Die viergleisige Ringer-Bundesliga kommt

21.11.2005, 00:00 Uhr
Die viergleisige Ringer-Bundesliga kommt

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Die Zweitligaringer der SV Johannis 07 haben den Kampf um den Meistertitel in der zweiten Bundesliga Süd noch keinesfalls aufgegeben, wie der klare 26:14-Heimsieg am Samstagabend vor 350 Zuschauern über den KSV Berghausen beweist. Jetzt gibt es sogar noch einen Grund mehr, mit aller Macht Platz eins anzustreben: Der berechtigt nämlich zur Teilnahme an den Relegationskämpfen zur neu gegründeten viergleisigen Bundesliga.

Diesen Beschluss hat die Delegiertenversammlung des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) am Samstag in Nürtingen gefasst. Ab der neuen Saison 2006 wird es eine viergleisige Eliteliga mit je sechs sowie eine viergleisige zweite Liga mit je acht Mannschaften geben. Eine der vier Staffeln wird aus den Vereinen der Landesverbände Bayern und Hessen gebildet. Nach dem jetzigen Stand, so erläuterte der Johanniser Ringerabteilungsleiter Udo Schmitt, kann nur der Meister der aktuellen zweiten Bundesliga Süd den Aufstieg schaffen. Und der müsste erst noch mit dem hessischen Vertreter SC Kleinostheim in die Relegation gehen, so Schmitt weiter.

„Unser Bestreben ist es immer, sportlich so stark zu sein wie möglich“, sagte Schmitt. Mit anderen Worten: Die „07er“ wollen auch weiterhin alles daransetzen, um den TSV Dewangen noch vom Thron zu stürzen: „Wir haben Dewangen schon im Hinkampf besiegt, das wollen wir am 2. Dezember in eigener Halle natürlich wiederholen.“ Sind am Ende zwei Teams punktgleich, entscheidet der direkte Vergleich. Wenn die Johanniser dem in der Rückrunde bislang so souveränen Primus noch ein Bein stellen wollen, dürfen sie sich allerdings keinen Ausrutscher mehr erlauben.

Zum neuen Präsidenten des DRB wählten die Delegierten den 59-jährigen Unterfranken Manfred Werner vom TV Unterdürrbach; der Verwaltungsangestellte aus Veitshöchheim setzte sich mit 57 von 71 Stimmen gegen seine drei Mitbewerber klar durch. Der bisherige Präsident Helmuth Pauli (Tuttlingen), der seit 1971 dem Präsidium angehört hatte und elf Jahre lang Präsident war, wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Im Fall eines Aufstiegs der Johanniser wäre die Suche nach Sponsoren natürlich noch dringlicher. „Das gestaltet sich leider immer schwieriger. Dabei wird bei uns doch immer guter, ehrlicher Sport geboten“, sagte Schmitt. Den Beweis lieferten „seine“ Ringer auch gegen Berghausen, dessen Trainer Pasquale Passarelli, der Johanniser Olympiasieger, wegen eines Krankheitsfalls in der Familie nicht mit in die Noris gekommen war. Am Ende hatten die Hausherren die tapferen und fairen Gäste allerdings etwas unter Wert besiegt.

Rieger: Tim Schleichers Leistung „sensationell“

Gleich zu Beginn überraschte Tim Schleicher (16) mit einem 3:2-Erfolg gegen den sechs Jahre älteren, mehrfachen ungarischen Meister Norbert Kollar, der in der Rückrunde in der Klasse bis 55 kg (griechisch-römisch) noch unbesiegt war. „Das war sensationell. Tim bearbeitet seine Gegner ständig, ist immer in Bewegung und ringt für seine 16 Jahre schon erstaunlich ökonomisch“, zeigte sich auch Trainer Bernhard Rieger vollauf begeistert von seinem „Musterschüler“. Rieger musste diesmal alle zehn Kämpfe alleine coachen, da Andreas Buchhorn wegen einer Familienfeier fehlte.

Einmal mehr herausragend die Leistungen von Vasilij Zeiher und Olaf Brandt. Sie zeigten wieder Griffe und Würfe, die man nicht in jedem Bundesligakampf zu sehen bekommt. Brandt bekam für einen lupenreinen Ausheber - er ließ dem armen Jens Lutz Höhenluft schnuppern - sogar die Höchswertung von fünf Punkten, im freien Stil erst recht eine Seltenheit.

Wie Schleicher drehte auch Marco Greifelt einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg um. Während der Nürnberger vor Kondition nur so strotzte, war sein Gegenüber Lars Schuler am Ende stehend k.o. Ob’s an Schulers Nürnberger Freundin lag, wie KSV-Coach Bernd Ehrler in der Pressekonferenz scherzhaft anfügte?

Pech hatte Christoph Pscherer bei seinem Zweitliga-Heimdebüt, dass Nicolas Gerbode schon nach ein paar Sekunden verletzt aufgab. Zu diesem Zeitpunkt stand der Triumph der Johanniser allerdings schon fest. Den hatten zuvor Philipp Vanek mit einer starken Leistung gegen Norman Enderle (3:2) und erst recht Sebastian Krieger, der Risto Gräber nach einem blitzschnellen Kopfhüftschwung auf die Schultern legte, endgültig in trockene Tücher gebracht.

Kampfverlauf, bis 55 kg (gr.): T. Schleicher - Kollar 3:2 (0:3, 0:1, 2:0, 1:0, 1:0) - Stand 3:2; bis 120 kg (Fr.): Pecha - Lohrer 1:3 (3:0, 1:1, 0:1, 0:1) - 4:5; bis 60 kg (Fr.): Zeiher - Ewald 3:0 (7:0, 4:0, 6:0) - 7:5; bis 96 kg (gr.): Vanek - Enderle 3:1 (3:0, 1:1, 0:2, 3:0) - 10:6; bis 66 kg (gr.): Greifelt - Schuler 3:2 (0:1, 0:1, 4:0, 4:0, 4:0) - 13:8; bis 84 kg (Fr.): Choroba - Kaufmann 2:3 (0:3, 0:3, 1:0, 1:0, 1:3) - 15:11; bis 66 kg (Fr.): Brandt - Lutz 3:0 (7:0, 4:1, 9:0) - 18:11; bis 84 kg (gr.): Zeman - Kolossow 0:3 (0:1, 0:3, 0:3) - 18:14; bis 74 kg (gr.): Krieger Schultersieger in der ersten Runde (7:0) über Gräber - 22:14; bis 74 kg (Fr.): C. Pscherer Aufgabesieger nach zehn Sekunden über Gerbode (verletzt) - Endstand 26:14. - Mattenleiter: Schreiber (Obereisesheim/Württemberg) /

Zuschauer: 350.

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