Deprimiert, aber nicht mutlos: Nürnberg kämpft für Radrennbahn

26.2.2020, 08:31 Uhr
Deprimiert, aber nicht mutlos: Nürnberg kämpft für Radrennbahn

© Foto: Jo Seuß

Der Vergleich mit Asterix und Obelix, den beiden Ober-Raufbolden des ebenso kleinen wie unbeugsamen gallischen Dorfes, scheint Andreas Zentara zu gefallen. "Genauso fühlen wir uns derzeit", sagt der Vorsitzende des Verein Sportplatz Nürnberg, der sich vehement dafür einsetzt, dass in Nürnberg an der Oelser Straße eine neue Radrennbahn gebaut wird. Zentara hat mit seinem Verein viele Jahre die altehrwürdige Betonpiste am Reichelsdorfer Keller betreiben, die aber einer Wohnbebauung weichen musste.

Die baurechtliche Genehmigung für die neue Holzpiste im Nürnberger Osten ist laut Zentara für Ende März zu erwarten, aber das bedeutet noch lange nicht, dass an der Oelser Straße auch in diesem Jahr noch mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Die finanzielle Förderung des Projekts durch das Bundes-Innenministerium steht auf der Kippe.


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Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR), der die Förderung beantragen muss, hat sich offenbar entschieden, zunächst auf den Bau einer Radrennbahn in Köln zu setzen. Zwar teilt BDR-Präsident Rudolf Scharping in einem Schreiben an unsere Redaktion mit, dass der Verband weiterhin die Rennbahnen in Köln und Nürnberg "gleichwertig bewerten" will, aber diesem Vorschlag dürfte das Inneministerium nicht folgen. Dieses habe, so der BDR, dem deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) bereits mitgeteilt, dass nur ein Bauvorhaben unterstützt werden kann. Und da hat Köln – auch durch die geplante Olympia-Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für die Sommerspiele 2032 – offensichtlich die besseren Karten.

 

 

Ausbleibende Bundesmittel hätten für die Verwirklichung der Nürnberger Bahn auf jeden Fall weitreichende, negative Folgen. Die Kosten des Gesamtprojekts beziffert Zentara auf rund 30 Millionen Euro, ein Drittel davon hoffte man vom Bund zu bekommen. Gleichzeitig hat der Freistaat Bayern zugesagt, Fördermittel in gleicher Höhe zuzuschießen – was im Umkehrschluss bedeutet: Kommt nichts vom Bund, kommt auch nichts von Freistaat.

"Damit wäre das Projekt gestorben", sagt Zentara, "dann müssten wir unseren Verein auflösen, was wir den Mitgliedern auch schon so mitgeteilt haben." Rund fünf Millionen Euro Eigenmittel könnte der Verein Sportplatz einbringen, die vor allem aus dem Verkauf des Geländes am Reichelsdorfer Keller resultieren. Auch die Stadt Nürnberg würde sich laut Zentara mit einem einstelligen Millionenbetrag an der Radrennbahn beteiligen.

Gut möglich also, dass die moderne Radrennbahn, die vor allem als Trainingshalle für Bayerns Radsportler gedacht ist, nicht über das Planungsstadium hinauskommt. Aufgeben will Zentara allerdings noch nicht, auch wenn er die Entwicklung als "deprimierend" empfindet. "Wir kämpfen weiter", kündigt er an.


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Hoffnung setzt er auf den Nürnberger Bundestagsabgeordneten Sebastian Brehm (CSU), der im Bundestag einen Antrag auf Sonderförderung stellen will. Doch dieser Zuschauss könnte frühestens im neuen Haushalt Ende des Jahres eingepreist werden. Selbst bei positiver Bewertung des Anliegens würde sich der Beginn der Bauarbeiten also mindestens bis Mitte 2021 verschieben.

Neue E-Motorräder

Viel Geld hat der Verein Sportplatz auch bereits in die Entwicklung eines neuen, elektrisch betriebenen Motorrades investiert, mit dem auf der 250 Meter langen Piste wieder Steherrennen hätten stattfinden sollen. Die alten 750-ccm-Maschinen sind für das Holzoval zum einen zu schwer, zum anderen können sie wegen der Abgase auch nicht in einer Halle benutzt werden. Insgesamt zehn E-Motorräder will der Verein anschaffen; sollte die Rennbahn nicht gebaut werden, dürfte man auf einem Teil der Kosten sitzenbleiben.

"Wir haben uns schon intensiv Gedanken gemacht, wie man den in der Region so beliebten Steher-Radsport auf der neuen Bahn als Zuschauermagnet einsetzen könnte." Mit den neuen E-Motorrädern wollte man auch einen "Nachahm-Effekt" bei anderen Hallenbetreibern erzeugen, damit wieder mehr Stehersport in Deutschland stattfinden kann. Asterix und Obelix hätten wohl ihre Freude an so viel Beharrungsvermögen. Aber die entscheiden ja nicht über die Vergabe von Fördergeldern.

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