Der Club-Gegner: Paderborn, die Pressing-Maschine

5.12.2020, 05:48 Uhr
Der Club-Gegner: Paderborn, die Pressing-Maschine

© Foto: Uli Deck/dpa

Die Grundordnung. . .

. . . basiert in Paderborn vor allem auf einem Prinzip: Pressing. Seit Steffen Baumgart die Ostwestfalen übernommen hat, spielen sie ein sehr aggressives, druckvolles Pressing. Sowohl beim Aufstieg aus der dritten in die zweite Liga 2018 als auch beim Aufstieg aus der zweiten in die erste Liga 2019 war der SCP die pressingintensivste Mannschaft der Liga. Gleiches gilt nun für die laufende Spielzeit 2020/21 in der zweiten Liga.

Erzwungene Fahrigkeit

Dabei kennzeichnet das Paderborner Pressing vor allem sein Zeitpunkt. Betrachtet man die Tore, die der Absteiger in dieser Saison aus dem Spiel heraus erzielt hat, stellt man fest, dass sie nahezu alle durch Angriffspressing eingeleitet wurden. Das heißt, der Gegner wird im eigenen Verteidigungsdrittel durch die Angreifer derart gestört, dass er nicht in Ruhe aufbauen kann, sondern fahrig wird und den Ball entweder per langem Schlag klärt und ihn so oft verliert oder aber vor dem eigenen Strafraum einen Fehlpass spielt.

Begünstigt wird die Pressingstruktur durch die Formation. Der SCP spielt meist in einem 4-3-3/4-1-4-1, bei dem im Pressing die Angreifer anlaufen und die dahinterliegenden Achter die Räume zusätzlich verengen, so dass sie viele Bälle tornah erobern können. In der Offensive hat sich mit Srbeny im Zentrum, Antwi-Adjei und Führich auf Außen, sowie Schallenberg, Justvan und Ingelsson im zentralen Mittelfeld eine Stammformation gebildet, die dieses intensive Spiel gestalten und über lange Strecken mitgehen kann.

Justvan fehlt gegen den FCN

Das führt dazu, dass gestandene Profis und ehemalige Leistungsträger wie Marco Terrazzino, Marcel Heller und Sebastian Vasiliadis ebenso derzeit meist nur Reservisten sind wie die Hertha-Leihgabe Dennis Jastrzembski oder Prince Owusu, der in der vergangenen Saison noch von Ex-Clubtrainer Michael Köllner beim TSV 1860 München Sonderlob kassierte. Allerdings kann die Stammformation gegen den FCN so nicht zum Einsatz kommen. Julian Justvan verletzte sich gegen den KSC am Gesäßmuskel, sodass der rechte Achter im 4-3-3 neu besetzt werden muss.

Die letzten Spiele. . .

. . . hat Paderborn größtenteils erfolgreich bestritten, auch wenn man am vergangenen Wochenende einen Rückschlag erlitt. Nach sechs Spielen ohne Niederlage und drei Siegen mit 9:1 Toren in Serie verlor der SCP in Karlsruhe mit 0:1. Besorgniserregend war dabei für die Ostwestfalen weniger das Ergebnis als vielmehr die Tatsache, dass ihre Offensive kaum zu guten Abschlüssen kam. In neunzig Minuten gab Paderborn nur einen einzigen Schuss ab, der auch aufs KSC-Tor kam.

Ruckeln nach guter Phase

Es war das dritte Mal, dass der SCP ohne eigenes Tor blieb. Vor allem, wenn die Gegner mit dem Pressing gut umgehen können, wie das zum Beispiel Karlsruhe und Heidenheim tun, tut sich Paderborn schwer. Zuvor hatte die Offensivmaschine Paderborns allerdings mehrere Spiele lang sehr gut funktioniert. Der SCP hatte sich durch das angesprochene Pressing, das durch viel Ruhe in den langsamen Aufbauphasen, die nicht nach frühem Ballgewinn entstanden, ergänzt wurde, zahlreiche Abschlüsse erarbeitet und so 14 Punkte aus sechs Spielen geholt.

Die Schwächen. . .

. . . treten zum einen dann zutage, wenn der Gegner mit dem Pressing routiniert umgeht. Dann tut sich Paderborn schwer, mit dem Ballbesitz etwas anzufangen. Das heißt nicht, dass der SCP eine Mannschaft ist, die den Gegner aus dem Ballbesitz heraus nicht auseinanderspielen kann. Deutlich lieber ist es den Ostwestfalen aber dennoch, wenn man mit weniger Stationen zum Tor kommt. Schafft es der Gegner dagegen, nicht nur das Pressing auszuhalten, sondern selbst in die Konterbewegung zu kommen, kommt die Paderborner Abwehr etwas ins Wackeln.

Hier ist Paderborn anfällig!

Auffällig sowohl in der Statistik als auch im Videostudium ist zudem, dass Paderborn über die linke Abwehrseite deutlich anfälliger ist. So sind Linksverteidiger Jamilu Collins und Linksaußen Christopher Antwi-Adjei für mehr als ein Viertel aller verlorenen Zweikämpfe im Verteidigungsdrittel der Paderborner verantwortlich. Allerdings schaffen es die Paderborner meist, gute Abschlüsse nach den Hereingaben von links zu verhindern, so dass sie insgesamt erst acht Gegentreffer kassierten. Allerdings ist die Abwehr nach expected Goals Against (12,4) deutlich schlechter einzustufen, so dass hier im Laufe der Saison ein Einpendeln nach unten möglich erscheint.

Das würde dann wahrscheinlich in der Zweikampfschwäche begründet liegen. Mit nur 35 Prozent gewonnenen Offensivzweikämpfen (Platz 18), 56 Prozent gewonnenen Defensivzweikämpfen (Platz 15), 42 Prozent gewonnenen Kopfballduellen (Platz 18) und 38 Prozent gewonnenen Duellen um einen freien Ball (Platz 16) steht Paderborn in jeder Unterkategorie der Zweikämpfe im Tabellenkeller der zweiten Liga.

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