Der Kleeblatt-Gegner: Seit Lienen auf St. Pauli ist, läuft's

5.2.2016, 16:37 Uhr
Trotz Schiri-Ärger: Ewald Lienen hat das Hamburger Piratenschiff auf Kurs gebracht.

© dpa Trotz Schiri-Ärger: Ewald Lienen hat das Hamburger Piratenschiff auf Kurs gebracht.

Irgendwie hatte den guten Ewald Lienen schon keiner mehr auf dem Zettel. Der Trainer, der sich während der Spiele gerne auf einem Schreibblock das aktuelle Geschehen notiert (und deshalb dereinst den Spitznamen "Zettel-Ewald" abbekam), galt eigentlich schon als in Ehren ergrauter Trainer-Oldie. Sein Engagement in Rumänien bei Otelul Galatri, wo er im September 2013 unterschrieb, war dafür schon ein erdrückendes Indiz: Am Ende der Karriere lässt sich als renommierter deutscher Fußball-Lehrer im - gerne östlichen - Ausland noch der eine oder andere gute Euro verdienen, bevor man sanft in den Vorruhestand gleitet.

Geburtstag und dann Kiez

Doch bei Lienen hatte man sich dann doch getäuscht. Als die Not an der Waterkant am größten war, erinnerte man sich des alten Fahrensmannes. Lienen hatte sein Gastspiel in Rumänien nämlich schnell wieder beendet und stand zur Verfügung. Im Dezember 2014 übernahm der Ex-Profi kurz nach seinem einundsechzigsten Geburtstag den FC St. Pauli. Der stand damals auf dem letzten Tabellenplatz und galt als ziemlich sicherer Absteiger. Doch Lienen zeigte sich mit allen Alsterwassern gewaschen und vermittelte den völlig vom Kurs abgekommenen Kickern den Weg in den sicheren Hafen. Das schlingernde Piratenschiff fand seinen Kompass wieder und holte auf – am Schluss war es aber doch noch eng, trotz einer Niederlage in Darmstadt am letzten Spieltag blieben die Hamburger dabei – ebenso wie das Kleeblatt, das als Tabellen-14. gerade einen Platz vor den mit 37 Zählern punktgleichen Hamburgern Anker warf.

Durch den Klassenverbleib verlängerte sich Lienens Vertrag automatisch – doch die Klausel wäre wohl nicht notwendig gewesen, denn der beliebte Trainer hätte wohl ohnehin ein neues Vertragsangebot bekommen. In der laufenden Serie nahmen die Hamburger von Beginn an Kurs auf die vorderen Ränge. Lange Zeit grüßten sie sogar von einem Aufstiegsplatz, ein Einbruch vor der Winterpause sorgte dafür, dass man auf Rang vier zurückfiel. Doch Lienen ficht das nicht an. Als Außenseiter fühlt er sich mit seinen Spielern wohl im Aufstiegsrennen. Und er vertraut seinem Kader.

In der Winterpause hielten sich die Kiez-Kicker vollkommen fern vom überhitzten Transfermarkt. Ohne Neuzugang geht St. Pauli mit unveränderter Mannschaft ins Rennen. In der Vorbereitungszeit wollte Lienen vor allem viel Wert auf die taktische Weiterentwicklung seiner Mannen legen. Ob das gelungen ist, wird sich zeigen.

Neben einigen sehr guten Spielen fingen sich die Kiez-Kicker nämlich in den ersten 19 Begegnungen einige Niederlagen ein, bei denen sie famos ausgekontert worden waren. Vor allem dieses Szenario soll nun vermieden werden.

Nehrig: "Die Visiere werden offen sein"

Am Sonntag muss Lienen im Ronhof allerdings auf zwei Stammspieler verzichten. Spielgestalter Sebastian Maier und Innenverteidiger Sören Gonther fallen verletzt noch einige Zeit aus. Dabei sein wird Bernd Nehrig. Der Fürther Aufstiegsheld, der vor bald drei Jahren nach Hamburg wechselte, hat sich nach diversen Verletzungspausen vor Weihnachten wieder ins Team gekämpft. "Ähnlich wie wir haben die Kleeblättler die letzten Spiele vor der Winterpause nicht so gut bestritten wie erhofft. Deswegen erwarte ich eine umkämpfte Partie zweier Mannschaften, die gewinnen wollen um oben dranzubleiben. Die Visiere werden offen sein, auch kämpferisch wird sicherlich einiges geboten", erwartet der inzwischen 29-jährige Heidenheimer ein durchaus attraktives Spiel am Laubenweg.

Verwandte Themen


4 Kommentare