Doch eine Chance beim Club? Der "Tor-Jäger" empfiehlt sich

12.7.2019, 10:32 Uhr
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© Foto: Sportfoto Zink

Lukas Jäger gehört beim 1. FC Nürnberg nicht gerade zu jenen Profis, die durch Wehleidigkeit auffallen. Im Vormittagstraining hatte der Österreicher "einen auf den Deckel bekommen", wie er es salopp formulierte, leichte Sehstörungen waren die Folge. Am Abend beim Test in Bischofshofen (3:0) hinderte ihn das aber keineswegs daran, nach Eckbällen zweimal den Schädel hinzuhalten - und so prompt zum neuen "Tor-Jäger" zu avancieren.

Wann ihm das Kunststück eines Doppelpacks zuletzt gelungen war, daran konnte sich der eher rustikal veranlagte Defensivspezialist kaum erinnern. "Muss schon ein bisschen länger her sein", gestand Jäger schmunzelnd. Trainer Damir Canadi freute sich derweil darüber, wie schnell seine Arbeit Früchte trug. Noch am Vormittag hatte er Standardsituationen einstudieren lassen - mit durchschlagendem Erfolg. "Wir haben die Laufwege gut eingehalten, und Lukas war genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das hat er gut gemacht", lobte der Coach.

Solch anerkennende Worte hatte Jäger in seiner Zeit in Nürnberg noch nicht oft gehört, was auch daran lag, dass er ja kaum einmal eine Chance bekommen hatte, etwas gut zu machen. Mit großen Hoffnungen war der Junioren-Nationalspieler im Sommer 2017 vom SC Rheindorf Altach zum Club gewechselt, avancierte dann aber zum Prototypen des Edelreservisten. Zwar pries Ex-Coach Michael Köllner stets die vorbildliche Berufseinstellung und Charakterstärke des bodenständigen Vorarlbergers, der im Training nie nachlasse und so wichtigen Druck auf die Kollegen ausübe.

Wirklich gebraucht wurde Jäger aber nie. "Zu langsam", lautete Köllners Urteil. Erst unter dessen Nachfolger Boris Schommers feierte Jäger am 23. Februar beim 1:2 in Düsseldorf seine elfminütige Premiere im Profiteam. Zwei Wochen später durfte er beim 1:2 in Hoffenheim für
14 Minuten ran. Und versank danach wieder in der Versenkung.

Jäger weiß, wie Canadi tickt

Insofern mag es erstaunen, dass der 25-Jährige immer noch da ist. "Es war hier nicht immer einfach, aber ich bin ein Typ, der nicht so leicht aufsteckt", sagt Jäger. Und vielleicht wird dieses Durchhaltevermögen ja doch noch belohnt. Weil sein dritter Trainer in Nürnberg ein Landsmann und alter Bekannter ist. Vier Jahre lang hatte Canadi Jäger einst in Altach betreut und dessen Tugenden zu schätzen gelernt. Jäger wiederum weiß, "wie der Trainer tickt und wie er spielen lassen will. Das dürfte ein Vorteil für mich sein".

Zudem füllt Jäger zwei Kaderpositionen aus, ist in der Abwehr wie im defensiven Mittelfeld einsetzbar. Der gelernte Innenverteidiger wurde erst im Profibereich zum "Sechser" umgeschult, "weil ich viel laufen kann, aggressiv bin und viele Zweikämpfe gewinne". Trotzdem dürfte es für den sympathischen Musterprofi nicht einfacher werden.

Im Abwehrzentrum sind im Normalfall Georg Margreitter, Lukas Mühl oder Neuzugang Asger Sörensen gesetzt, im defensiven Mittelfeld heißen die Konkurrenten Patrick Erras und Ondrej Petrak, auch Kapitän Hanno Behrens könnte auf der "Sechs" spielen. Jäger scheint das zu ahnen: "Ich will einfach in der Vorbereitung Gas geben, und dann schauen wir, was herauskommt."

"Mir gefällt es in Nürnberg"

Sein Berater Mario Weger denkt ähnlich. Der kennt Canadi schon lange und weiß, dass der "nie nach Namen aufstellt, sondern nach Leistung. Insofern könnte es für Lukas schon einen Neustart geben." Weger sieht so momentan keinen Grund, "einen Wechsel zu forcieren". Erst wenn sich herauskristallisieren sollte, dass sein Klient auch unter Canadi keinen Auftrag hat, müsse man sich eben andernorts umschauen.

"Mir gefällt es in Nürnberg", so Jäger, "aber das Wichtigste ist, dass ich wieder eine Chance bekomme. Ich möchte unbedingt spielen." Und falls nötig den Schädel hinhalten.

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