Der Club der klammen Kassen: Meeske macht Mut

29.7.2016, 14:36 Uhr
Für die Konsolidierung zuständig: Wenn Club-Vorstand Michael Meeske nicht arbeitet, erklärt er.

© Sportfoto Zink / DaMa Für die Konsolidierung zuständig: Wenn Club-Vorstand Michael Meeske nicht arbeitet, erklärt er.

Das negative Eigenkapital, also die Summe, die benötigt wird, um die Bilanz auf der Aktiva-Seite auszugleichen, liegt mittlerweile bei circa sechs Millionen Euro. Auch wegen der Nachzahlung für Ilkay Gündogan fällt der Abschluss aber insgesamt "etwas besser aus als geplant", wie Michael Meeske sagt. "Die Talsohle haben wir durchschritten."

Eine äußerst ambitionierte Aufgabe

Als er im September als Kaufmännischer Vorstand anfing im Sportpark Valznerweiher, da hatte er durchaus mit einer etwas verfahrenen Situation gerechnet. Nach über zehn Monaten im Amt kann er aber sagen: "Die Aufgabe ist doch ambitionierter, als ich mir vorgestellt habe."

Im Rahmen eines inoffiziellen Pressegesprächs erläuterte er am Donnerstagmittag über zwei Stunden lang die aktuellen und die früheren Zahlen. Auf die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte, hat Meeske eine relativ einfache Antwort: In den Jahren nach dem DFB-Pokalsieg gab es durchweg eine strukturelle Unterdeckung des jeweiligen Saison-Etats in Höhe von etwa vier bis fünf Millionen Euro. Das heißt: Die damals Verantwortlichen gaben Jahr für Jahr mehr Geld aus, als sie einnahmen - obwohl der Verein Transfererlöse erwirtschaftete.

Ihren Höchststand erreichten die laufenden Verbindlichkeiten 2011 mit über 21 Millionen, seitdem ist es wieder etwas weniger geworden. Wirklich bedenklich findet Meeske aber nur die Höhe des negativen Eigenkapitals; früher, sagt Meeske, habe sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) im Zuge der Lizenzierung hauptsächlich für die Liquidität der Profi-Vereine interessiert, mittlerweile ist auch die jeweilige Vermögenssituation ein großes Thema - weshalb der 1. FC Nürnberg kürzlich eine Strafe im mittleren sechsstelligen Bereich bezahlen musste, da die sogenannte Fünf-Prozent-Hürde gerissen worden war. Um so viel hätte auch der Club zum 31. Dezember sein negatives Eigenkapital reduzieren müssen. Hätte.

Ideenreichtum ist gefragt

Sollte das am Jahresende erneut passieren, würde sogar ein Punktabzug drohen. Das Worst-Case-Szenario kann Meeske aber bereits Ende Juli praktisch ausschließen. "Für ein, zwei Themen brauchen wir noch eine Idee", sagt der Kaufmännische Vorstand, "dann sollten wir das Schlimmste hinter uns haben."

Der Profi-Etat ist um etwa 20 Prozent von 16 Millionen auf rund 12,5 Millionen Euro geschrumpft, damit nach vorsichtigen Schätzungen aber noch der drittgrößte in der Zweiten Liga. Die beiden Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart dürften mit jeweils 23 Millionen planen, Fortuna Düsseldorf mit zehn Millionen, viele andere mit noch weniger.

Teure Mitgliederversammlung

Das allgemeine Kostensenkungsprogramm hat mittlerweile auch sensible Bereiche erfasst. Eine Dreiviertelmillion weniger für das Nachwuchsleistungszentrum, auf eine knappe Million belaufen sich die Einsparungen im Verwaltungsapparat. Drei Stellen werden nicht neu besetzt, die fast 100.000 Euro teure Mitgliederversammlung soll etwa 35.000 Euro billiger werden. Allein die Technik im Messezentrum habe 25.000 Euro verschlungen. Künftig findet die Veranstaltung wieder in der Meistersingerhalle und an einem Werktag statt, um Wochenendzuschläge zu sparen. Und so weiter.

"Wir befinden uns noch in einer Umbruchphase", sagt Meeske, die in zwei, spätestens in drei Jahren abgeschlossen sein soll. Die Lage habe sich "ein Stück weit entspannt",  selbst von einer vorsichtigen Entwarnung ist die Rede. Obwohl es noch viel zu tun gibt. "Wir wollen die Etat-Unterdeckung in den Griff kriegen, den Transferdruck minimieren und die Eigenkapitalquote verbessern." Den ganzen Club stabilisieren. Mit einer möglichst spannenden Perspektive.

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