Sportlich top, aber:

Der TV Altdorf kann sich die erste Liga nicht leisten

14.11.2021, 14:34 Uhr
So sehen Siegerinnen aus: Katarzyna Stanic (Nummer 13), Nadja Nawrat (Nr. 14), Christine Prügel (Nr. 8), Mariana Mantellato Dias (Nr. 7) und Katharina Schön (Nr. 2) haben gerade viel Spaß beim TV Altdorf.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink So sehen Siegerinnen aus: Katarzyna Stanic (Nummer 13), Nadja Nawrat (Nr. 14), Christine Prügel (Nr. 8), Mariana Mantellato Dias (Nr. 7) und Katharina Schön (Nr. 2) haben gerade viel Spaß beim TV Altdorf.

Vor rund dreieinhalb Jahren träumte Katharina Schön von der zweiten Liga. Ihr TV Altdorf wäre kurz zuvor beinahe in die vierte abgestiegen und konnte nur mit einem energischen Schlussspurt noch das Schlimmste verhindern. Trotzdem wäre der Aufstieg „natürlich ein Traum von mir und ich würde mir sehr gerne in meiner Karriere diesen Traum erfüllen“, sagte die Volleyballerin seinerzeit. Nur: „Ob, wie und wo es am Ende klappt, steht noch in den Sternen.“

Geklappt hat es knapp zwei Jahre später mit: dem TV Altdorf. Obwohl sich die Verantwortlichen erst reiflich überlegen mussten, ob sie sich die zweite Liga überhaupt leisten konnten und wollten. Der Verband wünscht sich einen Etat zwischen 100000 und 150000 Euro, viel Geld für einen kleinen Verein. Dank ihrer Sponsoren trieben sie die Summe annähernd auf. Die zweite Liga musste trotzdem noch ein paar Monate warten auf den TV Altdorf.

Die Pandemie verzögerte den Rundenstart bis in den Winter; sieben gewonnene Spiele reichten hernach zu Platz neun und dem Klassenverbleib. Ein halbes Jahr später ist der TV Altdorf ganz oben. In der zweiten Liga. Am Samstag ließ die Mannschaft des neuen Trainers Haitham Aleter in eigener Halle dem MTV Stuttgart II keine Chance, Endstand 3:0.

Es fehlen 400000 Euro

Und schon taucht am Horizont wieder das Nonplusultra auf. „Stand jetzt ist die erste Liga überhaupt kein Thema für uns“, bremst der Sportliche Leiter Milan Dörnhöfer, „da liegen über 400000 Euro dazwischen.“ Die sie nicht haben und wohl auch nicht auftreiben könnten. Selbst wenn es mit der ersten Mannschaft sportlich reichen würde.

Zudem fehlt in Altdorf ein solider, tragfähiger Unterbau. Eine zweite Mannschaft in der dritten oder vierten Liga, um selbst Talente formen zu können. Das Thema Nachhaltigkeit ist ein äußerst bedeutsames. Solange die erste Liga nicht mehr wäre als ein sündteures Abenteuer, macht es für den TV Altdorf keinen Sinn. Wie gewaltig der qualitative Unterschied zwischen den zwei höchsten Klassen ist, bekommt gerade der VC Neuwied zu spüren, der Zweitliga-Meister 2020/21.

Der Neuling läuft von einer Abreibung in die nächste. Sechs Spiele, sechs Niederlagen, erst ein gewonnener Satz. Mit einer praktisch runderneuerten Startformation. Das müssen sie nicht unbedingt erleben beim TV Altdorf, der natürlich trotzdem versucht, „bestmöglich abzuschneiden“, wie Dörnhöfer betont.

„Schwer bis unmöglich“ wäre auch der höhere Trainingsaufwand zu realisieren. Fünf Mal pro Woche statt wie bisher drei Mal ist für Amateure kaum zu schaffen; Schule, Studium, Beruf haben Vorrang, mit Volleyball kann man zumindest in Altdorf kein Geld verdienen. „Ein Platz in der oberen Tabellenhälfte wäre super“, sagt Dörnhöfer deshalb. Der bestens einschätzen kann, wieviel Zeit und Energie schon jetzt investiert werden muss, um konkurrenzfähig zu sein.

Was die Zukunft bringt, kann auch der Sportliche Leiter nicht sagen; weil sich im näheren Umkreis etliche Erst- und Zweitligisten tummeln, Sponsoren aber nicht auf den Bäumen wachsen, sieht er den Standort Altdorf nicht unbedingt in der regionalen Spitzengruppe. Fußball, Eishockey, Handball. Volleyball in Schwaig. „Wir haben relativ viel Konkurrenz“, betont Dörnhöfer, also versuchen sie beim TV, einen alternativen Weg zu gehen.

Team Nordbayern

Ein gutes Netzwerk zum Beispiel kann dabei helfen, Verstärkungen vom eigenen Programm zu überzeugen. Deshalb verstehen sich die Altdorferinnen mittlerweile auch als Team Nordbayern; nicht nur der Sportlicher Leiter, auch etliche Spielerinnen kommen aus Bayreuth, andere aus Regensburg oder Erlangen und nehmen bis zu eine Stunde Anreise pro Einheit in Kauf. Nicht so lange ist Michael Raddatz unterwegs, der einst lange den VfL Nürnberg betreut hat und sich jetzt um Altdorfs Reserve in der Bayernliga kümmert.

So bauen sie gerade einfach in Ruhe etwas auf. „Man soll niemals nie sagen“, meint Milan Dörnhöfer, die erste Liga ist und bleibt natürlich ein Traum. Der vielleicht eines Tages, aber sehr wahrscheinlich nicht in der nächsten Saison wahr werden kann. „Dafür bräuchten wir schon jetzt 200000 oder 300000 Euro, um Verstärkungen einzukaufen“, sagt Dörnhöfer.

Also Geld, das sie nicht haben.

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