Der Zauber von Dambach: Erinnerung ans LAC-Sportfest

6.6.2019, 11:09 Uhr
Der Zauber von Dambach: Erinnerung ans LAC-Sportfest

© Foto: Archiv LAC Quelle Fürth/Bertram Böhm

Begonnen hat alles mit der Aschenbahn. Keiner gewöhnlichen Aschenbahn, sondern einer, die in Fürth-Dambach liegt. Es gibt die Legende, dass unter dem Sportplatz dort gewachsener Fels liegt, Sandstein wie auch im Stadtwald, der das Gelände von einer Seite umgibt. Und dass das die Bahn so schnell gemacht hat. "Man sagt zumindest, dass es fördernd war", erzählt Bertram Böhm, ehemaliger Vorstand beim LAC Quelle Fürth.

Ob es nun am Sandstein lag oder nicht: die Aschenbahn des TV Fürth 1860 zählt in den Fünfziger und Sechziger Jahren zu den schnellsten und damit auch beliebtesten in ganz Bayern. Sie ist gut gepflegt. Zum internationalen Pfingstsportfest, das der TV veranstaltet, kommen die Athleten aus ganz Deutschland und den Nachbarstaaten. Doch so schnell die Bahn für ihre Verhältnisse auch sein mag. Asche kommt aus der Mode. Auf Kunststoff kann man noch schneller laufen, ein Regenschauer macht solchen Bahnen auch weniger aus.

1974 scheint die Geschichte der Leichtathletik-Sportfeste in Fürth schon wieder beendet. Dass sie das nicht ist, liegt am Gönner des LAC Quelle, der 1969 aus dem TV hervorgegangen war. Gustav Schickedanz feiert 1975 seinen 80. Geburtstag und hat 500 000 D-Mark auf der hohen Kante. Dafür spendiert er dem Verein eine Kunststoffbahn und legt obendrein noch Geld für ein neues Sportfest drauf.

Und wieder kommt der Sandstein ins Spiel. "Die damaligen Platzbauer waren sehr zufrieden mit dem Untergrund", erinnert sich Böhm. Der LAC hat wieder eine schnelle Bahn, doch das Internationale Sportfest soll andere Dimensionen annehmen. Es sollen nicht mehr nur die besten Leichtathleten Deutschlands, sondern der ganzen Welt an die Coubertinstraße kommen.

Also beauftragt man einen Tribünenbauer, der zwei Holztribünen hochzieht. Für das Ehepaar Schickedanz werden sie verkleidet und Polster verlegt. Ein Bus fährt zum Athleten-Hotel in Erlangen. Für den Schickedanz-Preis, der an besonders herausragende Sportler vergeben wird, fertigt die Künstlerin Gudrun Kunstmann eine Bronze-Skulptur.

Zur Premiere gibt es eine Kulisse wie bei einem Fußball-Bundesligaspiel. 13 000 Zuschauer verfolgen die Wettkämpfe, zwischen 6000 und 8000 pendelt sich der Schnitt später ein. Auf der Pressetribüne sitzen Journalisten aus ganz Deutschland, von Tageszeitungen und Fachzeitschriften, die abends ihre Berichte per Telefon an ihre Redaktionen weitergeben. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen filmt mit.

Und wieder zeigt sich, dass der Sportplatz in Dambach kein gewöhnlicher ist. Als sich am Mittag des 13. Juni 1976 Inge Helten für den Vorlauf über die 100 Meter an den Start stellt, sind viele Zuschauerplätze noch leer. Es ist eine Zeit, in der die deutschen Frauen die besten Sprinterinnen der Welt stellen. Sie laufen teilweise schneller als die Männer. Der Star ist aber eigentlich nicht Helten, sondern Annegret Richter.

Doch in Fürth steht die Favoritin im Schatten der Außenseiterin. Als Helten nach 11,04 Sekunden im Ziel ankommt, schauen sich Bertram Böhm, seinerzeit Stadionsprecher, und sein Kollege Peter Brühl, ungläubig an. "Wir waren vollkommen durcheinander", erinnert sich Böhm. Helten ist Weltrekord gelaufen. Mit Rückenwind aus Dambach.

Drei Jahre, drei Sensationen

"Es gibt dort Verhältnisse, die ganz selten sind", erzählt Böhm: " Die Bäume halten den Wind ab, aber nicht so, dass er nicht fördernd ist. Die Windmessung steht bei 50 Metern. Und hinten raus bekommt man noch einmal einen Schub." Die Windmessung ergibt: Es war alles korrekt.

Es bleibt nicht der einzige Weltrekord: Ein Jahr später schleudert die US-Amerikanerin Kathy Schmidt ihren Speer vollkommen aus dem Blauen heraus auf 69,32 Meter. 1978 knackt die Polin Grazyna Rabsztyn ihren eigenen Weltrekord über 100 Meter Hürden. "Das waren damals Sensationen", sagt Böhm. Mit drei Weltrekorden in drei Jahren ist das Internationale Sportfest endgültig auf der Leichtathletik-Weltkarte bekannt.

Doch so charmant das Gelände auch ist, in den späten 80ern wird das Sportfest endgültig zu groß für die Anlage. Und zieht schließlich ins Frankenstadion. Die Kunststoffbahn in Dambach ist heute in keinem guten Zustand mehr. "Sie müsste mal erneuert werden", sagt Böhm. Aber viele Athletinnen und Athleten, die darauf laufen, sagen: Schnell ist sie immer noch.

Am 20. Juni lesen Sie in der Serie "50 Jahre LAC": Warum Ben Johnson einmal in einer Fürther Sauna übernachtete – und das Sportfest schließlich nach Nürnberg umzog.

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