Drei Punkte aus vier Spielen: Mut und Wut beim Kleeblatt

1.6.2020, 20:07 Uhr
Wichtig-Mann gegen Darmstadt: Marco Caligiuri herzt Torschütze Marvin Stefaniak.

© Wolfgang Zink/Sportfoto Zink Wichtig-Mann gegen Darmstadt: Marco Caligiuri herzt Torschütze Marvin Stefaniak.

Das Kleeblatt führt eine Verfolgergruppe der Zweitliga-Spitzenteams an, ist punktgleich mit Kiel und Aue, hat aber bei 38 Zählern noch das Nachholspiel gegen Dresden am 9. Juni in der Hinterhand. Und jetzt kommt die schlechte: Auch am Ende der ersten Englischen Geisterspiel-Woche hat Fürth die 40-Punkte-Marke nicht gerissen, dabei hatte Trainer Stefan Leitl das als Ziel ausgegeben. Doch nach dem überraschenden 0:2 gegen Osnabrück wurde es lediglich ein Punkt beim 1:1 in Darmstadt. Da es aber zwischen gut und schlecht noch ganz viele Nuancen gibt, lohnt sich genaueres Hinsehen, was für Mut und Wut sorgt beim Kleeblatt.

Glücklich oder verdient: In der Bewertung der Partie in Darmstadt scheiden sich die Geister. "Ich bin schon zufrieden mit dem Punkt", sagte Kleeblatt-Coach Stefan Leitl und machte das an "klar besseren Chancen" in der ersten Hälfte fest. Dass dann "das Momentum" auf Fürther Seite war, als der Darmstädter Felix Platte einen Elfmeter – "obwohl es für mich keiner war" (Leitl) – an den Pfosten schoss, verschwieg der Trainer nicht. "Wir haben Glück gehabt, dass Darmstadt nicht auf 2:0 stellt." Doch die Sturm- und Drangphase seiner Spieler ab dieser Szene bestärkte ihn in der Wahrnehmung: "Bei einer Mannschaft, die so einen Lauf hat, war das heute eine sehr gute Leistung und dieser Punkt auch mehr als verdient."

Darmstadts Trainer Dimitrios Grammozis sah das – durchaus verständlich – etwas anders. Die Enttäuschung unter seinen Spielern überwog. Grammozis lobte zwar die Laufleistung und Spielstärke der Fürther, die "Topfußballer" in ihren Reihen hätten, sah aber, dass seine Lilien den Gegner "gut unter Kontrolle hatten. Wir hatten die klareren Möglichkeiten".

Die Gegentore: Fürth konnte beim Führungstreffer der Darmstädter wie schon vor dem 1:0 der Osnabrücker einen Umschaltmoment nicht verteidigen. Leitl hatte nach dem HSV-Spiel angekündigt, das Spiel gegen den Ball zu verbessern. Das Thema bleibt auf der Agenda.

Vermisst wird: Innenverteidiger und Stammspieler Mergim Mavraj und Stürmer Havard Nielsen. Seit Mitte Februar pausiert Mavraj wegen Adduktorenproblemen, wird aber in dieser Woche endlich voll ins Mannschaftstraining einsteigen. Nielsen zog sich eine Gehirnerschütterung vor eineinhalb Wochen zu. Auch Daniel Keita-Ruel und Julian Green kommen aus einer Verletzung und sind noch nicht wieder in der alten Form. Hinzu kommt, dass Leitl wegen der hohen Belastung in der Englischen Woche die Außenverteidiger austauschte. Die Viererkette reißen Trainer ungern auseinander, denn ihre Automatismen sind das Fundament für die anderen sieben.

Die Spielweise: Fürth hatte den Ball meistens öfter als der Gegner, schlug aber aus dieser Dominanz in den vergangenen vier Spielen zu wenig Kapital. Leitl wird seine Spielphilosophie bis zum Saisonende nicht über den Haufen werfen. Die Statistik gibt ihm oft Recht: Seine Spieler laufen und sprinten mehr als der Gegner, haben eine bessere Passquote und spielen auch mehr Pässe. Branimir Hrgota und Keita-Ruel betreiben momentan Chancenwucher.

Ergebniskrise: Wenn man sagen will, dass eine Mannschaft nicht viel falsch macht, aber trotzdem nicht punktet, verwendet man das Wort "Ergebniskrise". Fußball ist dann ein "Ergebnissport", die Tabelle gnadenlos. Seit dem fulminanten 2:0-Sieg gegen die Spitzenmannschaft Stuttgart im Februar spielte Fürth 1:1 in Kiel, 2:2 gegen den HSV, 0:2 gegen Osnabrück und 1:1 in Darmstadt.


"Sehr, sehr gute Leistung": Fürth-Coach Leitl ist zufrieden


Der Anspruch: Drei Punkte aus den vergangenen vier Spielen sind zu wenig für den Anspruch, den die Fürther nach dem bisherigen Saisonverlauf an sich stellen müssen. Zumal die Platzierung angesichts der überall angespannten Finanzsituation noch nie so wichtig war wie in diesem Sommer. Der aktuelle Rang sechs wäre für die Spielvereinigung (Fernseh-)Gold wert, ist aber akut bedroht, leichter werden die Aufgaben nicht.

Das Restprogramm: Sandhausen, Gegner am Freitag, ist gut drauf, Schlusslicht Dresden und Drittletzter KSC (am letzten Spieltag) werden kratzen und beißen, aber nicht Fußball spielen. Das Frankenderby ist unberechenbar wie ein Pokalspiel, Heidenheim ist nicht umsonst Vierter und Bochum auf Augenhöhe mit Fürth.

2 Kommentare