Dominant, aber glücklos: Club unterliegt St. Pauli 0:1

11.9.2017, 22:26 Uhr
Der entscheidende Moment: Paulis Waldemar Sobota schob den Ball mit der Fußspitze ins Nürnberger Tor.

© Sportfoto Zink / WoZi Der entscheidende Moment: Paulis Waldemar Sobota schob den Ball mit der Fußspitze ins Nürnberger Tor.

Der besondere Reiz von Montagabend-Spielen erschloss sich dem Nürnberger Publikum in der jüngeren Vergangenheit eher selten, unter Flutlicht gewann der 1. FC Nürnberg zuletzt nur eine von acht Zweitliga-Begegnungen. Aber es soll ja alles ein bisschen anders aussehen in dieser noch jungen Saison, idealerweise ein bisschen heller, weshalb Trainer Michael Köllner sein Team nicht unerheblich umkrempelte für das Heimspiel gegen den FC St. Pauli – aber als die Lichter ausgingen, hatte die Statistik bestand.

Nürnbergs junge Mannschaft enttäuschte nicht, blieb aber bei allem Engagement im Abschluss zu harmlos – und verlor mit der 0:1 (0:0)-Heimniederlage auch den Anschluss an die Tabellenspitze der 2. Liga; sieben Punkte aus fünf Spielen dürften für etwas Ernüchterung sorgen. St. Pauli durfte sich über einen vor allem dank seiner Effizienz im entscheidenden Augenblick geglückten Sieg freuen.

Entgegen seiner Ankündigung, es im erprobten 4-1-4-1-Schema zu versuchen, setzte Köllner doch auf das während der Länderspielpause vertieft einstudierte 3-4-3-System; Youngster Eduard Löwen, flankiert von Georg Margreitter und Neuzugang Ewerton, erhielt die verantwortungsvolle Position im Zentrum der defensiven Dreier-Reihe (und erfüllte sie gut), Enrico Valentini und Tim Leibold übernahmen die Außenbahnen davor.

Die Versuchsanordnung war auch eine Lehre aus der 1:3-Niederlage in Aue, wo der FC Erzgebirge die Nürnberger dank eines Vorteils im Mittelfeld ein wenig düpierte. Diesmal sollte die Idee Nürnberg tragen – wie, das war im Ansatz durchaus gut zu erahnen, in der Ausführung fehlte es allerdings immer wieder an Präzision. Manches Zuspiel war von mehr Gottvertrauen als Genauigkeit geprägt, und weil die Hamburger sich ordentlich einstellten auf die Strategie der agileren Gastgeber (respektive ein paar ähnliche Probleme hatten), fand das Spiel zunächst da statt, wo man es auch vermuten hätte können: im Mittelfeld; besondere Höhepunkte für weniger an systematischen Details interessierte Besucher: lange keine.

Möhwald verletzt ausgewechselt

Es dauerte – nach einem sanften Schreckschuss von St. Paulis Maurice Litka ans Außennetz des Nürnberger Tores (10.) - über eine halbe Stunde, ehe sich Köllners Nürnberger erstmals aussichtsreich in Position brachten. Nach einem Zuspiel von Edgar Salli fand sich Enrico Valentini unverhofft frei vorm Ziel, aber Keeper Robin Himmelmann klärte gerade noch zur Ecke (33.).

Kevin Möhwald war da schon nicht mehr dabei, Nürnbergs wichtigster Offensivspieler hatte fünf Minuten vorher wegen eines schmerzendem Oberschenkels aufgeben müssen. Über die Schwere der Blessur war zunächst nichts bekannt, Lucas Hufnagel ergänzte die offensive Dreierreihe mit Salli und Neuzugang Tobias Werner – und der Club legte an Dynamik zu, bis zur Halbzeitpause waren die Gäste nur noch mit dem Verteidigen beschäftigt, profitierten aber weiter davon, dass Nürnbergs engagierte Angriffsbemühungen im Zweifelsfall immer wieder von falschen Entscheidungen beeinträchtigt blieben.

Der FC St. Pauli, der mit den verletzungsbedingt unpässlichen Lasse Sobiech, Christopher Buchtmann und Aziz Bouhaddouz seine gesamte zentrale Achse ersetzen musste, brachte das 0:0 mit verstärktem Aufwand in die Halbzeitpause; die Ahnung, das die eigene Elf zunehmend mehr Sicherheit im neuen System finden würde, nahm der heimische Anhang mit.

Der Eindruck trog nicht, Nürnberg startete furios – mit gleich zwei Lattentreffern innerhalb von drei Sekunden, erst durch Margreitter, den Abpraller beförderte Werner ebenfalls an den Querbalken (49.). Das Stadion kam in Montagabend-Flutlichtstimmung, der zunehmend umtriebigere Werner stellte Schlussmann Himmelmann vor eine leichte Probe (57.) - aber als ein Tor sich anzukündigen schien, fiel es auf der verkehrten Seite.

Ein Pass in die Schnittstelle der Dreierkette, unglücklich touchiert vom bis dahin tadellosen Margreitter, fiel Waldemar Sobotta vor die Füße, der nutzte die unverhoffte Gelegenheit zum 0:1 (63.) - mit dem ersten Schuss aufs Tor war der Kiez-Klub in Führung gegangen; ob verdient oder nicht, war keine Frage, die den auf einmal vernehmlich fröhlichen Anhang vom Hamburger Millerntor beschäftigte.

Nürnbergs Fußballer auch nicht. Ondrej Petrak, der mit Hanno Behrens die umsichtige Zentrale bildete, verfehlte das Ziel aus 25 Metern knapp, gegen den engagierten, aber wieder etwas zappeligen Salli und Werner klärte wieder Himmelmann. Köllner brachte Cedric Teuchert für Salli, aber Glück lässt sich nicht einwechseln. Nach Tim Leibolds Flankenlauf verstolperte Werner die nächste gute Gelegenheit (75.). Jenseits aller Systemfragen hatte am Ende die einfachste Fußball-Wahrheit gesiegt. Der Ball muss ins Tor.

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Valentini, Margreitter, Ewerton, Leibold - Petrak - Möhwald (28. Hufnagel), Behrens, Löwen, Werner (83. Ishak) - Salli (72. Teuchert)

FC St. Pauli: Himmelmann - Dudziak, Hornschuh, Avevor, Buballa - Nehrig, Flum (79. Neudecker) - Sobota, Möller Daehli (73. Schneider) , Litka (83. Kalla) - Allagui

Tore: 0:1 Sobota (63.) | Gelbe Karten: Valentini, Ewerton - Nehrig, Dudziak | Schiedsrichter: Schlager (Rastatt) | Zuschauer: 27.375.

+++Hier gibt's die Partie zum Nachlesen im Live-Ticker!+++

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