Das Rennen des Stephan Keppler

17.12.2010, 21:38 Uhr
Das Rennen des Stephan Keppler

© dpa

Ungläubig grinsend blickte Stephan Keppler nach seinem sensationellen Lauf auf Rang zwei immer wieder den Zielhang in Gröden hinauf. Als Führender hatte der Skirennfahrer aus Ebingen mehr als eine halbe Stunde in die TV-Kameras gelächelt und ließ sich seine Stimmung auch von der späten Siegfahrt des Österreichers Michael Walchhofer nicht vermiesen. «Das war schon der Wahnsinn», sagte der 27-Jährige am Freitag nach dem ersten Weltcup-Podestplatz eines deutschen Super-G-Rennfahrers seit Markus Wasmeiers Erfolg 1991. «Die Überraschung ist riesig. Damit hätte ich nie gerechnet.»

Mit der frühen Startnummer 7 war Keppler fast fehlerfrei zur Bestzeit gerast und sah bei aufziehendem Nebel und leichtem Schneefall einen Toppiloten nach dem anderen verzweifeln. «Das ist schon ein bisschen unheimlich, wenn man in der Leadersbox steht und wartet und wartet. Ich bin einfach nur gefahren wie immer - und auf einmal ging's», erzählte er von den bangen Minuten im dünnen Rennanzug im eiskalten Zielkessel der Saslong. «Das ist ein überragendes Ergebnis», freute sich Alpin-Direktor Wolfgang Maier.

Am Morgen war Keppler noch mit Rückenschmerzen aufgewacht. «Ich konnte fast nicht mehr laufen», erzählte er. Mit ein «paar Schmerzmitteln» und einer Behandlung überstand er die Probleme und dankte neben seinem Physiotherapeuten auch dem Amerikaner Ted Ligety. Nur weil der Amerikaner seinen Start absagte, kam Keppler zu seiner guten Startnummer. «Ich glaube, da muss ich ihm ein Tragerl Bier ausgeben», sagte der Ebinger, der bei der Pressekonferenz in einer Turnhalle sogar das Interesse der erfolgsverwöhnten österreichischen Journalisten auf sich zog. Dritter wurde Erik Guay aus Kanada.

Auch seine bislang beste Weltcup-Platzierung hatte Keppler als Achter vor vier Jahren in den italienischen Dolomiten erreicht. «Es ist hier schlagig, es gibt viele Wellen. Gröden taugt mir.» Doch seit 2006 blieben die Top-Ergebnisse aus, bei den vergangenen Winterspielen sorgte er mit abfälligen Bemerkungen über die Abfahrtsstrecke («Frauenrennen») sogar für Unmut. «Wir haben nach Vancouver zahlreiche Mails bekommen, wie wir einen Athleten mit so schlechtem Benehmen zu Olympia schicken können», sagte Maier.

Der Alpindirektor leitete die Briefe an seinen Athleten weiter, der sich die Kritik offenbar zu Herzen nahm. «Er ist in vielen Dingen ruhiger und konstanter geworden», berichtete Maier nach dem «wirklichen Lebenszeichen» in Gröden, wo Max Rauffer 2004 für den letzten deutschen Abfahrtssieg gesorgt hatte. «Wir müssen jetzt mal schauen, welche Nachhaltigkeit das hat.»

Schon vor dem ersten Podestplatz hatte sich die Stimmung im kleinen deutschen Speed-Team durch den dritten Platz im Abfahrtstraining von Andreas Sander schlagartig gehoben. Der ehemalige Junioren-Weltmeister belegte vor dem Rennen in seiner Spezial-Disziplin am Samstag (12.15 Uhr/ARD und Eurosport) im Super-G den 38. Platz, Mannschaftskollege Tobias Stechert wurde 35. «Der dritte Rang von Andi hat gezeigt, dass es hier geht - sogar als Deutscher. Hoffentlich geht es morgen so weiter», sagte Rauffer.

 

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