danach, dass auch auf dem Platz die Wende zum Guten gelingen möge.

Die sportliche Brisanz der Begegnung wird durch Büskens’ Vorgeschichte nur noch gesteigert. Diese endete bekanntlich damit, dass sich der Aufstiegsheld von Kleeblatt-Boss Helmut Hack schändlich verraten fühlte. Dennoch mochte Büskens vor dem Wiedersehen — „das kann für mich kein normales Spiel sein“ — nicht öffentlich nachtreten. „Es gibt überhaupt keinen Groll“, sagte er der Rheinpost, er habe in Fürth „drei wunderschöne Jahre“ gehabt.

Der Unterschied zum Kleeblatt und der Fortuna bestehe darin, meint Büskens, dass bei seinem Ex-Klub der Erfolg trotz bescheidener Mittel über einen langen Zeitraum planvoll vorbereitet worden sei, „die Fortuna ist von manchen Entwicklungen förmlich überrollt worden“. Dennoch fordert er von seinem Team: „Wir müssen zeigen, dass wir genauso gut wie Fürth sind.“ Falls das nicht gelingt, könnte bei der Fortuna mal wieder was ins Rollen geraten.

Fürth: Hesl; Brosinski, Korcsmar, Mavraj, Baba – Fürstner, Sparv – Weilandt, Trinks, Stieber – Azemi

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