«Das war höchstens Kreisliga-Niveau»

9.11.2007, 00:00 Uhr
«Das war höchstens Kreisliga-Niveau»

© Distler

Herr Sroka, wann haben Sie denn das letzte Mal geboxt?

Dieter Sroka: Ganz ehrlich, ich habe noch nie geboxt.

Auch nicht früher auf dem Schulhof?

Sroka: Ja gut, als Jugendlicher gab es schon ab und zu mal eine Rauferei. Aber häufig ist das nicht vorgekommen.

Die Wahl zwischen Schach- und Boxverein war für Sie, als friedliebender Mensch, also keine?

Sroka: Nein, den Wunsch, in einen Boxverein zu gehen, hatte ich nie.

Seit wann spielen Sie denn Schach?

Sroka: Seit ungefähr 20 Jahren.

Auf wie viele Partien kommt man da im Jahr?

Sroka: Jetzt sind es weniger geworden, weil ich kaum noch Zeit habe, aber vielleicht so zehn Ligapartien.

Da wird man doch sicherlich ab und an provoziert während einer Partie?

Sroka: Es gibt schon unfaire Spieler, die irgendwelche Psychotricks ausprobieren.

Als da wären?

Sroka: Wenn mir zum Beispiel einer 20 Mal ein Remis anbietet - das stört schon in der Konzentration. Oder einer schmatzt laut beim Essen oder liest ein Buch. Aber dafür gibt es ja Schiedsrichter, bei denen man sich beschweren kann.

Sie hatten also nie Lust, Ihrem Gegner an den Kragen zu gehen und ihn zum Duell zu fordern?

Sroka: Nein, ich bin eigentlich nur auf mich selbst sauer, wenn mir Fehler passieren. Dann bin ich grantig und das lass ich auch meinen Gegner spüren. Aber schlagen? Nein.

Wie bauen Sie Aggressionen ab?

Sroka: Am einfachsten funktioniert das, wenn ich an die frische Luft gehe. Dort versuch ich dann, mich gedanklich zu fassen.

Sie sind Jugendleiter bei Noris Tarrasch. Angenommen, mein Kind ist hyperaktiv. Schicke ich das dann besser zum Boxen oder in den Schachclub?

Sroka: Am besten, sie machen beides. Beim Schach wird die Konzentrationsfähigkeit gestärkt, es diszipliniert. Aber es sollte immer auch eine laufintensive Sportart dabei sein. Warum also nicht Boxen?

Jetzt haben in Berlin die ersten Weltmeisterschaften im Schachboxen stattgefunden. Passt das überhaupt zusammen?

Sroka: Ich habe mir die Partienotation angesehen und es ist schon so, dass während der Schachpartie ungewohnte Fehler passieren, wenn man vorher zwei Minuten boxt. Ich glaube nicht, dass die Kombination sinnvoll ist. Entweder konzentriert man sich auf das Wissen oder auf das Körperliche. Beides gleichzeitig geht nicht.

Wie war denn das Niveau der Schachrunden?

Sroka: Allerhöchstens Kreisliga-Niveau. Das war keine Werbung für unseren Sport. Außerdem sind die meisten Kämpfe durch Schachmatt entschieden worden. Dieses Missverhältnis zeigt doch, dass es nicht ganz durchdacht ist. Eigentlich müsste es ungefähr gleich viele Siege durch k.o. und schachmatt geben.

Es wird also bei Noris Tarrasch vorerst keine Schachbox-Abteilung gegründet?

Sroka: Nein. Interview: keb