Das Sommersportcamp des TV 1860 wurde überrannt

31.7.2020, 12:25 Uhr
Das Sommersportcamp des TV 1860 wurde überrannt

© Foto: Markus Eigler

Mit einem Donnern knallt der Handball gegen den Kasten, Sekunden später kommt schon der nächste angeflogen – ein bisschen höher, genau so, dass er das Hütchen, das darauf steht, herunterfegt. Alle johlen. Die Kinder in der Halle freuen sich mit jedem aus ihren Reihen, der einen Treffer landet.

Es läuft Tag drei im Sommersportcamp des TV Fürth 1860. Nachdem an den Vortagen bereits Turnen, Fußball, Leichtathletik, Ju-Jutsu und Basketball dran waren, dürfen sich die Kinder zwischen sechs und elf Jahren heute Nachmittag mit dem Handball austoben.

Für den Nachwuchs ist das ein großes Vergnügen, denn jeden Tag gibt es etwas Neues zu entdecken, Langeweile kommt da nicht auf. Tags darauf geht es nach Zirndorf zum Bouldern, zum Abschluss stehen Entdeckertouren im Stadtwald und eine Wasserschlacht auf dem Programm. Es ist das erste Sommersportcamp in dieser Form. Seine Premiere feierte es 2016 zu Ostern. Die Coronakrise hat diesen Termin 2020 nach hinten verschoben und zwang den TV Fürth, der damit gute Einnahmen erzielt, gewissermaßen zu seinem Glück.

Glücklich schätzen sich aber auch viele Eltern, wie Annette Raschdorf betont, Mitarbeiterin der Geschäftsstelle der 60er: "Wir freuen uns, wenn wir etwas Entlastung anbieten können. Die letzten Monate waren für viele Eltern so anstrengend wie nie zuvor, da tut es jetzt in den Sommerferien gut, wenn die Kinder mal etwas anderes sehen und sich austoben können."

Erstmals am Degen

Ziel des Camps ist nicht nur die Unterhaltung der Kinder, sondern auch, sie spielerisch neue Sportarten kennenlernen zu lassen, Disziplinen wie Fechten oder Ju-Jutsu, die nicht auf jedem Lehrplan stehen.

Der zehnjährige Julius Valentin konnte zum Beispiel vorher mit dem Fußballspielen nicht viel anfangen, das hat sich jetzt geändert. Auch Neele Schäfer (10) sowie Nasir Jackson und Allegra Lennartz (beide 7) finden es spannend, neue Sportarten zu entdecken, den Selbstverteidigungssport Ju-Jutsu zum Beispiel.

Ihre Gesichter sprechen Bände, wenn sie mit aufgeregter Stimme erzählen, dass das Ju-Jutsu die Disziplin ist, die ihnen von den neuen Sportarten am meisten Spaß gemacht hat. Große Freude hatte Nasir auch am Basketball, während sich Neele vorstellen kann, in Zukunft das Fechten auszuprobieren. Überzeugt sind sie jedenfalls alle von diesem Sommersportcamp und möchten im nächsten Jahr wiederkommen.

Genau diese Tendenz kommt auch bei Raschdorf an, vielleicht auch wegen des neuen Termins im Sommer. Von 32 Anmeldungen im Vorjahr schnellte die Zahl in diesem Jahr auf 90 Teilnehmer nach oben.

Für den Verein sind das die richtigen Signale, denn auch der TV Fürth 1860 lernt noch, wie er das Camp am besten gestaltet. Deutlich entzerrt und mehr Pausen eingebaut habe man laut Raschdorf, wodurch mehr Zeit bleibt, die Sportarten entspannt auszuprobieren.

Keiner mag Dehnübungen

"Einheiten, die eine Stunde dauern, halten die Kinder gut durch. Das ist kurzweilig und man lernt etwas Neues kennen", weiß sie als Leiterin des Camps. Nur am Dehnen, das wird schnell klar, hat der Nachwuchs keine Freude. Das tut nur weh und es passiert nichts Spannendes.

Am Nachmittag des dritten Tages stellt Raschdorf oft die erste Müdigkeit fest, doch davon ist diesmal nichts zu spüren. Die Vorfreude auf die letzten beiden Tage ist bei den meisten groß. Aufs Bouldern freuen sich Julius und Neele besonders, Nasir könnte sofort mit der Wasserschlacht loslegen, die zum Abschluss ansteht.

Und noch etwas ist zu beobachten: Kinder, die am Anfang des Camps ein wenig hinterherhinkten, beißen sich zum Schluss besser durch. Der Wille durchzuhalten, ist größer. Wobei die sportliche Komponente nur ein Teil des Camps ist. Kameradschaft soll ebenso gepflegt werden. Und in der Tat: Fällt ein Ball herunter und droht davonzukullern, stoppt ihn umgehend der Nächste in der Reihe und gibt ihm seinen Besitzer zurück.

Es geht auch darum, wechselnde Rollenbilder anzunehmen, wenn aus einem Mitspieler plötzlich der Gegenspieler wird – und zu verstehen, dass das nur die sportliche Ebene ist und die Rivalität danach vergessen sein sollte.

Gewisse Entwicklungen erkennt auch Raschdorf von außen: "Schon am ersten Nachmittag finden sich die ersten Grüppchen und fangen an, eine Chemie miteinander aufzubauen. Es ist schön zu sehen, dass auch Kinder, die am Anfang schüchtern sind, sich im Laufe der Tage öffnen und Kontakte knüpfen."

Allegra und Julius jedenfalls wollen die Freunde, die sie beim Camp gewonnen haben, bald wiedersehen.

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