Ein Franke ist die Entdeckung der WM

23.1.2013, 00:00 Uhr
Ein Franke ist die Entdeckung der WM

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Den Kontakt zur fränkischen Heimat pflegt Steffen Weinhold, so gut es geht – auch wenn das immer schwieriger wird. „In der vergangenen Saison habe ich noch vier Spiele von Erlangen live gesehen“, erzählt der 26 Jahre alte Weinhold, in der laufenden Saison war es erst ein Heimspiel. Dafür führt er einen plausiblen Grund an: „Von Flensburg aus ist das nicht mehr so einfach, aus Großwallstadt war ich schneller in Erlangen.“

Vier Jahre lang, bis 2007, hatte Weinhold, der bereits mit 17 Jahren sein Zweitliga-Debüt gab, für den HC Erlangen gespielt, ehe er zur HSG Nordhorn wechselte – und in seiner ersten Saison den EHF-Pokal holte. Bundestrainer Heiner Brand berief Weinhold ins Nationalteam. Vor drei Jahren ging es weiter nach Großwallstadt; seit dieser Saison spielt der Linkshänder am nördlichsten Punkt der Republik. Bei der SG Flensburg-Handewitt holte er sich den letzten Feinschliff, um bei der WM richtig auftrumpfen zu können.

Grüße aus der Heimat

Besonders in den ersten Spielen des Turniers, in denen die deutsche Mannschaft Abstimmungsprobleme offenbarte, sprang Weinhold in die Bresche. Gegen Brasilien gehörte er zu den positiven Überraschungen, bei der Niederlage gegen Tunesien war er bester Deutscher – und half dann entscheidend mit, den Sieg gegen Argentinien unter Dach und Fach zu bringen. Mit seinen flinken Beinen und dem guten Spielverständnis bestach der 1,91 Meter große Rückraumspieler gegen die offensiven Abwehrreihen der außereuropäischen Teams. „Vielleicht kam mir das entgegen, aber ich kann meine Stärken auch gegen 6:0-Formationen einbringen“, erklärt Weinhold.

Gratulationen aus Erlangen gab es dafür auch schon. „Andreas Bayerschmidt hat mir geschrieben“, verrät der Nationalspieler, der nicht nur zum Torhüter des HCE noch gute Verbindungen hält. „Ich halte noch Kontakt zu einigen Leuten im Klub und werde sicher bald mal wieder bei einem Spiel vorbeischauen, wenn es meine Zeit erlaubt“, verspricht Weinhold, der als Kind ein leidenschaftlicher Fußballer war – und den Handball entdeckte, als einmal das Fußballtraining ausfiel. Er probierte sich im Handballteam seiner Schwester aus – und entdeckte seine zweite Leidenschaft.

In der Bundesliga beweist der gebürtige Fürther, der als Jugendlicher in Altenberg und Zirndorf spielte, seine Fähigkeiten Woche für Woche und hat sich nach seinem Wechsel nach Flensburg schnell zu einer festen Größe beim Deutschen Meister von 2004 gemausert. Seine Entwicklung geht kontinuierlich nach oben; mit Großwallstadt hatte Weinhold eher in den Niederungen der Handball-Bundesliga gespielt.

„Für mich war Flensburg der richtige Schritt“, sagt Weinhold. Beim Tabellendritten bewies er sein internationales Niveau, was letztlich ausschlaggebend dafür war, dass ihn Bundestrainer Martin Heuberger in diesem Jahr erstmals für ein großes Turnier nominierte. In den beiden zurückliegenden Jahren hatte Weinhold, der 2006 mit Deutschland Junioren-Europameister war, den Sprung jeweils knapp verpasst. „Das waren bittere Momente, deshalb bin ich froh, hier in Spanien dabei zu sein“, sagt er.

Gegen die offensive 5:1-Deckung der Spanier heute Abend vor 15000 Zuschauern in Saragossa kann Weinhold erneut zum entscheidenden Faktor werden. Mit seinen technischen Möglichkeiten steht er den Spaniern nicht nach. „Wir gehen nicht in das Viertelfinale und sind damit zufrieden, mitspielen zu dürfen“, sagt Weinhold. Kampflos gibt er sich sicher nicht geschlagen. Schließlich hat Weinhold lange genug darauf gewartet, bei einer Weltmeisterschaft spielen zu dürfen.

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