Dave Bulthuis: "Ein bisschen verrückt bin ich schon"

27.1.2016, 13:55 Uhr
Dave Bulthuis:

© Foto: Zink

Herr Bulthuis, wissen Sie mittlerweile, was ein Vogel ist?

Bulthuis: Ich wollte dem Schiedsrichter in Freiburg nur zeigen, dass er besser hinschauen soll. Mit dem Zeige- und dem Mittelfinger hab’ ich auf meine Augen gedeutet, genau so. Und er dachte, dass ich ihm den Vogel zeige. Damals hatte ich wirklich keine Ahnung, was er von mir will.

Viele Fans schwärmen plötzlich von Ihnen. Von Ihrer Spielweise, Ihrer Unerschrockenheit. Wie ist das so, als Publikumsliebling?

Bulthuis: Beim FC Utrecht war ich das auch. Warum? Ich glaube, dass die Fans meine Spielweise lieben, weil ich immer hundert Prozent gebe. Wenn ich einen Spieler im Fernsehen sehe, der hundert Prozent gibt, habe ich auch Spaß, ihm zuzuschauen. Auch wenn es nicht gut läuft, kann man hundert Prozent geben.

Die Leute hatten Zweifel, ob das noch was werden könnte mit Ihnen und dem Club.

Bulthuis: Ehrlich gesagt habe ich nicht viel mitgekriegt von der Kritik. Es ist doch auch so: Man wird für viel Geld geholt und muss sofort funktionieren. Aber so einfach ist das nicht. Nürnberg ist eine ganz andere Stadt als Amsterdam, ich bin alleine hier, ich lebe zum ersten Mal im Ausland. Ein neuer Verein, ein neues Umfeld. Daran muss man sich erst gewöhnen.

Wie ist das so, von heute auf morgen ganz alleine zu sein?

Bulthuis: Es ist schon okay. Aber wenn wir einmal zwei, drei Tage frei haben, fahre ich sofort nach Hause. Nürnberg ist gut für mich, eine ruhige Stadt. Besonders für einen Profi. Ich trainiere, ich esse, ich schlafe. So geht das jeden Tag.

Wie würden Sie Ihre Spielweise beschreiben?

Bulthuis: Ich brauche, ich liebe die Zweikämpfe, um heiß zu laufen. Wenn ich einen verliere, kann ich richtig sauer werden. Ich fühle mich von Spiel zu Spiel besser, ich entwickle mich in jedem Spiel weiter. Jetzt bin ich fast ein Jahr Innenverteidiger hier in Nürnberg und spüre, dass in den nächsten zwei, drei Jahren noch viel mehr möglich ist für mich. Die besten Jahre kommen erst noch. Nur die kleinen, wendigen, schnellen Stürmer regen mich auf.

Was glauben Sie: Verehren Sie die Menschen hier, weil Sie so furchtlos wirken?

Bulthuis: Wir Holländer sind ein lockeres, weltoffenes Volk, auch ein bisschen verrückt. Die Leute hier lieben das. Das versuche ich, in jedem Spiel zurückzugeben. Wir dürfen nicht nachlassen.

Sind Sie auch ein bisschen verrückt?

Bulthuis: Naja, ein bisschen schon. Ich möchte, dass wir eine gute Stimmung haben. Das ist die Stärke unserer Mannschaft.

Würden Sie sagen, dass Sie extremer leben als andere?

Bulthuis: Nicht extrem, normal. Und vor allem: entspannt. Das haben viele Leute hier zunächst nicht verstanden. Die haben gedacht: Wie ist der denn drauf? Aber jetzt wissen sie, wie ich ticke.

Wie relaxen Sie?

Bulthuis: Wenn ich meine Familie, meine Freunde in Amsterdam sehen kann. Ich habe ein Haus in Holland, wohne aber bei meinen Eltern, wenn ich mal zu Besuch bin. Meine größten Fans sind mein Opa und meine Oma. Mein Opa Simon surft den ganzen Tag im Internet und schaut, ob er Neuigkeiten über mich findet. Das druckt er dann aus und füllt ganze Bücher damit.

Ein Bulthuis-Museum?

Bulthuis: Er findet immer wieder etwas Neues, das ist nicht zu glauben.

Was wären Sie geworden, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?

Bulthuis: Mit 18 Jahren habe ich die Schule abgebrochen, um beim FC Utrecht Profi zu werden. Fußball ist mein Leben, in anderen Sportarten bin ich aber auch nicht schlecht. Bis auf Hockey. Da tut mir immer der Rücken weh.

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