Der Meister feierte mit 38:0-Rekordsieg

14.12.2009, 00:00 Uhr
Der Meister feierte mit 38:0-Rekordsieg

© Zink

Nicht einmal Trainer Bernhard Rieger konnte sich erinnern, jemals in seiner langen Karriere so ein Resultat miterlebt zu haben: «Nein, das war, glaube ich, noch nicht da.» Er war fast sprachlos, als er gebeten wurde, den Erfolg seiner «Überflieger» einzuordnen: «Ich habe gewusst, dass wir stark sind. Aber dass die Überlegenheit so erdrückend würde, hatte ich nicht erwartet.» Die – nach dem «Frustjahr» in der Bundesliga – in dieser Saison so verwöhnten fränkischen Ringerfans dürfen sich auf das Comeback der «07er» im Oberhaus freuen!

Die Gäste hatten, das muss man leider auch sagen, bei der Zusammenstellung ihrer Staffel nicht den Ehrgeiz, dem klaren Favoriten in dessen eigener Halle noch einmal alles entgegenzusetzen. So waren zwei ihrer besten Ringer zu Hause geblieben, und in der Klasse bis 96 kg/griechisch-römisch boten sie gar keinen Gegner auf.

Doch auch mit einer besseren Aufstellung hätte Aue den Schützlingen des Trainergespanns Rieger/Christian Graupeter an diesem Samstagabend nicht das Wasser reichen können. «Dann wäre halt ein Kampf etwas spannender geworden, aber am Ergebnis hätte das kaum etwas geändert», stellte das langjährige Vorstandsmitglied Uwe Müller klar.

Johannis indes war noch einmal top aufgestellt, der Primus wollte sich würdig verabschieden. «Wir möchten uns bei unseren Fans für die Unterstützung bedanken», sprach Mannschaftssprecher Philipp Vanek später ins Mikrofon. Das war mehr als gelungen – seine Kameraden hatten ein Feuerwerk abgebrannt, das seinesgleichen sucht. Acht von zehn Kämpfen endeten mit der Optimalausbeute von 4:0: Tim Schleicher und Mario Besold holten Schultersiege, Fabian Schmitt, Christoph Pscherer, Andras Horvath, Sven Dürmeier und Evgeniy Valentir gewannen technisch-überlegen, Lajos Virag kampflos. Dazu siegten noch Palacio «Yoel» Romero und Marco Greifelt jeweils mit 3:0, einen Wertungspunkt gaben sie dabei aber nicht ab.

Keine Chance ließ Romero dem um 26 Kilo schwereren deutschen Ringer des Jahres und WM-Fünften Nico Schmidt: Aues «Klassiker» war dem flinken Nürnberger im freien Stil nicht gewachsen. Schmidt kassierte nicht nur seine erste Saisonniederlage, er wurde damit auch in der Einzelstatistik aller Ringer in dieser Saison von Tim Schleicher übertrumpft.

Vor dem Kampf hatte auch Horst Förther offiziell den Verein zum Aufstieg beglückwünscht. Nürnbergs Sportbürgermeister ist schon ein Ringerfan geworden, er zog gleich das von den Johannisern überreichte «Grizzly»-Shirt über. «Man sieht, das hier ist eine eingeschworene Gemeinschaft», lobte er: «Johannis ist ein Aushängeschild für Nürnberg, so stellen wir uns erfolgreiche Vereinsarbeit vor. Beim Eishockey, Handball und lange Zeit auch im Fußball wurde die Jugendarbeit leider nicht so gepflegt, das ist hier anders.»

Jetzt sind die Funktionäre am Zug

Noch ein Kampf – in Gelenau – ist zu absolvieren; doch nun beginnt für die Funktionäre die Arbeit. «Wer A sagt, muss auch B sagen», so der sportliche Leiter Fred Pscherer. Was er meint, ist klar: Jetzt müssen die Weichen für die nächste Saison in der Bundesliga gestellt werden. Es gilt, die Ringer des bisherigen Kaders zu halten und zudem die ein oder andere Verstärkung an Land zu ziehen.

«Die ersten Vorgespräche wurden geführt, es sieht gut aus», berichtete Abteilungsleiter Guido Fischer. Tim Schleicher («Vor der ersten Liga ist mir nicht bange, Platz fünf ist möglich) und Co. werden wohl bleiben. Selbst bei Ausnahmekönner Romero sieht Trainer Rieger eine Chance: «Natürlich will er ein gewisses Level haben. Aber er hat jetzt hier Fuß gefasst, und er weiß mittlerweile zu schätzen, dass in Johannis gut für ihn gesorgt wird, auch menschlich.» Rieger hob erneut hervor: «In der gesamten Saison gab es keinen Leistungsabfall.» Und, klar, auch beim anschließenden Feiern zeigten die Meister ihr Stehvermögen und ihren Zusammenhalt.

Kampfverlauf, bis 55 kg (gr.): Schmitt (J) 4:0-TüPS (3:0, 5:1, 4:0) über Vierling (A) – Stand 4:0; bis 120 kg (Fr.): Romero (J) 3:0-PS (1:0, 3:0, 3:0) über Schmidt (A) – 7:0; bis 60 kg (Fr.): T. Schleicher (J) SS nach 1:42 (5:0, 6:0, 4:0) über Heinze (A) – 11:0; bis 96 kg (gr.): Virag (J) kampflos Sieger, da Aue unbesetzt – 15:0; bis 66 kg (gr.): Greifelt (J) 3:0-PS (1:0, 1:0, 2:0) über Klikos (A) – 18:0; bis 84 kg (Fr.): Pscherer (J) 4:0-TüPS (6:0, 7:0, 6:0) über Büttner (A) – 22:0; bis 66 kg (Fr.): Besold (J) SS nach 1:07 (3:0) über Hocko (A) – 26:0; bis 84 kg (gr.): Horvath (J) 4:0-TüPS (3:0, 7:3, 4:0) über Kirmse (A) – 30:0; bis 74 kg (gr.): S. Dürmeier (J) 4:0-TüPS (7:0, 7:0, 7:0) über Gerber (A) – 34:0; bis 74 kg (Fr.): Valentir (J) 4:0-TüPS (4:0, 7:0, 6:0) über Frommhold (A) – Endstand 38:0 / Kampfrichter: Lotz (Waldaschaff) / Zuschauer: 572.

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